Denkt ihr das die Kirche die Bibel verfälscht hat?

17 Antworten

Grundsätzlich nein.

Die Bibel in ihrer Gesamtheit wird von den meisten Historikern und Theologen als authentisch betrachtet.

Ein wichtiger Grund, warum die meisten Historiker und Theologen überzeugt sind, dass die Bibel in ihren wesentlichen Aussagen unverfälscht ist, sind die antiken Manuskripte, die in zahlreichen Kopien existieren. Die Bibel ist eines der am besten dokumentierten Werke der Antike, mit tausenden Handschriften (z.B. dem Codex Sinaiticus und dem Codex Vaticanus), die über Jahrhunderte hinweg gefunden wurden und bis auf kleine Schreibfehler und Übersetzungsvarianten extrem übereinstimmen. Diese alten Schriften wurden immer wieder miteinander verglichen, und selbst die ältesten Funde stimmen weitestgehend mit den späteren Abschriften überein.

Ein weiterer Aspekt ist der Umstand, dass die Bibel in verschiedenen Epochen und unter verschiedenen Herrschern kopiert und weitergegeben wurde. Die frühe Kirche hatte keinen zentralen Einfluss, wie die spätere katholische Kirche, die gewisse Texte an ihre Bedürfnisse hätte anpassen können. Die Vielfalt der Texte, die bis heute gefunden wurden, wie die Qumran-Schriften (auch bekannt als die Schriftrollen vom Toten Meer), zeigt, dass die Bibel eine lange Überlieferungskette hat, die nur schwer hätte verfälscht werden können.

Historisch gesehen ist es außerdem so, dass die frühen Christen oft in Opposition zu den Machthabern standen und in Verfolgung lebten. Die Schriften des Neuen Testaments z.B. wurden in einer Zeit verfasst, als es weder sicher noch bequem war, Christ zu sein. Diese Texte spiegeln eine Überzeugung und einen Glauben wider, die eher von der Ehrlichkeit und der Treue zum Glauben als von Machtspielen geprägt sind. Wäre das Ziel Macht gewesen, hätte die Kirche eher dazu tendiert, sich den herrschenden Mächten anzupassen, statt sich abzugrenzen und Opfer zu riskieren. Die Authentizität des Glaubensinhalts steht also im starken Kontrast zur Vorstellung einer strategischen Manipulation.

Es gibt also einen breiten Konsens zwischen Fachexperten, dass die Bibel trotz verschiedener Übersetzungen und kultureller Einflüsse im Kern die ursprüngliche Botschaft Gottes und die Lehren Jesu bewahrt hat. Auch wenn natürlich eine menschliche Interpretation immer mit im Spiel ist, sind die Grundwerte und die zentrale Botschaft des Evangeliums bestehen geblieben. Vieles deutet darauf hin, dass die Bibel aus einem echten Bedürfnis nach Gottesnähe und einer reinen Glaubensvermittlung entstanden ist und nicht, um Machtstrukturen zu erhalten oder zu kontrollieren.


RStroh  10.11.2024, 12:25

Sehr gute Antwort. Danke!

Verfälscht - nein. Die ältesten verfügbaren Schriften wurden und werden immer wieder gegen die existierenden Übersetzungen gelegt. Wären da wirklich große Abweichungen gefunden worden, dann wären die entsprechenden Übersetzungen entsprechend kritisiert worden.

Wenn man sich anguckt, dass das AT in aramäisch, hebräisch (ggf noch andere) und das NT wahrscheinlich in griechisch geschrieben ist, dann können sowas natürlich nur Leute nachvollziehen, die so alte Sprachen verstehen. Davon gibt es aber genug - die würden Abweichungen unverzüglich reklamieren.

Stimmt schon, wir müssen uns da auch auf diese Übersetzungen verlassen - und die werden ja auch immer mal an die aktuelle Umgangssprache angepasst, damit sie verständlich bleiben - der Sinn bleibt dabei aber unverändert.

