Entwicklung der Sinneswahrnehmung, Piaget & Dornes?

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Dass seit Piaget die experimentelle Entwicklungspsychologie neue Forschungsergebnisse hervorgebracht hat, sollte doch sicher nicht in Erstaunen versetzen. Die große Leistung Piagets wird dadurch natürlich nicht in Frage gestellt. So war er es, der besonders in methodischer Hinsicht wichtige Prinzipien eingeführt hat.

Trotzdem sind in vieler Hinsicht seine publizierten Befunde später durch raffiniertere Untersuchungsmethoden ergänzt, erweitert oder auch abgelöst worden. Das betrifft ganz besonders seine Altersangaben, ab denen das Kind bestimmte Fähigkeiten zu entwickeln beginnt. Hier sind fast alle Werte substantiell nach vorne, d.h. auf frühere Lebensabschnitte verschoben worden.

Auch die Verarbeitung von Sinneseindrücken erfolgt zweifellos nicht so, dass erst der eine Sinn und später der nächste Sinn soweit ausgereift wäre, als dass hier erst sukzessiv ein Weltzugang erreicht werden kann. Praktisch alle wichtigen Sinne wie Schmecken, Riechen, Tasten, Hören und auch Sehen sind ab den ersten Tagen aktiv und bringen dem Neugeborenen Informationen über seine Umwelt. 

Dass man beim Sehen hier eine eindrucksvolle Entwicklung ausmachen kann, scheint selbstverständlich zu sein. Schließlich sind die auf das Auge eintreffenden Lichtreize zunächst noch nicht dekodierbar in Bilder oder gar Prozesse. Das Kind muss da aus Erfahrung erst lernen, welche optischen Muster mit welchen anderen Wahrnehmungen assoziiert sind. Daraus entwickeln sich dann bleibende Eindrücke. So weiß man z.B. durch Atrappenversuche, dass es auch angeborene Präferenzen für optische Muster beim Kind gibt, etwas beim Fixieren von Gesichtsgrundstrukturen. 

Heute gilt es als erwiesen, dass gleich nach der Geburt alle wichtigen Sinne aktiv sind, wobei man trotzdem sagen kann, dass die Nahsinne zunächst stärker bestimmend sind, also Fühlen, Riechen und Schmecken. Die Fernsinne wie Hören und Sehen, die beim älteren Kind dann bestimmend werden, dienen dem Neugeborenen vermehrt zur Gefahrenabwehr, also wenn grelles Licht oder laute Töne zunächst mit Abwehr- oder Angstverhalten beantwortet werden. 

ladymilli0n 
Fragesteller
 21.06.2016, 18:52

Perfekt erklärt. Nachvollziehbar und informativ! Danke dir herzlich :)

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Fast traue ich mich nach rolfs Antwort kaum, was so allgemeinschwafeliges abzusondern, aber

  • weder Piaget noch Dornes waren Kinder, als sie geforscht und veröffentlicht haben
  • und was sie als Kinder wahrgenommen hatten, wussten sie nicht mehr
  • Das Gehirn reift in beispielloser Weise
  • Erfahrungen kommen in beispielloser Weise noch dazu
  • und in beispielloser Weise beeinflussen Erfahrungen Anatomie, Reifung und Arbeitweise des Gehirns

Man weiß nicht, was ein Kind wahrnimmt. Auch nicht, was es davon speichert. Auch nicht, was davon dauerhaft ins Hirn eingebrannt wird.

Vielleicht denkt ja ein Baby
Oh nein, nicht schon wieder die bunten Dinger mit den Noppen, würde gern mal mit meinen Eltern darüber sprechen. Hab irgendwas von "Lego" gehört.
Aber leider verstehen meine Eltern mich nicht. Mag daran liegen, dass ich nicht sprechen kann.
Und warum kann ich nicht sprechen? Weil meine Hände immer so Zeugs machen, was ich eigentlich nicht will. Und meine Zunge sowieso.

Das war jetzt Schwachsinn pur?
Sicherlich, nur weiß das keiner genau.
Man kann halt in keinen Menschen reinsehen, immer nur beobachen und Schlüsse ziehen.

Babys versteht man so gut wie Erwachsene. Und vor Allen sollte man genau so viel Respekt und Demut haben.
Ein Baby durchschaut man nicht, wie man keinen Menschen durchschaut.

Man rettet sich halt in Verallgemeinerungen wie "Trotzphase", "Pubertät" oder "Zweiter Frühling".