Faust und Wagner?

3 Antworten

Faust äußert sich zuerst sehr selbstkritisch über seine medizinische Karriere und er erkennt sein Verantwortungsbewusstsein als Arzt, wie du gesagt hast. Mit dem Angesicht der Abendsonne verdrängt Faust jedoch wieder die kritischen Gedanken. Der Blick in die Ferne beflügeln ihn im wahrsten Sinne des Wortes. Er malt sich aus, wie er durch „Flügel“ der menschlichen Begrenztheit enthoben werden könnte. Im Gegenteil zu Fausts Wunsch, die Welt von oben zu betrachten, begnügt sich Wagner mit selbstzufriedener Plattheit. Heißt: Wagner bleibt im Gegensatz zu Faust lieber auf dem Boden der Tatsachen und hält sich an ein gutes Buch. In Umkehrung der Ausweitung von Fausts Horizont in Richtung Himmel empfindet er, dass der „Himmel zu dir nieder“ steige, wenn man ein ehrwürdiges Pergament entrollen könne. Wagner bleibt damit eindimensional auf seine Buch Gelehrsamkeit begrenzt. Faust dagegen ist mehrdimensional angelegt. Die Spannung zwischen dem Durst nach sinnlicher Befriedigung und göttlicher Existenz droht ihn zu zerreißen (wichtiges Zitat: Zwei Seelen wohnen, ach! In meiner Brust). Um diese unerträgliche Spannung zu überwinden, ruft er abermals die Geister an. Dies ist Mephistos Stichwort, der in Gestalt eines Pudels sich den beiden nähert. Danach kommt es zum Pakt zwischen Mephisto und Faust etc

(QUELLE MOMENTAN UNBEKANNT !!)

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Gedanken-Splitter zu Goethes Tragödie „Faust 1“

Goethe arbeitete vom ersten bis zum letzten Buchstaben („Faust 1“ (und 2)) 60 (!!!) JAHRE !!

  • „Faust 1“ mit langen Unterbrechungen geschrieben von 1797 – 1806
  • inspiriert vom Volksbuch, auch Puppenspiel-Fabel (Christopher Marlowe, Ende 16. Jhdt.)
  • Sturm & Drang-Elemente (ekstatische Gefühls-Aufwallungen) durchziehen das gesamte Werk
  • Wette zwischen Herrn und Mephisto: „Ein guter Mensch in seinem dunklen Drange ist sich des rechten Weges wohl bewusst.“
  • Mephisto als verneinendes und zerstörendes Prinzip, Verkörperung des Bösen, des Nihilismus und Skeptizismus
  • Faust in ständiger (!) Konfliktspannung
  • deshalb Pakt mit Mephisto
  • durch Bibelübersetzung („logo“ ---> „..im Anfang war die TAT.“) wird der ruh- und rastlose Faust, der immer auf der Suche nach dem Sinn des Lebens ist („...erkennen, was die Welt im Innersten zusammenhält“), aktiv und erwägt kurz vor dem geplanten Selbstmord einen Pakt / Vertrag mit dem Teufel, aus dem später eine Wette wird: Erfüllung aller irdischen Wünsche contra (Verkauf der) Seele
  • Faust angeekelt von bornierter Studentenrunde („Auerbachs Keller“) und vom Spuk in der „Hexenküche“
  • Verjüngung durch Hexentrank und starke Zuneigung zu 14(!)-jähriger Margarethe, Gretchen das erste Opfer seines maßlosen Unendlichkeits-Verlangens
  • fatalistische Raserei in „Wald und Höhle“
  • Faust schuldig an Gretchens Schicksal (die verantwortlich für Tod von Mutter und Bruder)
  • Ablenkung Fausts durch obszöne Orgien in der „Walpurgisnacht“
  • DOPPELTE KLASSISCH ANTIKE TRAGIK ( = Welchen Weg der „Held“ auch wählt, er führt ins Verderben) ---> ANTIKE UNENTRINNBARKEIT: Faust stürzt Gretchen ins Verderben, sie tötet – wirr – ihr Kind ---> Faust: „O, wär ich nie geboren !“

