Erster Theaterkuss :o

2 Antworten

Hallo Sophie, wie alt seid ihr denn? Das spielt nämlich beim Schultherater eine große Rolle. Minderjährige dürfen vom Lehrer beim Theaterspiel nicht angehalten werden, irgendwelche sexuellen Dinge darzustellen, auch sollte nichts für die Schüler so unangenehm oder peinlich sein, dass es nicht zu sprechen oder darzustellen wäre - und das geht "schon" beim Küssen los. Hier gibt es Möglichkeiten, einen Kuss (oder auch eine wilde Knutscherei) nur anzudeuten bzw. die Finger dazwischen zu haben.

Es gibt hier immer wieder so viele Fragen von Schülern zu Umsetzungsproblemen beim Schultheater, dass ich mich frage, wie kompetent eigentlich die Lehrer sind, die Schüler in Theater-AGs anleiten. Sie müssen schon auch etwas von "Regie" und Rollenentwicklung im weitesten Sinn wissen - oder jemanden vom Theater dabei haben, der sich mit entsprechenden Hilfestellungen zur Vorbereitung von Szenen auskennt, sonst kann das nicht wirklich gut klappen.

Wenn ihr beide eure Rollen spielt, ist es wichtig, dass ihr euch nicht immer erst bei den Proben in der Schule trefft, denn dies wird immer nur im Beisein von Lehrer und Schülern sein. So könnt ihr miteinander nicht vertrauter werden und begegnet euch immer nur unter Druck. Verabredet euch privat, redet über das Stück, über euch, eure Rollen und alles, was ihr dazu denkt, befürchtet oder peinlich findet.

Erst, wenn ihr euch hier kennenlernt und wisst, was der Andere denkt, wie er zu einzelnen Szenen und Momenten steht, wo er selbstsicher oder unsicher ist, dann könnt ihr auch gut zusammen spielen. Ihr müsst euch gegenseitig durch die Szene helfen und ein Verhältnis zueinander aufbauen, miteinander vertraut werden. Freundschaft und Vertrauen, darüber lässt sich dann gut arbeiten.

Hemmungen voreinander bauen sich übrigens sehr schnell ab, wenn man einmal so richtig zusammen gelacht hat. Lachen stellt Nähe her - und meistens geht vieles danach sehr viel entspannter und leichter. Glücklicherweise entstehen Situationen zum Lachen ausgerechnet in diesen Liebesszenen - oder wenn man an einem Streit probt! :-)

Ich hatte während meiner Ausbildung meine erste große Rolle auf der Bühne. Ich war gerade 20 und spielte in Tartuffe / Molière die Mariane - ein junges Mädchen, die in einer Szene mit ihrem Liebsten gewaltig streitet, was letztlich aber in einem Heiratsantrag endet, dem wiederum ein langer, glaubwürdiger Kuss folgen soll, den wir auch noch bis zum darauf folgenden Vorhang "strecken" sollten.

Mein Spielpartner war nett, witzig, sympathisch - aber ich war gehemmt, hatte sowas mit jemandem, den ich nicht kannte, noch nie gemacht, dazu sah seine Freundin (aus dem echten Leben) ausgerechet bei diesen Proben zu - und mein eigener Freund, den ich seit 4,5 Jahren hatte, hatte mir mit Trennung gedroht, wenn ich diese Rolle annehme - und ich HATTE angenommen. Keine guten Bedingungen, um locker zu bleiben und diese Szenen nun irgendwie entspannt angehen zu können. Und NULL Erfahrung mit sowas auf der Bühne.

Unser Glück war letztlich, dass er sich in der Streitszene immer wieder an der selben Stelle versprach und mir dann, weil mir das Stichwort fehlte, mein eigener Text wegfiel, so dass wir uns immer wieder an dieser Stelle nach heftigem Anschreien plötzlich stumm anstarrten, bis wir lachen mussten. Das wiederholte sich, da sich dieser Textfehler bei ihm so richtig festfraß - und schließlich lachten alle Beteiligten bereits ständig los (der Regisseuer lachte stumm Tränen und riss sich zusammen, nicht zu platzen), bevor diese Stelle im Streit überhaupt kam... wenn ich um den Tisch herum ging, mich aufstützte und vorbeugte, um meinen Text zu schreien, prustete schon alles los, weil wir wussten, er würde wieder einen Blackout an dieser Stelle haben und den korrekten Text nicht finden.

