Fandet ihr eure Erziehung in Ordnung?
Ich bin 1980 geboren und wurde oft mit Schlägen und Hausarrest bestraft. das war sicher nicht angenehm, aber nie unverdient und hat jedesmal Wirkung gezeigt.
Fandet ihr in Ordnung, wie ihr von euren Eltern erzogen wurdet?
13 Antworten
Im Großen und Ganzen ja und die paar Ohrfeigen, die ich kassiert habe, haben nur eine halbe Stunde gebrannt, der versohlte Hintern ein bisschen länger. Aber dann war es für mich und meine Eltern auch wieder gut und die Sache war ausgeräumt und ist nicht nachgetragen worden.
Im Gegensatz zu vielen Altersgenossen wurde ich auch nicht geprügelt oder verdroschen, sondern bekam für nachvollziehbare Untaten nachvollziehbare Strafen. Nach heutigen Maßstäben ist das natürlich nicht mehr angezeigt.
Was ich an meiner Erziehung allerdings NICHT in Ordnung fand, war die Erziehung, die nicht stattgefunden hat: die Sexualerziehung. Das hatte im späteren Leben wesentlich gravierendere Auswirkungen als die eine oder andere Watsche.
Fandet ihr eure Erziehung in Ordnung?
Ja, definitiv!
Ich (w/27) bin gut behütet, und doch völlig frei und ohne Einschränkungen aufwachsen. Verbote, Hausarrest, etc. und erst recht Gewalt gab es nie.
Obwohl meine Zeugung zeitlich eher ungeplant war, hatte ich nie das Gefühl, nicht gewollt zu sein oder nicht geliebt zu werden. Ich hatte eine ganz wundervolle Kindheit.
Meine Eltern haben meine Privatsphäre und mein Eigentum respektiert, genau wie mein Vermögen. Ich konnte und durfte mir alles kaufen, was ich wollte, und war meinen Eltern keine Rechenschaft schuldig.
Egal ob meine Zimmertür offen oder zu war, sie haben immer angeklopft und auf meine Antwort gewartet, die sie dann auch respektiert hatten.
Auch in Bezug auf schulische Leistungen haben sie mir überhaupt kein Druck gemacht. Sie haben mich einfach Kind bzw. Teenager sein lassen. Und dennoch war ich auch ohne großen Aufwand eine gute Schülerin.
Meine schlechteste Note jemals war in der siebten Klasse eine 3 in Kunst, ansonsten hatte ich nur einsen und zweien auf dem Zeugnis.
Wegen der 3 sind meine Eltern mit mir als Trost Schnitzel essen gegangen und ich durfte unser nächstes Urlaubsziel aussuchen.
Ich habe ein richtig gutes Verhältnis zu meinen Eltern und bin ihnen für alles dankbar, was sie für mich gemacht haben, sowohl meiner Mutter, die weder ihr Rechtspflegerstudium noch mich vernachlässigte, als auch meinem Vater, der nach insg. 10 Dienstjahren beim Auswärtigen Amt (inkl. Ausbildung) zu einer Bezirksregierung in Heimatnähe gewechselt ist, nur um meine Teenagerzeit voll miterleben zu können, obwohl das niemand von ihm verlangt hatte.
Obwohl meine Eltern streng katholisch sind, und ich selbst katholisch getauft bin, meine Kommunion und Firmung hatte, spielte Religion in der Erziehung überhaupt keine Rolle. Dass ich mich am Morgen nach meinem 12. Geburtstag vor ihnen als lesbisch geoutet habe, haben meine Eltern akzeptiert, als sei es das normalste der Welt.
Auch für finanzielle Stabilität wurde gesorgt, so dass ich mir alle meine Träume erfüllen könnte.
Egal um was ging, ich hatte und habe immer die volle Unterstützung meiner Eltern.
Weder wurde auf meine Berufswahl Einfluss genommen noch wurden mir bestimmte Hobbys untersagt. Seit ich 13 war, jogge ich 2x täglich - morgens und abends - und auch das wurde nicht eingeschränkt.
Lediglich was Augangszeiten betraf, gab es so etwas wie Regeln und ich durfte von meinen Eltern aus, egal ob Schule war oder nicht,
- unter 12: grds. bis 18 Uhr (ab 10 in Einzelfällen auch länger)
- ab 12: grds. bis 20 Uhr (in Einzelfällen auch länger)
- ab 14: grds. bis 22 Uhr (in Einzelfällen auch länger), und
- ab 16: so lange, ich wollte, draußen bleiben.
