Gibt es ein palästinensisches Volk?

4 Antworten

Heute gibt es eins, weil es eine Gruppe von Menschen gibt, die sich als Palästinenser bezeichnen.

Das muss man genau so akzeptieren, wie sich heute Menschen auch ihre Rolle des Geschlechts aussuchen können. Wobei Palästina ein hervorragendes Beispiel für das Toleranzparadoxon sein kann...

Das Wort "Palästina" geht zurück auf das Volk der "Philister". Die waren ein attisches Seevolk (Griechen), welcher um 1.300 v. Chr. in die Region eingewandert sind.

Das Aufkommen der Seevölker war auch das Ende der Bronzezeit bis 1.200 v. Chr. Die reichen Kulturen im Mittelmeerraum sind alle zusammengebrochen, wie das alt-ägyptische Königreich.

Man hat dem Aufkommen der Seevölker - die Piraten und Plünderer waren - oft die Schuld am Untergang der antiken Zivilisationen gegeben. Ramses III. hatte in seinen persönlichen Aufzeichnungen geschrieben, dass die Philister mit Frauen und Kindern auf das Schlachtfeld gegen die ägyptischen Armeen kamen... damit wollte er wohl sagen, dass die nicht alle Latten am Zaun hatten und rücksichtlose Barbaren waren. In Wahrheit ist es ein starkes Indiz dafür, dass die Seevölker Flüchtlinge waren, die mit ihren Familien vor Hungersnöten geflohen sind, vllt. auf Grund von Dürreperioden.

Diese Philister gründeten in ihrem Siedlungsgebiet später eine Konföderation aus 5 Stadtstaaten, welche bei Herodot auch benannt wird als "Pentapolis Palästina", bestehend aus: Aschdod, Gaza, Aschkelon, Gat, Ekron.

Aus Sicht der dort schon lebenden Israeliten waren diese Philister große Feinde. Das hebräische Wort "Pelishtim" hat daher die Bedeutung für das Wort "Eindringling" im Sprachgebrauch entwickelt. Im alt-ägyptischen bedeutet das Wort "Peleshet" oder "Pelest" auch soviel wie "die Feinde Gottes".

Tausende Jahre später hatte gerade die Römer die Herrschaft über das ehem. israelische Königreich und nannten das Land "Provinz Judäa". Da die Juden aber immer wieder gegen die Römer rebelliert haben, exilierte der römische Kaiser Hadrian ab 136 n. Chr. die Juden und benannte das Land um in "Provinz Syria-Palestine".

Es war also eine doppelte Bestrafung, dem Land der Juden den Namen ihrer historisch schlimmsten Erzfeinde zu geben.

Das ist der Grund, warum sich die Bezeichnung "Palästina" in der westlichen/europäischen Kultur durchgesetzt hat und warum die Briten ihr Mandatsgebiet "Palästina" nannten, genau wie sie das Mandatsgebiet des heutigen Irak auch "Mesopotamia" nannten... komischerweise gibt es dort kein Land "Mesopotamien"... :D

Arabische Historiker haben noch bis in die 1960iger Jahre vor dem UN-Sicherheitsrat argumentiert, dass es kein Land names "Palästina" geben kann.

Philip K. Hitti sagte: "there is noch such thing as Palestine in history". Ahmed Shukairy - der spätere Führer der palästinensischen Befreiungsorganisation - sagte 1956: "it's common knowledge that Palestine is nothing but southern Syria".

Auch während der Herrschaft der Osmanen gab es kein Land Palästina und keine Menschen die sich Palästinenser nannten. Es war die Provinz Damaskus und auch bekannt als Süd-Syrien.

isnichwahrne 
Fragesteller
 25.10.2023, 17:41

Wow! Ich liebe solche kurzen und knackigen Erklärungen einer Geschichte, die sich über Jahrtausende hinzieht!

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Nur bestätigen.

Der Name 'Philistaea' bezw. Palästina haben wir Kaiser Hadrian zu verdanken. Dieser schlug 135 n.Chr. den Bar Kochba Aufstand nieder und verjagte die Juden in alle Welt.

Aus Rache wollte er, dass man des Namen Israel nie mehr gedenkt. Er gab dem Israelischen Land Judäa eben den Namen Palästina, was soviel heisst wie " Philister". Damit wollte er die Juden verhöhnen weil die Philister stets die ärgsten Feinde vom Volk Israel waren.

Die Philister vom AT kamen aus Kreta. Dieses Volk ging jedoch im Verlauf der Geschichte unter und hat nichts mit den heutigen Palästinenser zu tun.

Auch die Juden waren vor 1947 "Palästinenser", denn das waren einfach alle die in diesem Gebiet wohnten: Jüdische Siedler, Araber, Beduinen, Nomaden....Es bezeichnet keine ethnische Volksgruppe.

Soviel ich weiss (ohne Gewähr), war es Jassir Arafat der den Menschen im Westj.land und Gaza diesen Namen so richtigig aufgedrückt hat.

lg

isnichwahrne 
Fragesteller
 25.10.2023, 12:41

Danke! Voll informativ!

Da kann man mal sehen, was man mit einzelnen Wörtern alles bewirken kann!

2

Nun, wenn man nur „Volk“ geeignet definiert, kann man die Aussage beliebig bestätigen oder ablehnen. Wenn man „Palestinänser“ als „Bewohner von Palästina“ definieren will, führt das zwangsläufig zur gewünschten Aussage.

Vergleichbare Aussagen beträfen dann auch Kurden und Bayern (Frankfurt a.M. gehörte mal zu Bayern!).

Die Aussage lässt sich also nicht widerlegen. Allerdings kann man mit ihr nicht handfest argumentieren, da ihr Wahrheitsgehalt davon abhängt, wie man „Volk“ und „ethnische Identität“ definiert. Aus Wischiwaschi Falles Mögliche zu folgern ist nicht falsch, aber weder stichhaltig noch interessant.

isnichwahrne 
Fragesteller
 25.10.2023, 12:44

Ja, wahrscheinlich kommen wir nicht um die grundsätzliche Frage herum: Gibt es überhaupt so etwas wie "Volk" ?

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mjutu  25.10.2023, 13:08
@isnichwahrne

Ja, genau. Das ist bei solchen Diskussionen immer ein Problem.

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Willst du etwa sagen nur weil die Britten und Franzosen irgendwelche Linien in der Wüste gezsichnet haben sind da nicht plötzlich zwei versxhiedene Völjer aus den Leuten westlich und östlich des Jordan entstanden?

DerHans  25.10.2023, 12:24

Die Linien wurden nur auf Landkarten gezogen. Zäune kamen erst viel später dort in Mode.

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