Gäbe es eine Stasi-Akte über euch?

11 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Die Stasi hat eine Akte über mich geführt. Es hat lange gedauert bis ich mich mich dazu entschließen konnte sie zu lesen. Erst vor wenigen Jahren habe ich einen Antrag gestellt und es hat relativ lange gedauert bis es so weit war und ich sie lesen konnte. Es hat mich nicht überrascht, dass diese Akte begonnen hat als ich 14 Jahre alt war. Die Zeit ist mir noch immer gut im Gedächtnis. Damals haben sich vor unserem Jugendclub zwei Jungs in meinem Alter geprügelt. Mit ein paar anderen habe ich zu gesehen, aber nicht in den Kampf eingegriffen. Ich habe nicht bemerkt dass die Bullen sich von hinten angeschlichen haben. Sie haben wahllos auf uns eingeprügelt und mich fest genommen. Ich habe einen Schlag auf den Kopf ab bekommen und hatte vermutlich eine Gehirnerschütterung. Mir war schlecht und hinten im Auto habe ich dem Bullen der neben mir saß, auf die Füße gekotzt. Dafür hat er mir erst einmal seinen Gummiknüppel in die Rippen gerammt. In der Zelle haben sie mich dann noch einmal verprügelt. Weil sie mich dabei im Gesicht verletzt hatten, konnten sie mich nicht raus lassen. Das hätte Fragen aufgeworfen. Deshalb musste ich so lange drin bleiben bis meine Verletzungen geheilt waren. All das stand in meiner Akte. Auch später hat man mich nicht aus den Augen gelassen. War man einmal im System, war man immer im System. Natürlich war ich nach diesem Vorfall nicht mehr gut auf den Staat zu sprechen und ich habe das auch nicht unter der Decke gehalten. Deshalb war die Stasi mehrfach bei mir zuhause. So etwas wie einen Durchsuchungsbefehl brauchten sie nicht. Sie sind einfach rein gegangen, wenn ich nicht da war und sie haben sich keine Mühe gegeben ihren Besuch zu verbergen. Im Gegenteil, sie haben immer etwas so hinterlassen, dass ich genau sehen konnte, dass sie da waren. Da hing dann mitten im Sommer eine Winterjacke die zuvor im Schrank hing, an der Garderobe im Flur.

Pfiati 
Fragesteller
 31.05.2020, 01:12

Wow. Das tut mir leid. Das muss schlimm gewesen sein. Danke für den Beitrag.

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Hier galt wie üblich in "Schnuffelkreisen":

Masse macht Eindruck!

Meine Aktenordner dürften geschätzt zwei Meter Länge nebeneinander einnehmen, wenn nicht mehr.

Denkst du, ich habe Interesse daran, was dienstgeile, zumeist nicht mehr als den Abschluss der 8. Klasse vorweisende IMs in schlechter Rechtschreibqualität an Fantasien und Verdächtigungen in meine Äußerungen und diverse Handlungen hineininterpretiert haben, um von ihren Führungsoffizieren in Ruhe gelassen zu werden!??

Viel bedeutsamer für mich waren und sind die Einschätzungen ehemaliger Chefs und Mitstreiter über meine fachlichen und menschlichen Qualitäten! Das war immer Maßstab, nicht aber, ob ein irgendein Depp mitbekommen hat, ob ich rechtzeitig in vorgeschriebenem Format die DDR-Fahne rausgehängt hatte oder meine Witze am Ego irgendeines senilen PB-Opis kratzten.

Und eines darfst du hinnehmen, egal was dir diverse DDR-Hasser hier verklickern wollen, Wissen, Können und Fertigkeiten auf schwierigen Spezialgebieten wurden auch in der DDR von der STASI geschätzt, egal ob ich an Mai-Demonstrationen teilnahm oder bei der Wahl in die Kabine ging!

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Was die Akten angeht: es kann auch heute noch jeder nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen ran, mit z. T. exorbitanten Wartezeiten - nicht du hast hier im Land die Oberherrschaft über deine persönlichen Daten - das solltest du langsam kapieren! In der DDR waren die abgeschlossen in den Archiven der Stasi und der Kaderabteilung des ZK gehortet und versiegelt.

Hier kannst damit rechnen, dass sie in "freiheitlich-demokratischer" Manier reißerisch durch den Medienwald geschleift werden! Es sei denn, du hast solche Positionen wie damals Kohl oder Gauck! Die haben per Verfügung die Offenlegung ihrer Akten verhindert!

Warum wohl??

Ja habe ich.

War eher ernüchtern bis erheiternd.

Im Grunde war es nur eine Einschätzung meiner Person bevor ich einberufen worden bin. Hatte gedacht das da mehr drin steht. Das was drin stand (und vermutlich weit mehr) wusste auch der Kneiper bei uns im Dorf. Und dann hat die Stasi es auch noch geschafft die Einschätzung 2 Monate zu spät abzugeben, also nach meinem Einberufungstermin. Der Mist den ich während meiner Dienstzeit gemacht habe, nicht unerheblich, war überhaupt nicht vermerkt.

Es gibt also solche und solche Akten. Die schiere Anzahl sagt also relativ wenig aus. Jeder der z.B. in einem militärisch sensiblen Bereich war hatte eine Akte. Heute würde man das Sicherheitsüberprüfung (siehe Sicherheitsüberprüfungsgesetz) nennen. Ein großer Teil der Akten dürfte daher völlig belanglos sein.

Naja, es 'konnte' jeder rein, aber wer nach 1970 geboren wurde, musste sich wohl schon anstrengen! Imein... die waren 19, als die Mauer fiel...Aus dem Westen hatte sich wohl bis dahin kaum jemand mit der Stasi angelegt und im Osten mag es sicher ein paar Jugendliche gegeben haben, die sich vllt ab 15 in die 'falsche Richtung' engagiert, oder haben 'Randale' gemacht haben!

Warum sollte die Stasi eine Akte über jemanden haben, der damals vllt 12-13 war und jetzt Mitte 40 ist?

Pfiati 
Fragesteller
 30.05.2020, 09:23

Gott weiß.

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Nein. Ich bin sehr weit im Westen Deutschlands aufgewachsen und war beim Mauerfall 10 Jahre alt.