Ehrenmorde? Wie?

10 Antworten

Wann ist ein Mord ein Ehrenmord?

Eine gängige Definition lautet: Ein Mord ist ein Ehrenmord, wenn der Täter als Motiv für seine Tat die Familienehre angibt. Doch das greift zu kurz: Denn es gibt Morde, die nur als Ehrenmord getarnt werden, in denen es in Wirklichkeit aber um etwas anders geht, zum Beispiel um Geld oder Land oder um die Vertuschung eines anderen Verbrechens, zum Beispiel Inzest. Auf der anderen Seite gibt es Mörder, die für die Ehre töten, sich aber hüten, das Wort Ehre überhaupt in den Mund zu nehmen.

Eine Beschreibung: Ein Ehrenmord wird in der Regel von einem männlichen Familienmitglied begangen: Vater, Bruder, Onkel, Cousin, Ehemann oder Exmann töten eine junge Frau, selten auch einen jungen Mann. Diese hat (oft nur minimal) gegen eine Familienregel verstoßen. Dadurch sehen die männlichen Familienmitglieder ihren Machtanspruch in Frage gestellt. Oft werden sie von den weiblichen Mitgliedern in ihren Rachegelüsten bestärkt. Um die Ordnung wiederherzustellen, wird das Mädchen getötet. Die Gemeinschaft sieht das Verbrechen als rechtmäßig an. Sie ist möglicherweise sogar stolz darauf.

Daraus leitet sich ab: Ein Ehrenmord wird in der Regel nicht im Affekt begangen. Zwar stehen die Männer unter einem enormen gesellschaftlichen Druck, den sie wegen ihres schwachen männlichen Egos nicht aushalten. Sie fühlen Hass und Hilflosigkeit, wenn sie immer wieder hören: „Was bist Du für ein ehrloser Mann? Du lässt es zu, dass Deine Frau ein freies Leben führt. Die knallt ja durch.» Ein Türke, der anders leben will, muss sich aus der Gemeinschaft entfernen. Will er in der Community bleiben, muss er sich ihren Regeln unterwerfen.

In einer Gesellschaft, in der individuelle Freiheit nichts, die Familie aber alles bedeutet, kann der ganze Clan in die Planung des Ehrenmords involviert sein. Das heißt: sämtliche Familienangehörige können die Frau verraten. Sie kann sich oft nicht einmal an ihre eigene Schwester wenden. Denn selbst ihre Mutter könnte sie in einen Hinterhalt locken. Wenn überhaupt, könnte Hilfe und Unterstützung ohnehin nur von einem Mann kommen. Aber das Mädchen darf mit keinem Mann außerhalb der Familie Kontakt aufnehmen, weil sie sonst die Ehre der Familie beschmutzt. Die einzigen, an die ein Mädchen sich wenden könnte, sind Vater und Bruder – um deren Macht es aber oft gerade geht. Genau diese beiden sind am Erhalt des totalitären Systems interessiert.

In einigen Fällen werden auch Männer Opfer eines Ehrenmords, zum Beispiel als Freund eines Mädchens oder als Homosexueller. Auch der Mord am niederländischen Filmemacher Theo van Gogh war ein Ehrenmord an einem Mann.

http://www.ehrenmord.de/faq/wannehre.php

Wapiti201264  22.06.2017, 13:50

Traurig, SEHR traurig, aber wahr.

Super Antwort!

Du kannst dir sicher sein, in diesen Fällen, in denen Frauen versuchen, ein normales Leben in Deutschland zu führen, gibt es genug "Nachbarn", "Freunde" und "Bekannte" die nichts besseres zu tun haben, als den Eltern oder Brüdern brühwarm die neuesten Gerüchte über das "Lotterleben" der Tochter zu erzählen, oftmals verbunden mit dem Vorwurf, warum dies den nicht verhindert wurde. Wenn dann die Familienmitglieder nicht Manns genug sind, sich diese Einmischung von Fremden zu verbeten, schaukeln sich Vorwürfe, Angriffe und Gewalt hoch, bis es am Ende zum äußersten kommt.

Entweder erfahren sie es spätestens bei ihrer Hochzeitsnacht wenn keine Blutungen beim Sex auftreten, oder sie erfahren es durch Dritte. 

Sowas spricht sich schon sehr schnell rum in der Szene, da reicht es nur, dass man als Mädchen mit einem anderen Typen gesehen wird, damit man Probleme kriegt. 

eil die Tochter vorehelichen Sex hatte.

nicht nur deswegen.. lies die berichte einfach mal genauer....

Kurz ausgeholt: Mir hat mal ein Österreich-Türke (den wir im Cluburlaub in der Türkei getroffen haben) nachvollziehbar erklärt warum seine Frau im Urlaub im Bikini und zu Hause mit Kopftuch herumlaufen muss.

Zu Hause haben sie viele türkische Freunde/ Bekannte. Wenn seine Frau nun an einem Tag mit und am nächsten Tag wieder ohne (oder generell ohne) gesehen wird, fangen diese Leute dann an zu tratschen und bei ihm nachzufragen von wegen Religion, Glaube und "ganz oder garnicht".

Wegen der Tuschelei der anderen muss sie sich also verhüllen, nicht unbedingt weil das Familienoberhaupt es so fordert, bzw. wird es deswegen gefordert. Wenn er aber mit ihr ein Wochenende weg fährt - und wenns nur 100km sind, hat sie kein Kopftuch auf. Nur da, wo man sie kennt.

An dem Beispiel denke ich erkennt man ganz gut, wie das Verhalten oder der heimliche Sex der Tochter bis zum Vater drurchgetratscht wird. Irgendwer aus dem eigenen betreffenden Kulturkreis (ich möchte das nicht auf Türken beschränken/ den schwarzen Peter zuschieben) bekommt immer was mit oder vermutet etwas.