Gibt es eine Sprache mit dem gleichen Satzbau wie Deutsch?

6 Antworten

Es gibt so eine Art Grundsatzbau, der von der Position der drei Hauptsatzglieder (Subjekt, Prädikat (Verb) und Objekte) ausgeht.

Im Deutschen ist der Grundsatzbau S-V-O. Im Chinesischen auch. Aber je mehr Satzglieder dazukommen, desto unterschiedlicher wird es. Zum Beispiel kommen im Chinesischen beschreibende Nebensätze VOR das Wort, das sie beschreiben.

Deutsch: Ich(S) mag(V) den Mann, (der da in der Ecke steht)(O).

Chinesisch: Ich(S) mag(V) (da in der Ecke steht) Mann(O).

Japanisch: [Ich(S)] (da in der Ecke steht) Mann(O) mag(V).

Dem exakten deutschen Satzbau am nächsten kommen dürfte eventuell Isländisch: ziemlich eng verwandt und hat noch alle vier Fälle. Man kann also theoretisch jeden deutschen Satz nachbauen. Es kann aber sein, dass das dann nicht immer natürlich klingt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – staatl. gepr. Übers. und absoluter Sprach(en)nerd

JacobyHolmes 
Fragesteller
 04.01.2022, 09:35

Omg Dank für die ausführliche Antwort ⚡⚡⚡

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Naja, kleine Unterschiede gibt es immer, aber Niederländisch hat schon recht oft eine Satzstellung wie im Deutschen.

https://www.grammatiken.de/niederlaendische-grammatik-online-lernen/niederlaendische-hauptsaetze-satzstellung-subjekt-praedikat-objekt-adverbialen-ort-zeit-tabelle-beispiele.php

Vielleicht hat Paul meine Nachricht  gar nicht bekommen.

Misschien heeft Paul mijn bericht helemaal niet gekregen. (niederländisch)

Kanske har Paul inte alls fått mitt budskap. (schwedisch)

Nur im Niederländischen und Deutschen (von diesen 3 Beispielen) setzt man das Partizip (bekommen, gekregen) ganz ans Satzende. Im Schwedischen setzt man das Objekt ans Ende, das Partizip steht nicht am Ende (das würde dort sehr schräg klingen).

Bei Isländisch muss ich mich auf den Translator verlassen, wenn der Recht hat, ist es dort ähnlich wie im Schwedischen - das Objekt steht am Ende.

Kannski hefur Páll alls ekki fengið skilaboðin mín.

(Nur steht das Possessivpronomen anders als im Schwedischen hinter dem Nomen.)

Übrigens hatte Englisch vor allem früher eine sehr ähnliche Wortstellung wie im Deutschen. Ein Beispiel aus der King James Bible (1611).

And the light shineth in the darkness; and the darkness comprehended it not.

Und das Licht scheint in der Finsternis; und die Finsternis verstand es nicht.

Heute "didn't understand it."

Ich schätze mal, dass auch Friesisch oft eine ähnliche Wortstellung wie im Deutschen und im Niederländischen haben dürfte. Friesisch/Englisch/Deutsch/Niederländisch sind westgermanische Sprachen.

Hallo, schwedisch ist ziemlich ähnlich finde ich 😊

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Uni: Empirische Sprachwissenschaften, Philosophie

Wenn du Latein kannst, wirst du feststellen, dass Deutsch im Satzbau sehr viele Ähnlichkeiten hat. Kein Wunder: Dank Martin Luther ist Deutsch im Grunde übersetztes Latein, wobei er den Satzstrukturen übernommen hat. Bestes Beispiel sind verschachtelte Sätze mit dem entscheidenden Verb am Schluss (was Dolmetscher in den Wahnsinn treiben kann): Den Vorschlag, die Kosten für... zu übernehmen, obwohl... , wobei dabei noch zu bedenken ist, dass... , hat der Stadtrat abgelehnt (oder angenommen).

Du kannst im Deutschen auch vielfältig die Wortstellung ändern (vor allem in der Duchtung) , wobei sich allerdings auch der Sinn ändert: gestern habe ich das gelesen - das habe ich gestern gelesen - ich habe das gestern gelesen.

Also eine Sprache mit fast freiem Satzbau und Verklammern, Verben am Satzende. So was kenne ich nur vom Deutschen.