Gehirnschäden durch Leichtkontakt?


17.05.2023, 14:44

Ich kämpfe selbst Leichtkontakt und habe nach einem Training in der Regel keine Kopfschmerzen bzw. hatte ich nicht das Gefühl zu "verdummen".

Wann merke ich, dass das Sparring zu viel für meinen Kopf ist, also dass ich Schäden kriege?

Diese Frage ist mir mit am wichtigsten

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ein gewisses Risiko besteht immer. Allerdings ist das Risiko bei leichtkontakt so verschwindend gering dass es schon fast gen Null tendiert.

Und ja, die Schutzausrüstung bringt was, denn wie der Name schon sagt schützt sie. Sie mindert den Impuls bei einem Treffer an und damit wird logischerweise auch das Gehirn weit weniger heftig bewegt.

Woher ich das weiß:Hobby – Ich trainiere seit 10 Jahren verschiedene Kampfsportarten

Passieren können Schäden immer. Selbst in Stilen die mit "Abstoppen" sparren und kämpfen können Treffer Verletzungen verursachen, wenn es zu heiß her geht und ein Treffer mal zu hart durchkommt. Gehirnschäden passieren glaube ich nicht so schnell. Sie sind eher eine Folge bei intensivem Vollkontakt über Jahre mit erheblichen Kopftreffern, vor allem beim Boxen. Auch beim Kickboxen, K1, Muay Thai und MMA möglich. Dümmer werden durch Kopftreffer ist so ein Gerücht das immer mal wieder aufkommt und sich hartnäckig hält. Gerne erzählt von Leuten die Kampfsport nicht mögen und begründen wollen warum sie so einen abzuwertenden Sport nicht betreiben wollen. Eine wirkliche Bestätigung habe ich nie bekommen oder gehört.

Schutzausrüstung ist immer zu empfehlen, gerade auch Kopfschützer. Und das Equipment heute hat oft durch die schlagabsorbierenden Materialien eine sehr gute Schutzwirkung. Nimm Schutzausrüstungen auf jeden Fall. Sicher ist sicher.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Jahrzehnte langes Training verschiedener Stile,

Ich finde die Worte Leicht- oder Voll-Kontakt schon sehr fehlleitend. Wie Du richtig sagst, bekommst Du ja genau so Schläge ab, auch gegen den Kopf. Egal wie man das dreht und wendet, ist das in jedem Fall nicht gut. Was soll gut daran sein mehrfach pro Woche oder pro Training Schläge gegen den Kopf zu bekommen?! Richtig. Nichts.

Sicher macht die Intensität einen Unterschied, aber in Summe sind es immer wieder Erschütterungen.

Und ob Du das besser oder schlechter verkraftest, siehst Du in der Regel nicht nach ein paar Monaten oder Jahren, sondern nach vielen Jahren. Nur ist ein Schaden dann nicht mehr reparierbar.

Da es immer viele verschiedene Antworten im Internet gibt, musst du selber wissen auf wen du hören willst. Ich möchte trotzdem vorab einmal anmerken, dass ich nicht nur Vollkontaktkampfsportler auf Wettkampfebene bin, sondern auch Neurowissenschaftler.

Also ersteinmal zu akuten Hirnschädigungen:

Es kann in extrem seltenen Fällen zu einer akuten Hirnblutung kommen, wenn jemand extrem schwer getroffen wird. Das ist aber sehr unwahrscheinlich und tritt in der Regel nur im Profibereich auf.

CTE:

Die chronisch Traumatische Enzephalitis ist eine langzeitfolge von wiederholter Beschleunigung und abrupten Abbremsens des Gehirns. Extrem häufig tritt sie bei Football oder Rugby Spielern auf, seltener bei Kampfsportlern. Bei denen am häufigsten bei Boxern. Nach aktueller Studienlage, haben Amateurboxer kein erhöhtes Risiko für CTE wenn man sie mit anderen Sportlern vergleicht. Die Langzeitfolgen scheinen also auf die durch Sensationslust des Publikums, wegfallenden Sicherheitsvorkehrungen zurückzuführen zu sein (Lange Rundenzeiten, kein Kopfschutz, zu dünne Handschuhe).

Neurodegenerative Erkrankungen:

Es konnte beobachtet werden dass besonders nach wiederholten Erschütterungen in kurzer Zeit (Weiterkämpfen nach Anzählen im Boxen, Ground and Pound nach einem Knockdown im MMA) die Ausschüttung von toxischen Plaques im Zentralnervensystem erhöht wird. Dies könnte langfristig zur Degeneration des Zentralnervensystems führen. In wie weit dort ein Zusammenhang besteht, ist derzeit aber nicht wissenschaftlich geklärt.

Fazit:

Die Wahrscheinlichkeit für Hirnschäden ist in jedem Fall gering!

Im professionellen Bereich ist die Wahrscheinlichkeit deutlich höher als im Amateurbereich, wo diese Störungen so gut wie nicht auftreten.

Wenn du wirklich sicher gehen willst dir bei der Ausübung deines Sports keine Langzeitschäden zuzuziehen, achte auf entsprechende Sicherheitsvorkehrungen.

Achte auf passende Ausrüstung, Sparre nicht mit Leuten die sich nicht beherrschen können, Kämpfe in Verbänden die auf Sicherheitsvorkehrungen wie Helme und entsprechend dicke Handschuhe achten, Hör mit dem Sparring/Kämpfen auf und ruhe dich aus wenn du heftige Kopftreffer erleiden solltest nach denen du weiße Blitze siehst, Gleichgewichtsstörungen empfindest oder sogar K.O gehst.

Wenn du dies beachtest, kannst du deinen Sport ohne bedenken ausführen. Ein gewisses Restrisiko dich zu verletzen hast du bei allem was du tust.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Wettkampfsportler seit 6. Lebensjahr
User123121 
Fragesteller
 20.05.2023, 13:24

Hallo @RagingDemon,

vielen Dank für deine Antwort. Habe sie leider erst jetzt gelesen und weiß nicht, wie man einen Stern zurücknehmen kann. Nachträglich hätte ich dir den Stern gegeben.

Vielen Dank, die Antwort war sehr hilfreich

LG

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