Gibt es wirklich Hunderassen mit einem erhöhten Aggressionspotential?
...oder ist das Quatsch und es kommt primär auf die Erziehung und Aufzucht des einzelnen Hundes an?
5 Antworten
Jaein. Man muss einige dinge beachten, zudem dass Hund auch nicht gleich Hund ist. Hunde wurden über Jahrhunderte hinweg für bestimmte Aufgaben gezüchtet. Hüten, Bewachen, Jagen, leider auch für Kämpfe, dabei sind bestimmte Eigenschaften bewusst heraus gezüchtet worden wie zum Beispiel Beutefangverhalten, Wachsamkeit und darunter auch Hunde mit niedriger Reizschwelle. Ein Border Collie zum beispiel neigt eher dazu, sich bewegenden Objekten nachzujagen, weil er ein Hütehund ist, und als dieser zum Beispiel Schafe treibt. Ein Herdenschutzhund dagegen wurde dafür gezüchtet Herden vor anderen Raubtieren zu schützen und soll sie bei bedarf verteidigen können, diese Hunde müssen also sehr eigenständig sein.
Wichtig ist auch zu beachten dass Aggression nicht gleich Aggression ist. Aggression ist in erster Linie erst mal ein normales kommunikatiosmittel bei Hunden zum Beispiel um Distanz zu schaffen, wir Menschen gehen bei dem Wort Aggression oft direkt von Beißereien usw. aus, dass ist aber nicht automatisch der Fall.
Gefährlich ist es erst wenn Aggression unkontrolliert wird, übermäßig oder fehlgeleitet auftritt.
Hunde mit einer niedrigen Reizschwelle reagieren empfindlicher und schneller und können mitunter schneller nervös werden, was auch erst mal ein normale Aggressives Verhalten auslösen kann, bedeutet aber jetzt nicht dass der Hund jetzt jeden beißt, aber er will zum Beispiel für Abstand sorgen.
Studien aber machten deutlich dass das Umfeld in dem der Hund lebt einen ernormen Einfluss hat. Mangelnde Sozialierung, schlechte Erfahrunf, oder gar Gewalt in der Erziehung, erhöhen das Risiko für problematisches Verhalten, wogegen eine gute sozialisierung, konsequente, faire und gleichzeitig liebevolle Erziehung zeigte dass sie das Risiko für problematische Aggression deutlich reduzierte, auch bei den sogannten 'Schwierigen Rassen'
Viele Statistiken die sich mit Beißvorfällen befassen zeigen, dass häufiger durchaus große und kräftige Hunde auffallen, nicht weil sie per se Aggressiver sind, sondern weil sie durch ihre größe und kraft gefährlicher sind und dadurch häufiger gemeldet werden, dabei gibt es auch genug kleine Hunde die beißen, aber wer meldet es wirklich wenn man durch einen Chihuahua ein Loch in der Hose hat? Das ist im Durchschnitt eher seltener der Fall.
Es gibt durchaus gewisse Veranlagungen durch die ein Hund ein erhöhtes Risiko für bestimmte Verhaltensweise mit sich bringen könnte, wie zum beispiel hohe Beutemotivation, aber ob daraus wirklich ein Gefährliches Verhalten entsteht, hängt von der Hand ab die die Leine hält und wie man mit ihnen umgeht.
Deswegen sind auch zum Beispiel gute Zuchtlinien wichtig, da auch dort auf den Charakter geachtet wird und mit entsprechenden Tieren gezüchtet wird die einen stabilen Charakter besitzen.
Dieses Video (eines meiner lieblingsvideos) zeigt zum Beispiel einen Hund der hier in DE je nach Bundesland als Listenhund gilt und sehr Menschenfreundlich ist. Klar gibt es auch fälle wo solche Hunde eben baustellen haben, schaut man sich unsere Listenhunde mal an, sieht man aber eben auch dass es meist sehr Arbeitsfreudige Rassen sind und Arbeitsfreudige Rassen wollen auch arbeiten.
https://www.youtube.com/watch?v=cMagxRyrvIs
Mein Lieblingssatz, den ich seit gestern kenne: Die Gene legen lediglich die Tendenz, der Mensch formt das Verhalten.
Ja natürlich gibt es die. Alles was als "Wach und Schutzhund" gezüchtet wurde benimmt sich auch so :-) Ein Wach und Schutztrieb muss aber nicht gleich immer "Aggression" sein. Jedenfalls nicht so wie Menschen das immer verstehen.
Ein Herdenschutzhund wird seine Herde schützen. Dazu ist er da. Und wenn Du da auf die Weide läufst wird er vielleicht "aggressiv" reagieren. Ausserhalb seines Territoriums interessiert der sich gar nicht für Dich.