(Quelle(n): eigenes Anlesen von Wissen sowie diverse Unterrichtsreihen in den letzten gefühlten 80 Jahren)

Goethes Drama "Faust - der Tragödie erster Teil", verfasst binnen mehrerer Jahrzehnte und vollendet im Jahre 1808, stellt einen verzweifelt suchenden Menschen dar, der trotz allen Wissens - oder gerade deshalb - dem Selbstmord nahe ist und auf seinem Weg zum klassisch tragischen Ende alle Höhen und Tiefen menschlichen Daseins durchschreitet.

copyright ; - ))) pk

Die gesamte Thematik kann man umfassend dem berühmten Eingangs-Monolog von Faust entnehmen: "Habe nun, ach,......" Dort zeigt er sich als Suchender, als Verzweifelter, der am Sinn des Lebens zu scheitern droht, weil er trotz aller Studiengänge und Doktor-Titel, die er ja aufzählt, nichts zu wissen glaubt. Theoretisches Wissen ist für ihn nutzlos. Er möchte

"erkennen, was die Welt

im Innersten zusammen hält."

Deshalb har er sich dem Teufel ergeben, seine Seele ihm verkauft, um das WAHRE Leben genießen zu können.

Die TRAGÖDIE (!!) endet mit doppelter Tragik.

Dies auf die Schnelle - ich könnte als "Faust"-Fan stundenlang weiterschreiben.

Gott - der Herr - contra Mephisto... Gott glaubt an das Gute in Faust: "Der Mensch in seinem dunklen Drange ist sich des rechten Weges stets bewusst." - Ja, ich kenne die meisten Passagen seit Jahrzehnten auswendig !

Es gibt nicht DAS Thema !

Das Drama zieht sich übrigens durch mehrere Literatur-Epochen.....................

Eingangs-Monolog (Szene "Nacht - in einem hochgewölbten...Zimmer"): "Habe nun, ach, ..." ---->>>

  • Philosophie,
  • Jura (Juristerei),
  • Medizin,
  • Theologie,
  • Magie (!!)

All' das (außer Magie) ist Faust zu wenig, viel zu theoretisch, denn er möchte "erkenne(n), was die Welt im Innersten zusammenhält."

Alle o.g. Wissenschaften werden in der herrrrrrlichen (!!!) "Schüler-Szene" von Mephisto aufgegriffen, der sarkastisch den Wahn der AUFKLÄRUNGs-Epoche der Lächerlichkeit aussetzt.

("Faust" ist mein HOBBY !!!)

(Copyright pk)

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
sergius  22.09.2022, 18:51

Dem kann man nichts mehr hinzufügen. das übertrifft alle bisher zu FAUST gelesenen GuteFrage-Beiträge. Umfassende Analyse !

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paulklaus  22.09.2022, 20:50
@sergius

Danke ! Aber der erste Teil stammt, wie erwähnt, nicht von mir. Weiß nicht mehr, wer / was die Quelle ist / war.

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Wagner war ein realer Komponist.

Faust ist nur eine von Goethe erdachte Theater-Figur.

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Da kannst Du auch Äpfel mit Birnen vergleichen. Das einzige was ich da für eine große Parallele erkenne ist:

Wagner war als Komponist ein Groß-Schnorrer bei König Ludwig II.

Faust war als notgeiler, vorgealterter Akademiker ein Schnorrer beim Teufel persönlich, um seinen Drang zum anderen Geschlecht zu befriedigen.

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Also da sehe ich nicht viel Gemeinsamkeiten.

Außer dass beide extreme Schnorrer waren.

Nein, Wagnertypen fehlt der philosophische Drang, über das Feststehende weiter zu zweifeln. Das sind geborene Schüler, niemals Lehrer und niemals forschende Denker! Und das ist wohl "Charaktersache" seit Kindheit.