Erbsünde revisited: was hat es damit auf sich?

5 Antworten

Was ist da die Ansicht der KK und der EKD?

Interessant danach zu fragen, was die Ansicht der Kirchen hierzu ist. Denn in vielen Fällen haben Kirchen tatsächlich eine andere Sicht auf die Dinge, als es die Bibel hat.

Nach dem Verständnis der Bibel zumindest haben Menschen die Sünde von Adam & Eva vererbt bekommen. Demnach muss es vor dem Sündenfall noch keine "Sünde" gegeben haben, richtig. Erst mit dem Sündenfall gab es die Sünde. Hätten Adam & Eva nicht gesündigt, hätten sie auch nicht sterben müssen. Das ist so deutlich der Bibel zu entnehmen.

Das die Sünde tatsächlich vererbt wurde, war schon bald offensichtlich als Kain den Abel tötete.

Die Bibel macht keinen Unterschied zwischen "Erbsünde" oder "persönlichen Sünde".

Worin auch sollte der Unterschied bestehen.

Dazu sollte man sich mal kurz die Dogmen der RKK anschauen:

60. Die Stammeltern sündigten durch Übertretung des göttlichen Prüfgebotes schwer.

61. Die Stammeltern verloren durch die Sünde die heiligmachende Gnade und zogen sich den Zorn und Unwillen Gottes zu.

62. Die Stammeltern verfielen dem Tod und der Herrschaft des Teufels.

63. Die Sünde Adams ist durch Abstammung, nicht durch Nachahmung auf alle seine Nachkommen übergegangen.

64. Die Erbsünde wird durch natürliche Zeugung fortgepflanzt.

65. Im Stand der Erbsünde ist der Mensch der heiligmachenden Gnade und ihrer Gefolgschaft sowie der präternaturalen Integritätsgaben beraubt.

66. Die Seelen, die im Stande der Erbsünde aus dem Leben scheiden, sind von der beseligenden Anschauung Gottes ausgeschlossen.

Dogma 64 liefert übrigens ungewollt den Ausweg aus der Erbsünde, nämlich durch künstliche Befruchtung. Aber das nur nebenbei.

86. Christus war frei von jeder Sünde, sowohl von der Erbsünde als auch von jeder persönlichen Sünde.

234. Der Tod ist in der gegenwärtigen Heilsordnung eine Straffolge der Sünde.

235. Alle erbsündigen Menschen sind dem Gesetz des Todes unterworfen.

239. Die Seelen derer, die im Zustand der persönlichen schweren Sünde sterben, gehen in die Hölle ein.

240. Die Höllenstrafe dauert in alle Ewigkeit.

241. Die Seelen der Gerechten, die im Augenblick des Todes noch mit lässlichen Sünden oder zeitlichen Sündenstrafen belastet sind, gehen in das Fegfeuer ein.

242. Am Ende der Welt wird Christus in Herrlichkeit wiederkommen zum Gericht.

245. Christus wird nach seiner Wiederkunft alle Menschen richten.

Im Judentum gibt es zwar den Begriff der Sünde auch, aber nicht die Erbsünde. Sie ist wohl eine christliche, nach-jesuanische Erfindung.

Erst das Christentum hat den Sündenbegriff derart aufgebläht, auch wohl aus dem Bestreben heraus, das (angebliche) Opfer, das Jesus erbracht hat, noch größer und bedeutender erscheinen zu lassen.

Daraus haben dann die Kirchenlehrer, besonders Augustinus und Thomas von Aquin, eine bizarre Sündenlehre gebastelt, die das Christentum bis heute belastet.

Sünde im Dienst der Kirche.

Mithilfe der Sünde übe die Kirche Macht über die Menschen aus. Diese heute weit verbreitete Meinung hat prominent Nietzsche formuliert:

Die Sünde […] diese Selbstschändungs-Form des Menschen par excellence ist erfunden, um Wissenschaft, um Kultur, um jede Erhöhung und Vornehmheit des Menschen unmöglich zu machen; der Priester herrscht durch die Erfindung der Sünde. (Friedrich Nietzsche, Der Antichrist, 49)

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Aus einer gewissen Leibreserviertheit bei Paulus wurde bald die ungeschminkte Verächtlichmachung der Sexualität. Der Geschlechtsakt wurde fortan von den Vertretern der Kirche mit einer Fülle von unflätigen Ausdrücken belegt und diskreditiert, mit rein tierischem Verlangen in eins gesetzt und so bewusst in den Schmutz gezogen. Nach Möglichkeit sollte man ihn gar nicht ausüben, nur zur Erzeugung von Kindern erhielt man Dispens. Erster Höhepunkt war im 5. Jahrhundert die Sündenlehre Augustins. „Von Sexualfeindschaft zu reden heißt […] von Augustinus zu sprechen.“ (Uta RankeHeinemann, Eunuchen für das Himmelreich, S. 81; auf dieses Standardwerk zum Thema Sexualität und Kirche sei auch für das Folgende verwiesen.) Die Erbsünde wurde bei ihm durch den Geschlechtsakt auf die nächste Generation übertragen. Negativer kann man Sexualität gar nicht beschreiben. Die Lust zieht den Menschen ins Tierische, sie ist Ausdruck der Gottferne und des Sündenverhaftetseins des Menschen. Einzig zur Fortpflanzung kann sie gerade noch zugelassen werden. Und damit die Ehepartner sich nicht untreu werden. Aber schon letzteres Zugeständnis ist für Augustin eine Sünde, wenn auch noch eine lässliche Sünde. Geschlechtsverkehr aus bloßer Lust dagegen ist eine Todsünde. Der Mann wird nach Augustinus dadurch zum Verbrecher an seiner eigenen Frau. Sex mit Schwangeren und Menstruierenden ist verboten, denn hier können ja keine Kinder mehr entstehen. Verwerflich ist deshalb auch Geschlechtsverkehr mit der eigenen Frau, die wegen ihres Alters keine Kinder mehr bekommen kann. Augustinus scheut sich nicht, auch in diesem Fall von Ehebruch zu reden. „Wie viele Neurotiker reißt er Liebe und Sexualität auseinander.“ (Ranke-Heinemann, S. 81) 

