Dreißigjähriger Krieg ein Religionskrieg oder Machtkrieg?

6 Antworten

Er begann als Religionskrieg und eskalierte anschließend zum Machtkrieg.

Begonnen hat er als Aufstand der böhmischen Protestanten gegen den katholischen Kaiser. Hätte man es dabei belassen, wäre der Krieg nach ein paar Jahren beendet gewesen (Böhmisch-Pfälzischer Krieg). Leider meinten aber dann erstens der Habsburgerkaiser unter dem Vorwand der Religion auch den protestantischen Norden zu rekatholisieren und unter der Hand das Reich in einen Zentralstaat und eine Erbmonarchie zu transformieren. Das hat Frankreich nicht gepasst und in der Haager Allianz schlossen sich die protestantischen Mächte Dänemark und die Niederlande mit den protestantischen Fürsten zusammen und stellten mit französischem Geld Truppen gegen Habsburg ins Feld. Hätte Habsburg diesen Krieg verloren und man hätt in Wien einlenken müssen, wäre es dass mit dem Niedersächsisch-Dänischen Krieg gewesen. Aber Wallenstein besiegte die Dänen und damit war die Kacke am Dampfen und die Habsburger drauf und dran das Reich sich Untertan zu machen. Zu dem Zeitpunkt waren erstmals wieder kaiserliche Mächte in Pommern vertreten, wo es seit der Stauferzeit das eben nicht mehr gegeben hat. Und spätestens jetzt ging es um Machtpolitik, denn weder Schweden - die protestantische Großmacht - noch Frankreich - der große Rivale Habsburgs - waren bereit den Kaiser derart gewären zu lassen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich studiere seit 2017 Geschichte an der LMU in München🥸

Die Religion war nur der Anlass, aber nicht die Ursache des Krieges.

Schon der Beginn des eigentlichen Krieges nach der Annahme der böhmischen Krone durch den evangelischen Pfälzer Kurfürsten war ein Machtkampf, ein Kampf um die Kaiserkrone und die Macht der Habsburger im Reich und in Europa. Denn wäre die Krone Böhmens dauerhaft in die Hand eines evangelischen Reichsfürsten gelangt, dann wären die katholischen Wähler des Kaisers in die Minderheit geraten und die Habsburger die Kaiserwürde losgeworden.

Auch die weitere Entwicklung des Krieges zeigt, dass es um einen Kampf der europäischen Großmächte um die Vormacht in Europa ging, Religion war allenfalls zweitrangig. Denn gerade Frankreich als bedeutendster Rivale der Habsburger im Reich und in Spanien und wie diese eine katholische Macht hatte keinerlei Skrupel, sich mit evangelischen Fürsten des Reiches und evangelischen europäischen Mächten wie den Vereinigten Niederlanden und Schweden zu verbünden und sie zu unterstützen.

Der Dreißigjährige Krieg - eigentlich ein Vierzigjähriger, wenn man auf das Ende des spanisch-französischen Krieges 1659 blickt! - als großer europäischer Krieg war vornehmlich ein Machtkampf!

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich arbeite als Historiker.

Natürlich beides !

Aber ich bin nicht bereit, die weit verzweigten Facetten des europäischen Barock-Krieges auch nur andeutungsweise zu schildern - gerade WEIL das Barock historisch und literarisch (Andreas Gryphius) eines meiner Spezial-Interessen ist.

Zeit ist Geld !

Woher ich das weiß:Hobby
ArnoldBentheim  11.03.2024, 18:42

Dein Beitrag vergeht wie Rauch von starken Winden. 😁

1

Beides laut der Zeitschrift, die ich darüber mal gelesen habe. Vor allem, da Gustav Adolf sein Schwedenreich ausbreiten wollte und wohl seine protestantische Religion nur als Mittel zum Zweck benutzen konnte, um in den Krieg zu intervenieren.

Die Religiösen Fragen waren doch da nach 4 Jahren bereits bereinigt :

Es ging wohl eher um Konstitutionelle Angelegenheiten:.

https://www.horeb.org/xyz/podcast/credo/20150924cr.mp3

Lg ⚘

Woher ich das weiß:Recherche
Kugelblitz02  19.04.2024, 19:48

Ne die religiöse Frage ging schon etwas länger. Mindestens so lange bis Tilly starb, vielleicht sogar bis Wallensteins Tod.

0