Wenn ich einen Dackel auf die Weide zu den Schafen stelle interessiert der sich mehr für die Mäuse auf der Wiese als darauf ob Du zu den Schafen läufst.
Aggression ist meist situationsbezogen. Es gibt keinen Hund der immer aggressiv reagiert. Aber natürlich gibt es Hunderassen die das Potential haben im Zweifelsfall nach vorne zu gehen und anzugreifen. Aber das ist eben nur die "Anlage" - entscheidend ist was man daraus macht. Und da kommt halt wieder der Mensch ins Spiel. Der muss den Hund entsprechend grossziehen, erziehen und verantwortungsvoll führen können. Dann ist auch ein solcher Hund keinerlei Gefahr.
Es gibt halt einfach Rassen, bei denen falscher Umgang schneller in augenscheinlich "aggressiv Verhaltensweisen" umschlagen kann. Die ganzen "Wach- und Schutzhundrassen" z.b wurden dafür gezüchtet, auf unbekannte Reize erst einmal zu reagieren - sonst wären sie ja nicht zu gebrauchen für solche Jobs. Heißt, du hast hier nen jungen hund von solcher Rasse und der reagiert erst einmal auf alles, durch fixieren, bellen, knurren, weil es so gewollt war. Das ganze dann in die Richtige Bahn zu lenken ist der Knackpunkt, deshalb ist die richtige Sozialisierung so wichtig. Viele machen den Fehler und meinen dann, dieses Verhalten sofort unterbinden zu müssen. Durch rumgezerre am Hund, durch Geschrei "Aus, aus", durch Gewalt... das bestätigt den Hund noch, dass da etwas nicht passt. Diese Hunde müssen einfach in Ruhe alles kennen lernen dürfen und dann schrittweise erklärt bekommen, wie sie sich zu verhalten haben. Denn auch negative Aufmerksamkeit kann als Bestätigung fungieren und dann hat man das Drama, das sich immer weiter zuspitzt. Durch die unbeholfenheit mancher Menschen mit dieser Situation entsteht die Aggression, nicht, weil es diese Hunde per se sind. Oft heißt es dann "reaktivität", allerdings wurde das durch die Zucht auch so selektiert. Der Hund sollte ja reagieren als Wachhund. Das bekommt man nicht raus, das er reagiert, aber wie er reagiert, kann man beeinflussen. Natürlich checkt mein Rottweiler jeden ab, der am Gartenzaun vorbei kommt, aber dazu steht er nicht einmal auf, weil er weiß, dass er keinen Handlungsbedarf hat. Also im Fazit, er interessiert sich sehr schnell für Dinge, die nicht alltäglichen sind, er bewertet die Situation bzw ich bewerte sie mit ihm und wenn ich feststelle, das ist langweilig, dann ist es das für ihn auch. Hätte ich aber von Tag eins ein Drama aus allem gemacht und ihm nicht alles mögliche gezeigt und nur mit Hektik und Unterbindung reagiert, weiß ich, hätte ich einen Hund, der meinen Stress übernommen hätte und den ich heute nicht führen könnte, weil es sich zu sehr hochgeschaukelt hätte. Dann hätte ich ihn nicht souverän geführt und er müsste selbst einen Weg finden, diese für ihn fremde Situation zu lösen und je nachdem kann das auch in Aggression ausarten. Ansonsten kann ich dem nur hinzufügen, dass ich Narben von Bisswunden habe, aber keine war von meinen Hunden - sondern von Kaninchen ... und ich bin schon auf meine Hunde drauf gefallen, war bei ihnen, als sie von der Narkose erwachten, musste ihnen Sachen aus dem Maul holen, schmerzhafte Wunden behandeln ... nie hat einer gebissen. Das kenne ich wiederum von anderen Rassen, die als weniger gefährlich gelten schon 🙄 also sind sie nicht aggressiver als andere Rassen, im Gegenteil, sie lassen sich aber leichter versauen und durch die Größe und das Gewicht ist das halt dann problematisch
Es gibt Rassen und Linien die über Generationen durch Zucht selektioniert wurden auf gewisse Eigenschaften. Das kann man nicht einfach mit einer anders gearteten Aufzucht kompensieren, man kann sie in eine gemässigte Richtung versuchen zu führen aber einfach x Generationen gezielte Selektion kann man nicht einfach auslöschen.
Gibt definitiv Rassen bzw. eher Blutlinien, die auf innerartliche Aggression gezüchtet sind und damit eine Art Kampfhund sind. Staffordshire Terrier z.B..
Ja. Grundsätzlich ist aber alles Erziehung. Da man sehr schön an der Beißstatistik sieht sind sowas wie Cane Corso, Pitbull, oder sowas auch nicht gefährlicher als sonst was. Vorallem nicht, wenn der Besitzer halt kein Vollidiot ist, der eine Kampfmaschine möchte.