Gibt es wissenschaftlich gut und böse?

9 Antworten

Wenn Du mir "wissenschaftlich" die Naturwissenschaften meinst, muss man die Frage verneinen.

Naturwissenschaft/ das naturwissenschaftliche Erkenntnismodell bezieht sich immer aus das reale, physische Universum. Werte (Ethik/Moral) die recht/unrecht; fair/unfair; gut/böse definieren haben keinen Bezug zum physischen Universum jenseits der Beschreibung & Erfassung & natürlich der Modellierung.

Aber insgesamt sind Werte Konstrukte unseres Bewußtseins mit unserem evolutionsbiologischen Gepäck im Hintergrund und der jeweiligen sozio-kulturellen Umgebung im Vordergrund. Insofern sind Werte Glaubensangelegenheiten, die keinen naturwissenschaftlichen Beleg zulassen.

Auf einer rein biologischen Ebene könnte man argumentieren, dass das absolut Böse etwas ist, dass Menschen grundsätzlich gegen unser "normales" evolutionsbiologisch bedingtes Artverhalten verstossen läßt (Altruismus, Schmerzvermeidung, Hilfsbereitschaft....) oder eben ein Mensch der bewußt gegen die ethisch-moralischen Regeln seiner Gesellschaft verstößt.

"Gut" und "böse" sind normative Werturteile und damit immer abhängig von den Wertvorstellungen des Beurteilenden.

Es gibt Wissenschaften, die von der Erkennbarkeit objektiver, geistunabhängiger Wirklichkeit ausgehen (also von einer Wirklichkeit, die unabhängig vom Beobachter eine ganz konkrete Beschaffenheit hat).
Das wären z.B. die klassischen Naturwissenschaften.
Sie akzeptieren als Erkenntnisquelle lediglich die sinnlich wahrnehmbaren Phänomene, die sie nach erkenntnistheoretischen Methoden auswerten und interpretieren. Dabei gehen davon aus, dass Aussagesätze wie "Die Anzahl sämtlicher Sterne im Universum ist aktuell ungerade." unabhängig vom Betrachter entweder wahr oder falsch sein müssen (auch wenn noch niemand alle Sterne je gezählt hat und sie vielleicht auch nie jemand wird zählen können).
Sie streben nach objektiv beweisbaren, absoluten Wahrheiten (wahr/falsch) und kümmern sich nicht um subjektive Konstrukte wie gut/böse, richtig/falsch, recht/unrecht.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich hab Spaß an Philosophie
Ayse28  19.10.2023, 02:04

Dann gibt es freilich auch deskriptive "Wissenschaften", welche sich mit einzelnen Aspekten menschlicher Natur und/oder kultureller Narrative beschäftigen, häufig mit dem Anspruch, diese zu systematisieren, zu ordnen oder weiter zu entwickeln. Ich zähle dazu z.B. Jura, Soziologie, Anthropologie, Ethik, Theologie etc.
Diese "Wissenschaften" sind stark kontextgebunden (Zeit, geographischer Raum, Gesellschaftsordnung bzw. -hierarchie).

Beispiel:
Bei der Frage, ob es akzeptabel ist, jemanden
a) zu töten
b) zu versklaven
c) zu Ernährungszwecken zu züchten & zu schlachten
d) zur Verfütterung an Haustiere zu züchten und zu schlachten

wurde und wird je nach Zeit und kulturellem Umfeld unterschiedlich beantwortet, je nachdem, ob es sich bei "jemand" um

1) einen Angehörigen des eigenen Stammes
2) einen Angehörigen eines Stammes/Volkes der eigenen Hautfarbe, mit dem man sich aktuell nicht im Krieg befindet
3) irgendeinen Menschen
4) irgendein fühlendes Wesen handelt

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Die Wissenschaft vom Bösen nennt sich Ponerologie. Philosophen seit der Antike erforschen das Böse. Die Forensik befasst sich medizinisch-psychologisch hiermit. Die Moralphilosophie kommt hieran nicht vorbei, die Justiz auch nicht.

Insofern, ja, das Böse gibt es, und die vielfältigen wissenschaftlichen Ansätze, es zu erforschen auch.

Die Religionswissenschaften, Literatur- und Kulturwissenschaften, die sich mit dem Phänomen befassen, kommen noch hinzu.

Schließlich gibt es noch die historische Erforschung des Phänomens, also die Erforschung der Entstehung des Teufels- oder Bösartigkeitsbegriffs, seine Beziehung zum Dämonischen, Üblen, Höllischen, Abgründigen, Perversen, usw.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – private Studien
Schwarzcore  22.12.2022, 04:38

Nett formuliert aber so einfach ist das nicht. Wenn man mal den Dämonen- und Teufelsunsinn beiseite läßt und festhält das sich Kultur- und Religionswissenschaften nur aus historischen Gründen damit beschäftigen dürfen. Einen juristischen Strafbestand des "Böse seins" gibt es auch nicht. Auch eine medizinische Diagnose "Böse" gibt es nicht.

