Für die Leute, die in der DDR aufgewachsen sind: Was hat euch an/in der DDR am besten gefallen?

Gefallen hat mir eigentlich nur der Zusammenhalt unter den Menschen. Der war anders, intensiver als heute.

Wir waren damals in unserem Arbeitskollektiv eine verschworene Gemeinschaft. Wir haben uns immer gegenseitig geholfen. Das lag natürlich an den damaligen Zuständen in der DDR : dem miesen Warenangebot, der unerträglichen Presse (wenn jemand von irgendwoher eine Westzeitung hatte, dann brachte er die mit und alle durften die lesen ), der unsichtbaren Bedrohung durch die Stasi. Wir konnten uns aufeinander verlassen, wir wussten, wenn man einem Kollegen anvertraute, wie unzufrieden man mit den Staat war, dann würde der das nicht weitertratschen oder einen gar an die Stasi verpfeifen.

Alles was dort angeblich "besser" war, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als ein Nachteil oder sogar als besonders schlecht.

Zum Beispiel die Kinderbetreuung durch den Staat. Das wurde nur deshalb gemacht, weil der Staat so Zugriff auf die Gehirne der Kinder hatte. Die sollten von Anfang an zu kleinen Kommunisten erzogen werden.

Zum Beispiel die billigen Mieten. Die waren staatlich festgelegt und selbst wenn jemand in der DDR ein großes Haus besaß, konnte er nicht frei darüber verfügen. Der Staat legte fest, welche Wohnung er selbst bewohnen durfte und wenn das Haus zu groß war, dann wies er andere Mieter in das Haus ein, die dann diese Wohnungen bewohnten. Miete zahlten diese Leute nur den staatlich festgesetzten Betrag. Der lag ungefähr zwischen 30 und 60 Mark im Monat. Davon konnte kein Hausbesitzer sein Haus erhalten. Die Gebäude verfielen schneller, als der Staat neue Plattenbauten hochziehen konnte.

Zum Beispiel der garantierte Arbeitsplatz. Jeder hatte in der DDR das Recht auf Arbeit. Betriebe mussten so gut wie jeden Bewerber einstellen. Wenn der sich aber als Alkoholiker entpuppte, wurden die Betrieben den Typen nicht wieder los. Sie konnten ihn nicht einfach wieder feuern, denn er besaß ja das Recht auf Arbeit. In großen Betrieben haben diese Alkoholiker in der Umkleide gesessen und Karten gespielt. Die haben nie auch nur einen Finger krumm gemacht. Das zog die Arbeitsmoral der ganzen Firma runter. Am Monatsende haben diese Typen aber den gleichen Lohn bekommen, wie alle anderen. Auch das war staatlich festgelegt. Es gab also eine Arbeitslosigkeit in der DDR. Sie wurde nur in den Betrieben versteckt und hat sich als unglaublich teuer herausgestellt. Diese versteckte Arbeitslosigkeit war Gift für die Produktivität der Betriebe.

So kann man sich jeden einzelnen Punkt in der DDR ansehen. Nichts war dort besser. Es war alles schlechter.

Mir hat in der DDR der Mauerfall gefallen.

der Zusammenhalt, das Schätzen und die Zufriedenheit über kleine Dinge, die Kreativität, das Soziale, die Schulbildung, dass Kinder viel draußen und auch kreativ gespielt haben

Es war eine Gesellschaft mit einer humanistischen Vision. Auch wenn man ihr großenteils nicht gerecht wurde, zumindest gab es eine. Wohin DIESES Land heute hier mal will, darüber denkt keiner nach.

Dann waren sowohl Gesundheitsversorgung als auch Bildung schlicht besser, ebenso wie der ÖPNV. Lebenswichtige Dinge waren billig, Luxus war teuer. Das hat man einfach auf den Kopf gestellt.