Denke ich mich selbst, oder werde ich gedacht?
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5 Antworten
Das Selbst ist die Ich-Erkenntnis des Bewusstseinszustandes unserer Existenz. Wir können uns selbst erdenken und auch unsere Identität bestimmen, welche nicht nur durch genetische Komponente beeinflusst wird.
Ein Gedanke kann ein Selbst neu erschaffen! Hierbei gelangt man dann irgendwann zur Epigenetik.
Das Problem der Beantwortung besteht in den Definitionen des Ich, des Du, des Selbst und des Selbstbewusstseins.
Da wir fast nur lernen mit dem Verstand zu analysieren, trennen wir alles, zerlegen es in Einzelteile. Das Synthetisieren ist daher sehr schwierig, auch weil ja die Sammlung von Teilen zu einem Ganzen nie das Ganze ohne das Teilen dessen bedeutet.
Außerdem fühlt und will jedes lebende Gehirn mehr als es denkt (vgl. z. B. Riechorgan als ältestes Organ der Tiere).
Man beobachtet jeden Vorgang nur.
Das Ich-Bewusstsein ist das erlebende Ausführende, nicht aber das in der Ursache Ausführende.
Du führst beobachtend das aus, womit sich dein Ich-Bewusstsein gleichsetzt, daher kommt wahrscheinlich auch die Illusion des Gefühls des freien Handelns.
Denkst du dich selbst, oder wirst du gedacht? Die Frage berührt das Verhältnis zwischen Subjektivität und Bewusstsein. Du trittst dir als denkendes Wesen gegenüber und erscheinst dir als Ursprung deiner Gedanken, wie Descartes es beschreibt. Doch dieses Denken setzt ein Ich voraus, das nicht Gegenstand, sondern Bedingung der Erfahrung ist, wie Kant erklärt. Zugleich bist du geprägt durch Sprache, Geschichte und Weltverhältnisse, die deinem Denken vorausliegen, wie Heidegger es aufzeigt. Das Selbst ist nicht entweder Ursprung oder Produkt, sondern bildet sich im Zusammenspiel von aktiver Selbstbeziehung und vorausgesetzter Geprägtheit. Du denkst dich, aber was du dabei Ich nennst, ist immer schon Teil eines größeren Zusammenhangs.
Das Denken erschafft den Denker, und erschafft sich ständig neu.