Gab es eine DDR-Version des West-ADAC d.h. eine Straßenwacht mit Pannenhilfe? Wie konnte man den benachrichtigen bei den sehr dünn gesäten Telefonanschlüssen?

6 Antworten

Ein anderes Erlebnis für die Kontaktaufnahme zur Hilfe, nicht bei Panne, sondern bei Unfall: Wir hatten einen Wildunfall, die Polizei musste gerufen werden. Seinerzeit kamen noch nahezu 100% der Autofahrer ihrer Pflicht zur Ersten Hilfe nach und hielten an. Die ersten, die hielten, kümmerten sich um die Verletzten und die Sicherung der Unfallstelle, die zweiten (innerhalb weniger Sekunden) waren Urlauber, die sich in der Region gar nicht auskannten. Denen wurde der nächste Ort mit Polizeidienststelle (gleichzeitig auch mit der nächsten Telefonzelle) benannt, ca. 5 km entfernt und der Weg zur Polizei beschrieben. Etwa 15 Minuten später waren Rettung und Polizei da. Heißt, die sind selbst zur Polizei gefahren und haben sich dorthin durchfragen müssen. Ging auch (wundere mich manchmal heute noch darüber) und das war sicher auch kein Einzelfall der Art und Weise der "Problemlösung".

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich hatte im Kofferaum immer eine Kiste mit Werkzeug und Ersatzteilen und war als Laie beim Trabbi in der Lage, eine Zylinderkopfdichtung innerhalb von 20 Minuten zu wechseln. Heute bin ich mir nicht mal ganz sicher, wo genau sich bei meinem Auto unter den Verkleidungen die Batterie befindet. Vom Bordwerkzeug ganz zu schweigen.

Wenn man damals irgendwo liegenblieb, mußte man halt darauf hoffen, daß einen jemand bis zur nächsten Werkstatt schleppte oder wenigstens mitnahm.

Es gab keinen ADAC. Man konnte den Trabi selber fit kriegen, z.B. nahm man einen Damenstrumpf als Keilriemenersatz. Und wenn dann halfen sich die Fahrer untereinander, denn die Solidarität war im Osten ja legendär. Ansonsten holten dann die Werkstätten das Auto ab und brachten es in die Werkstatt. So verwöhnt wie heute war der DDR-Bürger nicht. Das Gejammere der Medien oder einiger DDR-Bürger über das Telefon-Netz ist maßlos übertrieben. Es gab ein Telefon-Netz in ausreichendem Maße. Man schrieb zudem Briefe, die am nächsten Tag da waren. Jeder wußte, daß nicht alle Leute ein Telefon haben können und alle wußten, daß der Trabi halt 13 Jahre brauchte, bis er gebaut war.

Der ADAC hatte es nach 1990 schwer, sich im Osten zu etablieren, da die DDR-Bürger diesen als Luxus ansahen bzw. als Abzocke, der am Leid des Autofahrers noch verdienen wollte.

Ja, die DDR-Autos waren technisch ja auch so gebaut, dass man praktisch alles irgendwie selbst hin bekam. Und von den Ersatzteilen, die gerne mal ausfielen waren sowieso Standard, dass man die immer mit sich führte. Es wurden so viele Ersatzteile gehortet, dass es wahrscheinlich bei den Autos erheblich weniger Lieferengpässe gegeben hätte, wären die Teile nicht, wie es der erste Sekretär des ZK der SED, Vorsitzende des Verteidigungsrates und Staatsratsvorsitzenden, Genossen Erich Honecker, "noch mehr aus den Betrieben herauszuholen" als Ersatzteile in Kofferräumen und Kellern verschwunden.

Neu heute bekommt man jedes Trabi-Ersatzteil erstaunlich billig in Originalverpackung.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Telefonzellen gab es in jedem Ort. Meist sogar mit einem Telefonbuch drin. Da hat man die nächste Werkstatt angerufen.

Der ostdeutsche Automobilclub hieß übrigens ADMV.