Darf die Klasse/der Lehrer Geld für die Verwendung von Schimpfwörtern einsammeln (lassen)?
Nabend Leute,
ich hätte da eine Frage.
Seit etwa einer Woche ist es in meiner Klasse (11. Klasse eines beruflichen Gymnasium für Wirtschaft und Verwaltung, bin auf dem Weg zum Abitur) so, dass "die Klasse" von jedem 10 Cent für ihre benutzten Schimpfwörter verlangt (dazu zählen auch Beleidigungen gegenüber Mitschülern).
Jede Schülerin und jeder Schüler soll dabei nur die Wörter bezahlen, die er oder sie benutzt hat.
Diese Idee kam auf, nachdem sich zwei Mitschüler in einer Unterrichtsstunde lautstark gestritten haben und dabei sehr viele dieser Schimpfwörter fielen. Eine Hand voll Schülerinnen und Schüler entschlossen sich dann dazu, diese Regelung einzuführen. Es wurde bereits ein "Sparschwein" gekauft, welcher der Käuferin 30 Beleidigungen "guthieß", da das Schwein 3 Euro kostete (30 * 10 Cent = 3€... fragwürdig, nicht wahr?).
Nun weigern sich aber einige Schüler(innen), dieses Geld für ihre Schimpfwörter zu bezahlen; einer davon bin ich.
Gründe dafür sind unter Anderem:
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Es wurde zwar "gewählt", ob die Klasse dieses System haben möchte, allerdings fand diese Wahl während einer konzentriert auszuführenden Aufgabe im BWL-Unterricht statt; sprich einige haben bestimmt nicht aufgepasst und haben deswegen nicht dagegen gestimmt. Zudem waren einige Mitschüler krank.
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Das Geld wandert nicht in eine Klassenkasse o.Ä., nein, es wandert in die Taschen der "beliebten" Mitschüler, die sich damit den Alkohol für das Wochenende finanzieren.
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Wenn man die 10 Cent pro Word nicht bezahlen möchte, muss man für eine Woche Ordnungsdienst machen, obwohl dies zuvor im Wochentakt wechselnd durchgeführt wurde; es ging nach dem Alphabet, sodass jeder irgendwann drankam und drankommen würde.
Bewährte System zur Regelung des Klassengeschehens wurden also umgeschmissen. Anstatt disziplinare Maßnahmen gegen die betreffenden Mitschüler einzuleiten, muss die ganze Klasse darunter leiden.
Dass einem abundzu ein böses Wort rausrutscht ist verständlich: Das Federmäppchen fällt runter und schon hat man sch... gesagt, das ist doch noch okay. Oder man "beleidigt" sich unter Freunden: Wir necken, weil wir lieben!
Doch all das wird nicht mehr toleriert.
Die Krönung dessen ist aber, dass die "Buchführung" für dieses System von einer Mitschülerin geführt wird, die die Beleidigungen gegenüber den unbeliebten Schüler(innen) nicht notiert. Es kommen also die beliebten besser weg als die unbeliebten.
So, soviel dazu. Ich und eine Hand voll Mitschüler wollen dieses System nicht tolerieren oder zumindest nicht dran teilnehmen müssen.
Das einzige, was man noch dazu sagen sollte, ist, dass der Klassenlehrer angeblich zu diesem Verfahren zugestimmt hat. Er war auch öfters anwesend, als die entsprechenden Mitschüler das Geld verlangten und andere für die Benutzung der unredlichen Wörter notierten.
Dass er aber von den Schattenseiten dieser Sache weiß, bezweifle ich.
Was sollte ich eurer Meinung nach tun?