Was bleibt ist die Philosophie und die Moral. In beiden Fällen sind Gut und Böse abstrakte und relative sowie Kontextabhängige Begriffe. Menschen können Taten begehen die man als Böse bezeichnen könnte aber eben nur abstrakt und oberflächlich.

Ein Soziopath der schreckliche Verbrechen begeht weil er z.B. über keine Empathie verfügt hat letztlich neurale Defizite (um es mal vorsichtig auszudrücken).

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OliverKrieger  22.12.2022, 05:25
@Schwarzcore
Nett formuliert aber so einfach ist das nicht. Wenn man mal den Dämonen- und Teufelsunsinn beiseite läßt

Der Begriff "Dämon" ist kein Unsinn, und der "Teufel" hat seinen Ursprung im Sündenbock, dieser ist u.a. rückverfolgbar durch die Erforschung der Kultur des nahen Osten. Die Hexe hat einen sehr dunklen Ursprung, manche führen sie auf Hekate zurück. Das ist nicht einfach, im Gegenteil. Die Wissenschaften, die ich zuvor oberflächlich erwähnte, befassen sich tiefsinnig und fundiert mit der Thematik, und Unsinn ist die Vorstellung, es handele sich um Unfug.

Selbstverständlich gibt es den juristischen Begriffs des bösartigen Willens, d.i. die Absicht, das böse Motiv. Hierdurch ist in jedem Fall der Wille erfasst, aus dem das Böse entsteht.

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Schwarzcore  23.12.2022, 01:18
@OliverKrieger

Ob Du es jetzt glaubst oder nicht...mir war durchaus bekannt das Du die Termini "Dämon" und "Teufel" nicht selbst erfunden hast. Die Wissenschaften die Du erwähnt hast befassen sich ausschließlich in einem kulturanthropologischen und historischen Sinne damit.

Außerhalb kirchlicher Kreise würde sich kein seriöser Wissenschaftler, egal auf welchem Fachgebiet damit lächerlich machen und seine Reputation verschenken indem er behaupten würde Teufel oder Dämonen würden existieren.

Wissenschaftlich gesehen gibt es kein Gut oder Böse. Das verstehst Du doch oder ?Teufel, Dämonen oder Hexen(Hekate, nebenbei bemerkt wurde als Göttin verehrt und war keine Hexe) gibt es nicht wirklich.

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OliverKrieger  23.12.2022, 13:43
@Schwarzcore

Lernen Sie, zu differenzieren. An keiner Stelle behauptete ich, Dämonen existierten. Trotzdem gibt es Wissenschaften, die den bösen Willen, und somit das Böse erforschen. Das hat mit Glaube nichts zu tun, denn es sind Wissenschaften.

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OliverKrieger  24.12.2022, 07:10
@Schwarzcore

wie ich bereits oben schrieb:

die ponerologie, die politische ponerologie, die religionswissenschaften, die literatur- und kulturwissenschaften, die anthropologie, die geschichtswissenschaften, die forensische, sowie die freiberufliche psychologie :

https://de.wikipedia.org/wiki/Ponerologie

https://en.wikipedia.org/wiki/Political_ponerology

https://en.wikipedia.org/wiki/Ren%C3%A9_Girard

https://www.amazon.de/Science-Evil-Empathy-Origins-Cruelty/dp/0465031420

https://www.amazon.de/Anatomy-Evil-Michael-H-Stone/dp/1591027268

https://de.wikipedia.org/wiki/Anatomie_der_menschlichen_Destruktivit%C3%A4t

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OliverKrieger  24.12.2022, 16:32
@OliverKrieger

Hinzu kommt die Jurisprudenz, die sich mit der Abwägung der Anteile psychischer Pathologie (und Unzurechnungsfähigkeit) oder Bösartigkeit (Mutwilligkeit) auf Seiten der TäterInnen befasst. Die Pädagogik kennt das Böse, und vor etwa 100 Jahren gab es für diese noch das "böse Kind". Heute ist man etwas weiter, heute befasst sich die ihrerselbst bewusste moderne Pädagogik mit der Bösartigkeit der "Schwarzen Pädagogik", d.h. der autoritären Pädagogik.

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Schwarzcore  26.12.2022, 01:06
@OliverKrieger

Sieh mal! Du hast all diese, mal mehr oder weniger seriösen, Randgebiebte menschlicher Neugierde aufgezählt als ob ich ein vollkommener Idiot wäre und mir nie hätte vorstellen können das es einen Begriff wie "Böse" nicht auf Latein gäbe und als ob die Menschheit darauf nicht seit Jahrtausenden drauf rum kauen würde.

Wo? Wann? Wer? .... Warum??

Welcher Deiner oben genannten Wissenschaftler hat gesagt, behauptet, nein nachgewiesen "ES GIBT DAS BÖSE!" ?

