Darf ein Lehrer Diktator spielen?
Bei meinem Sohn wird aktuell der 2. Weltkrieg und die Diktatur besprochen, da sie ein Buch behandeln welches davon handelt (8.Klasse).
Jetzt hat der Lehrer eine Demonstration gestartet und sich als Diktator vor die Klasse gestellt (ich sage jetzt bewusst nicht den anderen Begriff) und die Klasse musste machen was er sagt. Sie mussten mehrfach hintereinander aufstehen und sich wieder setzen. Es wurde auch eine Strafarbeit angedroht, weil Kinder nach dem ersten Mal nicht mehr mitmachen wollten. Nach der Androhung stellten sich doch noch welche und für die die ihre Meinung vertreten haben und sitzen geblieben sind gab es tatsächlich eine Strafarbeit. Darf ein Lehrer das? Darf er selbst sich als Diktator vor die Klasse stellen und diese dazu bringen das zu machen was er sagt nur um ihnen zu demonstrieren wie die Diktatur lief?
Da ich nicht weiß ob sich jeder alle Kommentare durchliest, hier meine Antwort auf einen Kommentar inkl. einer zusätzlichen Info die ich vorher nicht geschrieben hatte, da es mir erstmal nur um das eigentliche Prinzip ging...
Ja ich bin skeptisch, ja ich finde es gut das die Themen ausgiebig behandelt werden und ja ich bin auch dafür das ein Kind auch mal eine Strafarbeit bekommt, wenn es im Unterricht absolut nicht mit macht. Ich kenne auch den Film die Welle. Mein Problem an der Sache ist, daß der besagte Lehrer leider ohnehin einer unserer "Problemlehrer" ist, was die gesamte Elternschaft so sieht. Was ich nicht geschrieben habe... Es gab ja auch noch ein zweites "Rollenspiel" bei dem erst alle Kinder aufstehen mussten, dann Namen genannt wurden und sich diese Kinder wieder setzen durften. Am Ende blieb eine handvoll stehen und es wurde erklärt das dies jetzt, auf neudeutsch, die sogenannte Mobbingopfer wären. Und das greift nach meiner Auffassung eindeutig die Kinder an, der Lehrer weiß doch garnicht ob eines der Kinder vielleicht ohnehin schon mit Mobbing zu kämpfen hat. Achso und ja u.a. darf mein Sohn die Strafarbeit schreiben (1 Seite wegen Ungehorsam). Er hat seine Meinung vertreten und es war ja wie einige geschrieben haben "nur ein Rollenspiel" daher finde ich das übertrieben. Man hätte darüber reden können warum die Kinder die sitzen bleiben diese Meinung haben. Eine Aufarbeitung nach diesem "Rollenspiel" gab es nicht
11 Antworten
Lies mal "Die Welle"! Ich denke, dass dieser Lehrer auf einen entsprechenden Ansatz hinaus will (da er selbst dieses Buch aber wahrscheinlich kennt, wird er diesen Selbstversuch der Klasse aber vor den ganz üblen Entwicklungen darin abbrechen ;)).
Ich finde dieses Experiment wirklich gut! Ich mein, wie viele Menschen behaupten denn, dass sie ganz sicher damals in der Nazi-Zeit im Widerstand gewesen wären? Und wie viele von denen hätten tatsächlich dieses Maß an Mut und die Bereitschaft, massive eigene Nachteile in Kauf zu nehmen, um für das Gute einzustehen? Genau das ist Sinn und Zweck eines solchen Versuchs in der Klasse. Um den Schülerinnen und Schülern hier ein praktisches Erleben anstelle eines nur theoretischen Diskutierens zu ermöglichen. Nachhatiges Lernen und eine kreative Unterrichtsgestaltung, wo Eltern nicht nach "Darf der das?" fragen, sondern sich lieber freuen sollten, dass ihr Kind eine so gute Lehrkraft abbekommen hat!
Das ist schon sehr hart, aber ich denke, solange das nicht zur allgemeinen Unterrichtsmethode wird, ist das vielleicht gar nicht so schlecht.
