Geld stehlen = Geld drucken in der Makroökonomie?

FinWi  28.11.2024, 06:14

Was genau ist jetzt deine Frage? Ob Geldrucken Raub auf volkswirtschaftlicher Ebene ist?

DerAnswerer 
Beitragsersteller
 28.11.2024, 09:34

sozusagen

4 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Zunächst: Die "Modern Money Theory (MMT)" ist so ziemlich das dümmste, was ich in den letzten 50 Jahren gelesen habe. Sie wurde wohl überhaupt nur deshalb ein bisschen publik, weil die Politiker nur allzugerne an dieses Märchen geglaubt hätten: Unendlich lang immer neue Schulden machen, ohne sie jemals zurückzahlen zu müssen und ohne, dass es jemals zu Inflation kommt -was für ein Schlaraffenland! Das man an solchen Unfug nicht eine Sekunde ernsthaft verschwenden muss, ergibt ein simpler Blick zurück: Noch jede Hyperinflation mit anschließendem offiziellem Staatbankrott und Schuldenschnitt beweisen das exakte Gegenteil der MMT.

Und zu Deiner eigentlichen Frage, ob Gelddrucken gleich Geldstehlen ist: Ja, in einem bestimmten Sinne ist es das. Wenn Du und ich und unsere 98 anderen Nachbarn in unserem kleinen eigenen Staat eine eigene Währung haben und jeder von uns besitzt 100 Taler, dann sind also in Summe 100x100 = 10'000 Taler im Umlauf. Jeder dieser Taler hat eine bestimmte Kaufkraft. Wenn nun über Nacht die Regierung weitere 10'000 Taler druckt und in Umlauf bringt, dann sind plötzlich 20'000 Taler im Umlauf. Wohlgemerkt für immer noch dieselbe Menge an verfügbaren Gütern und Dienstleistungen. Wenn aber doppelt soviele Taler auf dasselbe Angebot treffen, halbiert sich die Kaufkraft dieser Taler, weil sich die Preise von allem verdoppeln würden.

In anderen Worten: Die Regierung hat Dir durch ihr Gelddrucken die Hälfte Deiner Kaufkraft gestohlen.

Nun kann man das aber auch anders sehen: Wenn die Regierung mit ihren neuen 10'000 Talern nicht gerade Fahrradwege in Peru finanziert oder als Geldgeschenk für die ukrainische Rentenversicherung versenkt, sondern dieses neue Geld im Inland ausgibt, dann sieht die Rechnung anders aus. Würde sie bspw. jedem unserer o.g. 100 Bürger jeweils 100 dieser neuen Taler geben, dann hätte jeder von uns danach 200 Taler. Die Folge wäre also, dass zwar alles doppelt so teuer wäre, aber auch jeder doppelt soviel Taler hätte.

Soviel zur Theorie; in der Realität ist es natürlich so, dass die Politik genau deshalb immer neue Schulden macht, weil sie dieses neue Geld eben gerade nicht gleichverteilt an alle Bürger geben will (denn dann hätte sie die ganze Aktion ja auch gleich sein lassen können), sondern weil sie es ungleich umverteilen will. In dem sie z.B. Dir keinen einzigen neuen Taler zukommen lässt, mir aber dafür 200 neue Taler. Oder sie (aus welchen kruden Überlegungen heraus auch immer..) entschieden hat, dass sie weder Dir noch mir einen einzigen neuen Taler zukommen lassen will, aber dafür 200 Taler für Fahrradwege in Peru ausgeben will.

Sprich: "Gelddrucken" ist zunächst einmal eine Umverteilung von Kaufkraft. Ob Du nun Gewinner oder Verlierer dieser Umverteilung bist, steht auf einem anderen Blatt. Aber da Du das hier im Forum fragst, bist Du zu 99,99% wohl ein Verlierer.. 😎


DerAnswerer 
Beitragsersteller
 28.11.2024, 21:50

Du hast wahrscheinlich gleich erkannt dass wie gänzlich auf derselben Seite stehen... danke

Geld stehlen = Geld drucken in der Makroökonomie?

Ich wehre mich ein wenig gegen den Begriff gestohlen, aber am Ende sorgt Geldmengenausweitung dafür dass die Preise steigen und damit Sparer einen Teil ihrer Kaufkraft verlieren.

Eine Firma, die pleitegeht, wird letztendlich aufgelöst. Ein Staat kann in diesem Sinne nicht pleitegehen, da er nicht aufgelöst werden kann. Er kann aber in eine Situation geraten, in der er außerstande ist, eine rechtsstaatliche Ordnung aufrecht zu erhalten.

Natürlich kann das Staat pleite gehen, weil er sich genauso wie Du am Kapitalmarkt Geld beschaffen muss.


DerAnswerer 
Beitragsersteller
 27.11.2024, 22:21

Maurice argumentiert, dass der Staat niemals mit der eigenen Währung pleite gehen kann, weil er derjenige ist der die Währung in der Hand hat bzw sie drucken kann, er kann "unendlich" davon erzeugen.

verreisterNutzer  27.11.2024, 22:24
@DerAnswerer

Nein kann er nicht weil es ja eine Gemeinschaftswährung ist. Außerdem ist die EZB unabhängig vom Staat.

Ansonsten könnte sich ja dann der Staat ja bei der EZB verschulden, wenn die Theorie stimmen würde. Geht aber nicht. Der Staat muss am Kapitalmarkt sein Geld aufnehmen.

DerAnswerer 
Beitragsersteller
 27.11.2024, 22:29
@verreisterNutzer

Dann gehe mal auf ein Beispiel ein, in dem der Staat die Kontrolle hat. Vielleicht hilft das weiter. :)

DerAnswerer 
Beitragsersteller
 27.11.2024, 22:30
@verreisterNutzer

ihm gehts nämlich um die Schuldenbremse, und dass der Staat niemals pleite gehen kann :)

verreisterNutzer  28.11.2024, 07:17
@DerAnswerer

Ja aber trotzdem gibt's keine andere Möglichkeit für den Staat als Geld am Kapitalmarkt aufzunehmen.

Geld drucken ist nicht möglich.

Man hat das z.B gesehen bei dieser Griechenlandkrise vor einigen Jahren.

Schulzefa  26.03.2025, 04:36
@verreisterNutzer

Man kann sich aber auch laut maurice Höfgen in die Armut sparen

Zb man spart sich die Renovierung von Brücken und dann entzieht du du dem Brücke Bauer oder der die Brücke renoviert und so hast so weniger Wachstum was auch wieder dazu führt das du mehr sparst

DerAnswerer 
Beitragsersteller
 27.11.2024, 22:22

Ich bin ganz auf deiner Seite übrigens