Es, Ich, Über ich (Fallbeispiel) brauche dringend Hilfe
Kann mir jemand anhand des Fallbeispiels (siehe unten) Es, Ich und Über Ich erklären? Meine Freundin braucht das und irgendwie bin ich nun ganz durcheinander gekommen was nochmal was ist und bevor ich sie ganz durcheinander bringe frag ich lieber nochmal nach.
Fallbeispiel: Klaus ist unehelich geboren und ohne Vater bei der Mutter aufgewachsen. Seine Mutter übte einen anstrengenden und zeitlich unregelmäßigen Beruf als Kellnerin aus. In ihrer Abwesenheit wurde Klaus als Kleinkind von einer Nachbarin oder von seiner Großmutter betreut. Während die Großmutter ihn mit Süßigkeiten vorwiegend verwöhnte, wurde er von der Nachbarin lieblos aufbewahrt. Klaus war kein guter Schüler, er erledigte kaum seine Hausaufgaben. Auch sonst galt er als aggresiv und streitsüchtig. Seinen Lehrern gegenüber war er voller Misstrauen und er fehlte in der Schule häufig. Im Sommer ging er oft morgens ins Freibad oder fuhr in die nahgelegene Großstadt und lungerte dort herum.
Sie soll Es, Ich und Über ich erklären Also ich bin schonmal soweit das er ein geringes Über Ich, ein schwaches Ich aber ein übermächtiges Es haben muss. Die Frage ist auch wieso?
Ich hoffe das mir vielleicht jemand helfen kann.
4 Antworten
Das "Es" handelt nach dem sog. Lustprinzip. Man handelt nach seinen Trieben und denkt dabei nicht an die Konsequenzen seines Handelns für (in dem beispiel) seine eigene zukunft sowie andere Menschen. Das "Ich" handelt nach dem realitätsprinzip. Es versucht ein gleichgewicht zwischen Es und Über-ich herzustellen und nimmt eine sog. schiedsrichterrolle ein. Das Über-Ich prüft, ob das eigene Handeln moralisch vertretbar ist, spricht, ob man es mit seinem gewissen vereinbaren kann, der junge aus deinem beispiel hat daher ein geringes über-ich (wie du bereits erwähnt hast) , weil er praktsisch nicht nachdenkt, was er mit seinem verhalten anrichtet
p.s. keine garantie für vollständige korrektheit, hatte das thema einige wochen vor den ferien selbst in der schule, aber in den ferien vergisst man sowas ja schnell mal :D
Diese Herleitung ist sehr einleuchtend und meines Erachtens liegt hierin wirklich sein geringes Über-Ich begründet. Der Junge hat in seiner Vergangenheit nie eine sichere Bindung zu einer Bezugsperson erlebt, welche ihm moralische Werte hätte vermitteln können. Er konnte daher kein Ur-Vertrauen aufbauen und von einer Person, welche sich ihm gegenüber wertschätzend verhält moralische Werte übernehmen. Das verwöhnende Verhalten der Oma war zwar durch maximale Wertschätzung geprägt, beinhaltete für ihn aber keinen moralischen Leitfaden. Seine Lust (ES) wurde gestillt ohne dabei Grenzen aufgezeigt zu bekommen. Die Nachbarin schätzte ihn überhaupt nicht wert, sie diente ihm nicht als Bindungsperson und so prägte sie auch nicht sein moralisches Verständnis. Es liegt also m.E. sowohl an der falschen Erziehung (siehe z.B.: Tausch/Tausch: Wertschätzung/Lenkung) und was fast noch wichtiger ist, an den unsicheren Bindungen zu Bezugspersonen (siehe Bowlby und Ainthworth).
Vielen Dank an sechsertraeger, nun hab ich das auch verstanden :D
Auch vielen Dank an alle anderen für Ihre Zahlreichen und auch schnellen Antworten. Ist echt eine Super Community hier
DANKE DANKE DANKE !
Ein Extrovertierter Mensch zeichnet sich grundsätzlich durch oberflächliche Bindungsstile aus. Klaus ist weder Bindungsunfähig noch ist er gehemmt.