An diesem Tag mussten wir die Probe unterbrechen, das ist manchmal sinnvoll, wenn sich ein Fehler durch viele Wiederholungen "automatisiert" hat. In dieser Pause von 15 Minuten saß ich neben meinem "Verlobten" auf dem Boden und wir unterhielten uns - und da schnappte er mich plötzlich und knuddelte mich richtig kräftig durch. Freundschaftlich und spontan, ohne Krampf, ohne Leute drumrum und ohne Hintergedanken. DAS war genau das, was die Nähe herstellte, die wir für die Szene brauchten. Als wir dann die Szene zum ersten Mal fehlerfrei packten und bis nach dem Kuss durchspielten, meinte der Regisseur, die Pause sei wohl ganz sinnvoll gewesen, so wäre es gut.

Man kann solche Szenen nicht gut spielen, wenn man nicht irgend eine Ebene miteinander findet, auf der man das Ganze dann miteinander emotional "ablegen" kann. Man braucht Freundschaft - oder zumindest Vertrautheit und Vertrauen - und das muss man miteinander aktiv erarbeiten. Das heißt miteinander reden, auch körperlich nahe kommen, lachen, sich verstehen - und das dann auf die Bühne mitnehmen. Entstehen kann das nicht erst in der Probe selbst. Es gibt sehr gute Vorbereitungen dazu, die das aufbauen - die sollte Dein Lehrer kennen!

Milkilein 
Fragesteller
 12.04.2014, 23:02

Ich bin 18 und er wird es in knapp zwei Monaten. Wir haben schon miteinander gelacht in einer der streitszenen ( was echt ne aktion für sich war) zu dem Zeitpunkt lief es dann auch gut nur dann hat er mich absichtlich fallen gelassen wo ich von vornherein gesagt hatte das ich davor Angst hatte. Seid dem ging es bergab zwischen uns. Vertrauen is da leider nich mehr. Alleine das wieder hin zu biegen kann nicht nur von mir aus kommen er sollte wenigstens mitziehen was er nicht tut.

1
Jule59  13.04.2014, 09:46
Es gibt hier immer wieder so viele Fragen von Schülern zu Umsetzungsproblemen beim Schultheater, dass ich mich frage, wie kompetent eigentlich die Lehrer sind, die Schüler in Theater-AGs anleiten.

In den meisten Fällen haben sie keine Ahnung von Theater. Oftmals sind es die Deutschlehrer, denen das Fach aufs Auge gedrückt wird, weil man davon ausgeht, dass jemand, der Schiller gelesen hat, ihn auch auf die Bühne bringen kann :).

Als Zusatzausbildung für den Schuldienst gibt es einen entsprechenden Studiengang erst seit wenigen Jahren und nur an einer einzigen Uni in Deutschland. Alle anderen Lehrer eignen sich das nötige Wissen entweder über entsprechende Fortbildungen an - oder wurschteln halt so vor sich hin.

Da das Publikum völlig unkritisch ist - Eltern sind immer begeistert, wenn ihr Kind auf der Bühne steht - gibt es keinen Handlungszwang, weswegen die Mehrzahl der Schultheatergruppen in völligem Dilettantismus vor sich hindümpeln.

Mir tun immer nur die Schüler leid, welche mit viel Mühe und Engagement dabei sind und letzten Endes nichts lernen können als Theater, wie man es besser nicht macht.

1
Milkilein 
Fragesteller
 13.04.2014, 11:45
@Jule59

Also wie haben drei Leiterinnen. Eine für den gesang eine für den tanz und eine für die Schauspielerei. Alle besuchen öfter mal solche Fortbildungen. Und an sich machen sies ja auch gut nur manche Anforderungen sind sowas von komplex das ich mich oft mal fehl am platz fühle ( es sind alle drei Einzelpersonen die keine lehrer sind).

0
rosehip  13.04.2014, 15:09
@Milkilein

Hat die Schauspielleitung eher theoretische oder auch viel praktische Erfahrung - und damit meine ich nicht, dass sie selbst in ihren Seminaren ebenfalls aktiv war (das wird sie), sondern dass sie auch ausreichend praktische Erfahrung und Routine in der Bühnenarbeit speziell mit jungen Leuten hat?

Du solltest keine Zeit verlieren, mit ihr über Dein Problem mit Deinem Spielpartner zu reden. Entweder erkennt sie, dass sie sich 1. um Hilfe für Dich in Deiner Rolle bezüglich Hemmungen und 2. um die Einstellung und das Engagement des jungen Mannes sowie euer Verhältnis zueinander kümmern muss - oder sie arbeitet die betreffenden Szenen jetzt konkret um und entschärft sie für Dich, so dass das für Dich machbar wird. Es gibt so viele Möglichkeiten, Inhalte und Beziehungen zu vermitteln - auch ohne solche körperlichen "Begegnungen" auf der Bühne.