Und bereits mit meinem Schulwechsel aufs Gymnasium mit noch 9 Jahren (kurz vor meinem 10. Geburtstag) haben meine Eltern mich meine Schlafenszeit eigenverantwortlich bestimmen lassen.
Mein erstes Handy habe ich ebenfalls mit noch 9 Jahren in den Sommerferien zu meinem Schulwechsel bekommen. Sowas wie Handyzeit gab es nicht, und meine Eltern haben mein Handy nie kontrolliert.
Meine Eltern haben mir alle Wünsche erfüllt. Sogar ein iPhone 5 wollten sie mir damals kaufen und ich musste sie überzeugen, dass ich (damals 15) es selbst bezahle mit Geld, das ich durch einen Nebenjob verdient hatte.
Ich habe auf eigenen Wunsch mit 13 angefangen zu arbeiten, weil ich selbst Geld verdienen wollte und nicht immer alles von meinen Eltern bezahlt bekommen wollte. Über meine Mutter habe ich dann bei einem befreundeten Gerichtsvollzieher einen Nebenjob bekommen, bei dem ich monatlich 400 Euro fix verdient hatte - unabhängig davon, wie viel ich tatsächlich gearbeitet habe. Natürlich alles im Rahmen des JArbSchG.
Auch das Postgeheimnis haben meine Eltern sehr ernst genommen. Meine Post haben sie nur geöffnet, als ich mit 16 für ein halbes Jahr in Kanada war. Da hat mich meine Mutter aber auch für jeden Brief um Erlaubnis gefragt, und ich war über Skype zugeschaltet.
Meine Tochter hatte vorher einen mega Wutanfall. Sie wollte spielen, aber hat nur gegähnt und ich meinte dann dass ich jetzt Abendessen mache und wir ins Bett gehen. Sie ist 3 Jahre und dann komplett ausgeflippt und ausgerastet und dann hab ich ihr auch noch den falschen Trinkbecher hingestellt. Dann wars mit der Laune komplett vorbei. Sie hat rumgebrüllt, auf den Boden gestampft und herumgeschrien.
Wenn ich als Kind in den 90igern so reagiert habe, dann wurde ich für mein schlechtes Benehmen übers Knie gelegt, damit ich dann nen echten Grund zum weinen und schreien habe und dann wurde ich allein in mein Zimmer gesperrt bis ich mich beruhigt hatte. Und vermutlich hätte ich auch nichts mehr zu Essen bekommen nach so nem Theater.
Ich hab mir vorher Zeit genommen, hab mein Kind an der Hand genommen, hab mich mit ihr ins Bett gelegt und sie gestreichelt und getröstet bis sie sich beruhigt hatte. Dann haben wir drüber gesprochen was los ist. Sie hatte heut nen langen Tag und war mittags bei meiner Tante die sie mit Süßigkeiten und Fernsehen ruhig gestellt hatte. Deshalb war sie überreizt. Außerdem war sie hungrig und müde. Sie hat dann selber eingesehen, dass es für Spielen zu spät ist und sie wohl einfach müde ist und hat dann super mitgemacht beim Essen und ins Bett gehen.
Ich finde mein Verhalten besser, als das meiner Eltern. Mein Kind muss keine Angst vor mir haben. Ich hab meine Mutter gehasst. Mit 14 hab ich dann zurück geschlagen. Wir hatten nie ein gutes Verhältnis und sie starb dann ohne dass wir uns jemals ausgesprochen hätten. Ich halt gar nichts vom Verhalten meiner Mutter. Kinder wegen solchen Nichtigkeiten verhauen schadet. Ich hatte Mitte 20 Depressionen und leide unter einer Angststörung, die mal besser mal schlechter ist. Denke wenn ich nich wegen jedem Kack Schläge bekommen hätte, würde es mir heute besser gehen.
Hm - wie kann es „jedesmal Wirkung gezeigt“ haben, wenn du doch „oft“ mit Schlägen und Hausarrest bestraft wurdest? Da hat anscheinend diese fragwürdige Erziehungsmethode nicht wirklich gefruchtet.
Gott sei Dank habe ich (Jahrgang 1964) eine gewaltfreie Erziehung genossen und mir ist auch nie in den Sinn gekommen, meine Kinder derartig zu „bestrafen“.
Alles Gute für dich!
Ich wurde auch geschlagen, das war aber nie gerechtfertigt.
Ich war nicht so schlimm, dass man mich hätte schlagen müssen.