Er ist eins von 144 verschieden agierenden Individuen. er zieht es vor sein Leben unabhängig von äusseren Einflüssen zu gestalten.
weiß net genau, aber das soziale umfeld und die wichtigsten bezugspersonen+deren verhalten werden dabei auf jeden fall ne wichtige rolle spielen, was anderes fällt mir dazu grad net ein ...
oh sorry, ich seh grad, haben ja bereits andere noch drauf geanwortet :D
Ich unterstelle Klaus weder eine Bindungsunfähigkeit oder eine Hemmung, noch patologisiere ich sein Verhalten. Mir ging es lediglich darum XxEumelxX bei der Suche nach dem "Warum" zu unterstützen. Als Pädagogin gehe ich davon aus, dass jedwedes Verhalten neben anlagebedingten Persöhnlichkeitsmerkmalen immer auch durch verschiedene Umwelteinfüsse bedingt ist, ohne dieses Verhalten zu bewerten. Kann ich deinen Beitrag so verstehen, dass du eher zu den Anlagetheoretikern zählst und es daher als überflüssig empfindest in der Vergangenheit von Klaus nach den Ursachen für sein Verhalten zu suchen? Die Differenzierung in 144 Individuen kenne ich nicht (finde ich aber sehr interessant und werde mich dort mal einlesen), wir Pädagogen unterscheiden Siebenmilliarden Individuen.
Finde es selbst heraus:
ES bezeichnet die Triebstruktur (Lustprinzip), ICH das bewusste Handeln (ist er fähig, über sein Verhalten nachzudenken?), Über-ICH die Summe der Wertvorstellungen (hat er jemals ein klares Wertesystem kennengelernt?)
Heißt das jetzt, dass Menschen, die nicht fähig sind über ihr Verhalten nachzudenken und kaum ein klares Wertesystem kennengelernt haben am ehesten zu Gräueltaten neigen? Schließlich handeln diese Menschen ja nur unbewusst bzw. triebgesteuert...
Das trifft nur auf Schwachsinnige zu - jeder normal intelligente Mensch hat einen Instinkt dafür, was richtig und falsch ist und kann darüber nachdenken.
Fanatiker klammern sich an eine Ideologie, anhand derer sie sich in geistesgstört darüber hinwegsetzen.
Das Fallbeispiel ist ein Hammer ! Ohne Schiedsrichter geht nichts; platziert ist dieser bei allen Vorgängen in Parallelschaltung. Es gibt 5 Räume mit Relevanz und Bedarf nach päd. Sichtweise = alleinerziehend / Großmutter/ Nachbarin/ Schule/ Schulschwänzen wg. Antriebsschwäche u. Unwilligkeit.-----Das Über-Ich wird überhaupt nicht vergeben, höchstens ein Signum mit + Trend. Das Ich kannst Du zelebrieren in allen Nuancen. Das ES ist klar strukturiert und verträgt auch bissige Kommentare.----Fazit : Es ist klar, Ich ist deutlich und bestimmend, Über-Ich ist so nicht statthaft.
Klaus ist in seinem Verhalten (Es), von einem starken Freiheitsdrang geprägt, braucht Unabhängigkeit und sucht diese auch. Dass Ich (Wille) ist Analytisch, Misstrauich, gegenüber Scheinautorität, das Über Ich ist "scheinbar" nicht vorhanden.
Profil:
Charakter (Es) Extrovertiert und sensibel. Sensibler Macher. (Reaktion, Instinkt)
Persönlichkeit (Ich) introvertiert, analytischer Denker. (Aktion, Wille)
Auftreten. Über-Ich. Introvertiert, Sensibler Realist. (Antrieb, Motivation)
Klaus, ist eins von 144 verschieden agierenden Individuen. (Diferenziert 1728) er zieht es vor sein Leben unabhängig von äusseren Einflüssen zu gestalten.
Sein Bindungsstil ist der der Extroversion. Oberflächlich.
Sein Anspruch ist der der Introversion, (Nähe)
Die Korrelation führt je nach Ausprägung zu widersprüchlichem Verhalten, in der äußeren Wahrnehmung.
Er ist weder Krank noch gestört, er ist nur gerne unabhängig.
Danke für die schnelle Antwort. Hört sich doch ganz gut an :D
Jetzt bleibt nur noch die Frage offen, wieso er ein geringes Über-Ich besitzt. Also meines erachtens nach würde ich sagen, dass es an der mangelnden Erziehung liegt. Die Mutter ist kaum Zuhause, die Oma verwöhnt ihn zu sehr und die Nachbarin interessiert sich nicht für ihn. Nur allein mangels an Erziehung kann es ja auch nicht sein, oder ?