Am besten lernt man durch eigene Erfahrung. Durch das Schauspiel des Lehrers, können die Kinder am eigen Leib erfahren, was es bedeutet, diktiert und unterdrückt zu werden. Und das in einer vergleichbar milden Form. Nicht-befolgen von Anweisungen kostete und kostet auch heute noch den Menschen, die in Diktaturen leben, zum Teil das Leben.
Und gerade zur heutigen Zeit, mit dem politischen Rechts-Drall im Westen, ist es wichtig zu verstehen, wohin eine solche Reise führen kann, wenn man sich von den Versprechen der scheinbaren „Retter“ blenden lässt.
Um auf deine Frage zurück zu kommen. Du bist zu recht skeptisch. Das Verhalten des Lehrerd wirkt nicht ganz zulässig. Vielleicht aber ist es ganz gut, da ein Auge zuzudrücken.
Wichtig ist aber, dass der Lehrer das wirklich nur kurz macht und auf alle Fälle im Nachhinein mit den Schülern aufarbeitet und thematisiert.
Ja ich bin skeptisch, ja ich finde es gut das die Themen ausgiebig behandelt werden und ja ich bin auch dafür das ein Kind auch mal eine Strafarbeit bekommt, wenn es im Unterricht absolut nicht mit macht. Ich kenne auch den Film die Welle. Mein Problem an der Sache ist, daß der besagte Lehrer leider ohnehin einer unserer "Problemlehrer" ist, was die gesamte Elternschaft so sieht. Was ich nicht geschrieben habe... Es gab ja auch noch ein zweites "Rollenspiel" bei dem erst alle Kinder aufstehen mussten, dann Namen genannt wurden und sich diese Kinder wieder setzen durften. Am Ende blieb eine handvoll stehen und es wurde erklärt das dies jetzt, auf neudeutsch, die sogenannte Mobbingopfer wären. Und das greift nach meiner Auffassung eindeutig die Kinder an, der Lehrer weiß doch garnicht ob eines der Kinder vielleicht ohnehin schon mit Mobbing zu kämpfen hat. Achso und ja u.a. darf mein Sohn die Strafarbeit schreiben (1 Seite wegen Ungehorsam). Er hat seine Meinung vertreten und es war ja wie einige geschrieben haben "nur ein Rollenspiel" daher finde ich das übertrieben. Man hätte darüber reden können warum die Kinder die sitzen bleiben diese Meinung haben. Eine Aufarbeitung nach diesem "Rollenspiel" gab es nicht
Er könnte es so machen, wenn er es im Voraus entsprechend kommuniziert, dass es wie ein Beispiel sein soll.
Dass er aber die Strafarbeit wirklich durchgeführt hat, verstehe ich aber nicht!
Das hat er von "dienwelle" ein Buch das in der zehnten Klasse behandelt wird eigentlich.
Darin gibt es einen Lehrer der ein gefährliches Experiment in den USA gewagt hat.
Aber ich denke das ist nur Show und er wird das in der nächsten Stunde aufklären.
Es ist wohl pädagogischer Trick um die Schüler wachzurutteln oder ihnen das lebendig zu zeigen. Ohne trockene Bücher.
Telefonieren sie doch mal und stellen sie ihre Fragen aber ganz in Ruhe.
Sehe ich jetzt nicht ganz so dramatisch. Er hat sie ja nicht dazu gebracht nackig vor ihm im Kreis zu tanzen. Aufstehen und Setzen ist m.E. verkraftbar. Die Strafarbeit war ja vermutlich auch nicht Steinekloppen im Gulag sondern irgendwas schreiben oder so.
Manche Dinge demonstriert man eben am besten durch ein kleines Rollenspiel. So lange niemand zu schaden kommt, emotional verletzt wird, oder beleidigt wird, halte ich das für genau das, ein harmloses Rollenspiel. Die Message vom Lehrer wird wohl auch klar gewesen sein, sehr ihr, Diktatur ist kacke ... wollt ihr nicht. Viel schlimmer hätte ich es gefunden, wenn der Lehrer eine Diktatur verherrlicht hätte, anstatt den Kindern ein Negativbeispiel zu zeigen.