Theaterspielen erfordert sehr viel Persönlichkeitsarbeit und emotionale Arbeit - und diese braucht so viel Zeit, das muss reifen, man lernt das nicht, so wie man die Daten des 30-jährigen Krieges lernt. Nicht umsonst gibt es es hier in der Schauspielausbildung fächerübergreifend über Jahre großen Raum für diese Dinge, täglich.

Schüler haben im Schultheater keine Zeit für die nötige innere Entwicklung - dazu stehen sie vor einem Publikum, das dann nicht neutral ist, sondern "privat gefärbt" sein wird, da Eltern, Freunde, persönliche "Feinde", Exfreunde, aber auch Lehrer, vor deren Augen man in der Vergangenheit bereits Niederlagen erlebte, hier zusehen werden. Theatergruppen an Schulen sollten über die gesamte Schulzeit fortlaufend sein und die Schüler langsam hineinwachsen lassen.

In der Pubertät und zu deren Ende können junge Menschen oft ihre eigene Person noch nicht "stehenlassen" und in eine Rolle fallen, da spielen sämtliche persönlichen Erfahrungen der Pubertät, Schamgefühle, Hemmungen und Blockaden noch eine große Rolle und behindern das Ganze.

Unter jungen Leuten muss daher im Eiltempo vor allem ein besonderes Klima im Ensemble (und in der Kleingruppe je nach Szene!) geschaffen (und gehalten!!) werden, das Halt genug gibt, hier Hemmungen mit der Zeit wenigstens einigermaßen ablegen zu können. Ein unsensibler Spielpartner trägt hier nicht zum Gelingen bei, mit ihm und auch mit euch gemeinsam sollte dringend gearbeitet werden, euer Verhältnis hat sich bereits ungünstig ausgeprägt. Das ist zunächst erst einmal Pädagogik und Psychologie, da geht es noch nicht um darstellendes Spiel, sondern um die grundsätzliche Erarbeitung innerer Haltung und die "Organisation" der Emotionen, die da im Weg sind.

Hat Dein Spielpartner bereits aktive Theatererfahrung - oder Du selbst? Sind eure Rollen doppelt besetzt - oder wie umfangreich sind sie?

1
Milkilein 
Fragesteller
 13.04.2014, 18:04
@rosehip

Er geht schon länger da zur Schule dementsprechend ist er auch schon lange in dieser Ag. Ich habe leider nur zwei mal die Möglichkeit gehabt mit zu wirken. Unsere Rollen sind durchaus ( vor allem seine sehr) umfangreich. Die Theaterleiterin hat soweit ich weiß schon mal selbst gespielt ob sie dabei mit Jugendlichen zu tun hatte keine Ahnung. ( Ich hoffe ich hab alle Fragen beantwortet und keine vergessen):o. Diese privaten treffen sind eher bedingt möglich da wir sehr weit auseinander wohnen und Gespräche mit der leiterin in Verbindung mit ihm würden garantiert nacher auf mich zurück fallen ( zumindest schätze ich ihn so ein).

0

Normalerweise bringt kein guter Theaterlehrer die Mitglieder seiner Theatergruppe in Situationen, mit denen sie nicht umgehen können. Es ist also primär sein Job, mit euch daran zu arbeiten, wie ihr mit dieser Szene umgehen könnt und wollt.

Dabei solltet ihr auch all eure Bedenken hinsichtlich der Reaktionen anderer Schüler äußern. Im Gegensatz zum professionellen Theater unterscheiden Mitschüler nämlich nicht zwischen Rolle und Rollenträger, so dass du tatsächlich mit entsprechenden Reaktionen rechnen musst. Da nützt auch die gern bemühte Behauptung nichts, dass das nichts mit dem richtigen Leben zu tun habe - Schultheater unterliegt hier anderen Gesetzen.

Es gibt unzählige Möglichkeiten, solche Szenen so zu gestalten, dass ihr das, was die Szene aussagt, auch vermitteln könnt, ohne euch zu küssen. Und auch das ist wiederum Job des Lehrers/ Regisseurs.

Redet darüber, denn diejenigen, die am Ende ihren Kopf hinhalten müssen, wenn andere Schüler das lächerlich oder anrüchig finden, seid ihr.

Milkilein 
Fragesteller
 12.04.2014, 20:56

Ich hoffe das einfaches darüber sprechen hilft. Wenn es dann nicht klappt hilft nur noch Zähne zusammen beißen egal welche Folgen das hat weil so einfach stehen lassen kann ich meinen partner auch nicht das will ich ihm dann auch nicht antun. Danke für die Hilfe.

0