Kubitza, Der Jesuswahn

Mit dem Taufe wird nur die Schuld der Erbsünde abgewaschen. Die menschliche Natur ist aber zutiefst verwundet durch die Erbsünde. Das bleibt. Es bleibt eine geschwächte Natur, die zwar das gute tun will, aber immer wieder in schlechtes Verhalten fällt. Das ist die sogenannte Geneigtheit zur Sünde. Die bleibt.

Ansicht können wir von Gott überhaupt keine Vergebung der Sünden erhalten. Dies geht nur, wenn wir uns mit dem Opfer Christi sozusagen vereinigen. Dann kommen uns seine Verdienste zu gute. Dann können wir die Vergebung der persönlichen Sünden erlangen. Aber immer nur für jede einzeln. Bei schweren Sünden durch die Beichte.

Jesus hat für uns also verdient, daß wir Vergebung unserer Sünden erlangen können. Insofern ist er für die Schuld aller gestorben. Um die Vergebung aber zu erhalten, müssen wir im Einzelfall der persönlichen Sünde Buße tun.

Das ist die katholische Sichtweise.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Praktizierender Katholik. Lese viel zu Glaubensfragen.

Es gibt keine Erbsünde. Davon steht nichts in der Bibel. Wir sollen ja ohnehin ein "Muster gesunder Worte" (2 Tim 1,13), einen Grundwortschatz gesunder, also biblischer Worte haben und nicht mit außerbiblischen theologischen oder kirchlichen Begriffen arbeiten, um Chaos zu vermeiden.

Wir haben nicht die Sünde, sondern den Tod von Adam und Eva geerbt, w o r a u f wir sündigen. Unter "Tod" ist nach dem Zusammenhang unser "zum Sterben hin Sterbendsein" zu verstehen, wie dem Adam angekündigt: " ... denn an dem Tag, an dem du von ihm (dem Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen) isst, wirst du zum Sterben hin sterbend sein" (1 Mose 2,17; konkordante Übersetzung).

Und hier steht die Antwort: "Deshalb, ebenso wie durch den e i n e n Menschen (Adam) die Sünde in die Welt eindrang, und durch die Sünde der Tod, und so zu allen Menschen der Tod durchdrang, w o r a u f alle sündigten ... " (Röm 5,12; konkordante Übersetzung). (worauf, griechisch eph hoo, auf welches)

Die Sünde ist nicht das Letzte der Heilsgeschichte, denn: "Demnach nun, wie es durch die e i n e Kränkung (das Vaterherz Gottes verletzende Sünde Adams) für alle Menschen zur Verurteilung kam, so kommt es auch durch den e i n e n Rechtsspruch (über die Sünde aller Menschen am Kreuz) zur Rechtfertigung des Lebens (für alle). Denn ebenso wie durch den Ungehorsam des e i n e n Menschen (Adam) die vielen als Sünder eingesetzt wurden, so werden auch durch den Gehorsam des E i n e n (Jesus Christus) die vielen als Gerechte eingesetzt werden" (Röm 5,18.19).

"Gott aber hebt uns gegenüber Seine Liebe dadurch hervor, dass Christus für uns (zu unseren Gunsten) starb, als wir noch Sünder waren" (Röm 5,8).

Ausführliche Darlegung im Kommentar zum Römerbrief, Kapitel fünf, auf www.biblischelehre.de ("Was sagt denn die Heilige Schrift?"), Weiteres in den Artikeln "Sünde und Tod im Geschlecht der Menschen", "Gott ist der Rettter aller Menschen", "In der Gnade" und "Die zukünftigen Auferstehungen".

Die Erbsünde ist die Neigung unvollkommener Menschen gegen Gottes Gebote zu sündigen. Warum? Die Gebote sind vollkommen, Menschen seit Adam & Eva nicht mehr. - Jesus gab als vollkommener Mensch vollkommenes Leben. Das was Adam verlor. Sein Tod ist ein Lösegeld von dem man vollkommene Vergebung aller Sünden in der Vergangenheit verübt hat. Dadurch ist man geheiligt, aber noch nicht vollkommen wie er. Es ist eine Begnadigung auf Bewährung. - Vollkommen werden wir spätestens bei der Schlussprüfung am Ende der 1000 Jahre. - Dann das ewige Paradies.