Mittlerweile denke ich das nicht nur, sondern bin auch davon überzeugt. Wenn man historisch alles unvoreingenommen zusammenfasst was vorliegt, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch. Ein Fakt lässt sich Beweisen, daß die Glaubensquellen vom Fundament eine angepasste Kopie von wesentlich älteren Glaubensgemeinschaften sind.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Praktizierend im christlich spirituellen Glauben

Es gibt Schriftrollen, die Texte der Bibel überliefern. Diese Schriftrollen sind schon über 2000 Jahre alt. Diese Funde zeigen, dass die Bibel gut und zuverlässig überliefert wurde. Einen Beweis, dass sie verfälscht wurde, gibt es jedoch nicht. Hier ist ein Link dazu:

https://de.wikipedia.org/wiki/Kleine_Jesajarolle

Deine Kritik bezüglich der Kirche ist mehr als nachvollziehbar!

Ganz unabhängig davon ist aber die Quellenlage der Bibel, die zeigt, dass der biblische Text nicht verfälscht ist!

Es gibt kein antikes Buch, das auch nur annähernd so gut überliefert ist wie die Bibel. Zweifelt man die Bibel an, muss man erst recht daran zweifeln, ob es Cäsar, Kleopatra, Alexander den Großen usw. überhaupt gegeben hat.

Deshalb: Die Bibel ist das bestbelegte historische Dokument überhaupt. Die heute vorliegenden Übersetzungen in den großen Verkehrssprachen sind praktisch fehlerfrei und sinngemäß identisch.

Das AT (Alte Testament) wurde von Manuskript zu Manuskript mit äußerster Sorgfalt abgeschrieben. Es gibt zahlreiche gut erhaltene Handschriften, die bis auf winzige unwesentliche Abweichungen genau übereinstimmen. Sie reichen bis ins Jahr 900 n. Chr. zurück. Das liegt u.a. daran, dass das Volk Israel das AT sehr genau abgeschrieben hat. Beim Abschreiben wurden die Worte aller Manuskripte auf unterschiedlicheWeise gezählt. Sie zählten z. B. bei einem ihrer verschiedenen Tests die Zahl aller Wörter in einer neu angefertigten Abschrift. Wenn die Kopie nicht die richtige Zahl hatte, war das Manuskript unbrauchbar und wurde vergraben. Eine neue Abschrift musste angefertigt werden. Solche Maßnahmen sollten verhindern, daß nicht ein einziges Wort der Heiligen Schrift hinzugefügt bzw. weggelassen werden konnte. Auf diese Weise wurden die Schriftrollen der hebräischen Bibel von einem Jahrhundert zumnächsten sorgfältig und genau überliefert.

Auch der Vorwurf, bestimmte Prophetien seien erst nach den Ereignissen geschrieben, also gefälscht, erwies sich selbst als falsch: Vor wenigen Jahren wurden in Qumran am Toten Meer Jesajaschriften gefunden, die aus der Zeit 200-100 v. Chr. stammen. Es war nahezu eine Sensation, dass sie, obwohl 1000 Jahre älter als die bis dahin vorliegenden Manuskripte aus dem Jahr 900 n. Chr., mit diesen völlig übereinstimmen! Alle auf Jesus weisenden Prophetien sind bereits in ihnen enthalten.

Vom NT (Neuen Testament) liegen etwa 5000 Manuskripte vor, die z.T. bis in die Zeit 350 n. Chr., Auszüge gar bis 150 n. Chr. zurückgehen. Sie weichen nur äußerst geringfügig in einem Tausendstel des Textes untereinander ab!

Zum Vergleich die Daten einiger nichtbiblisch – historischer Werke: Julius Cäsar, „Der Gallische Krieg“: nur 10 guterhaltene Manuskripte aus der Zeit 900 Jahre nach Cäsars Tod! Die „Geschichte“ und die „Annalen“ des Tacitus: nur 2 Manuskripte aus der Zeit 1000 Jahre nach seinem Tod usw. Beides sind allgemein anerkannte geschichtliche Werke, die weitaus weniger gut belegt sind als die Bibel (vgl. Josh McDowel, Bibel im Test, Hänssler-Verlag 1988).

Empfehlenswert zur Frage ist auch das folgende Video von Dr. Roger Liebi:

https://www.youtube.com/watch?v=yHiMENcpl3U


RStroh  10.11.2024, 12:27

Ausgezeichnete Antwort!