Ein Konzept, eine auf die Welt Einfluß nehmende Kraft die man aufspüren kann, ein noch so abstraktes, wie auch immer geartetetes, dem Menschen, der Natur, dem Universum anhaltendes BÖSE ???

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OliverKrieger  26.12.2022, 01:26
@Schwarzcore
Sieh mal! Du hast all diese, mal mehr oder weniger seriösen, Randgebiebte menschlicher Neugierde aufgezählt als ob ich ein vollkommener Idiot wäre und mir nie hätte vorstellen können das es einen Begriff wie "Böse" nicht auf Latein gäbe und als ob die Menschheit darauf nicht seit Jahrtausenden drauf rum kauen würde.
Wo? Wann? Wer? .... Warum??
Welcher Deiner oben genannten Wissenschaftler hat gesagt, behauptet, nein nachgewiesen "ES GIBT DAS BÖSE!" ?

Sie können vielerlei tun, ohne die Bücher zu lesen, oder die Wissenschaftler zu respektieren, die ich aufgelistet und verlinkt habe, Sie müssen nicht einmal mit Hegel und Kant anfangen, für die das Böse eine durch den Willen des bösartigen Menschen bedingte Sache ist, d.h. Sie können auch die Aufklärung ignorieren.

Pädagogik, Jurisprudenz, und Psychiatrie "Randgebiete menschlicher Neugierde" zu nennen, ist indes gewagt.

Ich mache Ihnen einen Vorschlag : Sie bleiben so ignorant, wie Sie sein wollen, und ich überlasse es weiterhin Ihnen sich beleidigt zu fühlen, wie Sie lustig sind.

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Schwarzcore  26.12.2022, 02:21
@OliverKrieger

Gerade eben weil ich die Wissenschaft sehr schätze würde ich doch gerne eine Antwort auf die doch eigentlich sehr simple Frage bekommen welcher Wissenschaftler jetzt proklamiert hat: "Es gibt das Böse!". Denn so lautete die Frage.

Ich bin doch auch nicht beleidigt, ganz im Gegenteil, ich schätze jederzeit und hätte mich wirklich über eine überzeugende Antwort gefreut.

Allein, wie soll ich es beurteilen, daß man vor einigen Jahrzehnten von "bösen Kindern" fabulierte soll mich belehren?

Darf ich eine Frage stellen wenn nicht zu gewagt? Glaubst Du an Gott? Das Jesus Christus unser Herr und Erlöser ist?

Du mußt nicht antworten, ich weiß das ist eine persönliche Frage. Aber es würde mich interessieren.

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OliverKrieger  26.12.2022, 03:44
@Schwarzcore
Gerade eben weil ich die Wissenschaft sehr schätze würde ich doch gerne eine Antwort auf die doch eigentlich sehr simple Frage bekommen welcher Wissenschaftler jetzt proklamiert hat: "Es gibt das Böse!". Denn so lautete die Frage.

Sie müssen, um die Antwort zu erhalten, nicht einmal mit Hegel und Kant anfangen, für die das Böse eine durch den Willen des bösartigen Menschen bedingte Sache ist, d.h. Sie können auch die Aufklärung ignorieren.

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Schwarzcore  26.12.2022, 04:07
@OliverKrieger

Ich deute das mal als ein dickes "Jawohl!". Möglicherweise wird es Dich überraschen das die Philosophie keine Wissenschaft ist sondern eben....Philosophie.

Davon abgesehen hat sich der menschliche Wissensschatz seitdem enorm erweitert. Wusstest Du das weder Kant noch Hegel Darwinisten waren?

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OliverKrieger  26.12.2022, 04:32
@Schwarzcore
Möglicherweise wird es Dich überraschen das die Philosophie keine Wissenschaft ist sondern eben....Philosophie.

Die Philosophie ist eine Wissenschaft, man kann sie zu den Geisteswissenschaften zählen, obwohl sie durch die Logik auch den exakten zuzurechnen ist.

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Schwarzcore  27.12.2022, 04:54
@OliverKrieger

Daaaas kann man ....nicht! So wie ein philosophischer Gottesbeweis kein Beweis ist, ist die Philosophie keine Wissenschaft.

Ein aufgeweckter Krieger wie Du kennt doch sicherlich die Kriterien die man heutzutage an die Wissenschaft stellt.

Vorhersagbarkeit, Reproduktion und Darstellbarkeit.

Eine wissenschaftliche Aussage wäre z.B. "Jeden Vollmond greift das Böse um sich."

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Ich würde sagen "Nein".

Das, was du als gut empfindest, empfinden viele andere als schlecht.

Das, was viele als schlecht empfinden, empfinden wiederum viele andere als gut.

Sowas wie "gut/böse" gibt es demnach gar nicht, zumindest nicht in einer totalen Definition, höchstens in einer ethischen aus einer bestimmen Perspektive heraus.

Nein da diese Annahmen immer nur individuell getroffen werden können

Was für dich gut und richtig ist ist für jemand anderen schlecht und falsch