Ich freue mich auf zahlreiche Antworten!11 Antworten
Also ich persönlich, (ich besuche ebenfalls die 11. Klasse eines Gymnasiums) , finde diese Vorgehensweise persönlich etwas kindisch haha. Ich würde mir bei sowas nicht wie in der Oberstufe vorkommen, sondern wie in der Grundschule. Ich könnte für die ganze Geschichte ja noch irgendwo Verständnis aufbringen, wenn das eingenommene Geld, wenigstens in die Klassenkasse gehen würde - tut es aber nicht. Wo liegt der Sinn dieses Geld den eigenen Schülern zu geben? Dazu noch den ''Beliebteren''? Also an sich vielleicht erstmal eine gute Idee, aber doch nicht für eine 11. Klasse? Und dazu noch unpädagogisch hoch Hundert das Geld Mitschülern zu geben, anstatt in der Klassenkasse zu sammeln. An deiner Stelle würde ich das Gespräch mit dem Klassenlehrer suchen. Vielleicht zusammen mit einem anderen Mitschüler. Daraus muss man ja keine große Sache machen, aber ich würde ihm deinen Standpunkt so wie du ihn hier darstellst, vortragen. Ggf, nochmal mit dem Klassensprecher reden oder Elternvorsitzendem (falls es sowas bei euch gibt). Finde das Prinzip auch echt fragwürdig.. Viel Erfolg! :)
Also dein Text wirkte ziemlich kompetent und ich würde mal behaupten, jeder intelligente Mensch kann deinen Standpunkt nachvollziehen. Probier doch einfach mal mit deinem Lehrer zu sprechen? Du hast es ja noch nicht versucht. Einfach sachlich und höflich bleiben. Das müsste auf jeden Fall gehen. Falls Du selber nicht gut mit Lehrern sprechen kannst, nimm Dir jemanden dazu, dem das liegt. Das ist auf jeden Fall machbar :)
So wie ich das verstehe, hat der Leherr das System nicht offiziell eingeführt. Er nimmt es nur schwiegend hin.
Hätte er es eingeführt, wäre es ohnehin keine geeignete pädagogische Maßnahme an einer Schule.
Es läuft also eigenmächtig in Eurer Klasse/Jahrgangsstufe, gesteuert von einigen wenigen.
Du musst da gar nicht teilnehmen und auch nicht den Schulhof fegen. Mit welcher Begründung? Dass ein eigenes System durch Schüler aufgebaut wurde, welches zudem von wenigen missbraucht wird?
Wenn man die 10 Cent pro Word nicht bezahlen möchte, muss man für eine Woche Ordnungsdienst machen, obwohl dies zuvor im Wochentakt wechselnd durchgeführt wurde; es ging nach dem Alphabet, sodass jeder irgendwann drankam und drankommen würde.
Und davon haben Eure Lehrer Kenntnis?
Du machts da einfach nicht mit und redest mit deinem Lehrer. Es ist seine Aufgabe für Ruhe in der Klasse zu Sorgen und die üblichen Mittel dabei anzuwenden und nicht das Ganze an Schüler zu delegieren.
Suche zusammen mit den anderen "Systemgegnern" den Lehrer auf und berichte darüber. Wenn er nicht reagiert, dann wendest du dich an den Jahrgangstufenleiterm Vertrauenslehrer oder Schulleitung.
Wenn du mich fragst, hat das Ganze gar nichts in der Schule zu suchen. Das könnt ihr später im Büro oder Im privaten Kreis machen.
Na das ist doch mal eine schöne Antwort... danke, Gugu. :)
Ein paar Korrekturen:
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Der Lehrer weiß zwar von diesem System und nimmt es hin (er war ja schließlich öfters anwesend, als Geld verlangt wurde etc. und auch als "wir" darüber "abgestimmt" haben), weiß aber wahrscheinlich nicht von den Schattenseiten. Ich sollte ihn wohl mal darauf ansprechen; besonders jetzt, da meine vorherigen Zweifel dank eines Kommentars von dir unter dieser Antwort so gut wie weg sind.
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Bei unserem Ordnungsdienst handelt es sich um das Putzen der Tafel, der Entsorgung des Inhaltes der Mülleimer, dem Aufräumen des Klassenraumes etc. Das, was du mit mit dem Hof meinst, nennen wir Hofdienst und wird von allen Klassen aller Schulformen und Jahrgänge regelmäßig im Wechsel gemacht. Aber das ist eh Jacke wie Hose.
So weit, so gut. Ich werde das morgen mal in Angriff nehmen, mir vielleicht noch die 3-4 andern "Systemgegner", wie du sie treffend nennst, als Stärkung dazu nehmen, und den Klassenlehrer darauf ansprechen.
Heute morgen wurde ich tatsächlich im Klassenbuch zum Ordnungsdienst eingetragen, von einer Mitschülerin die dieses ganze System verwaltet. Da platzt mir der Kragen. :)
Du beschreibst ein Vorgehen von deinen Mitschülern, wo gute Absichten und egoistische Interessen ineinander gehen. Für die Unterlassung von Schimpfwörtern zu sorgen, ist etwas, das allen zugute kommt. Wenn jemand sich dadurch aber einzig selber bereichert und dann auch noch nach Sympathie und Antipathie geht, nutzt er die ursprünglich edle Absicht für sich aus.
Dein Lehrer duldet es,
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weil er eure Eigeninitiative schätzt,
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weil er euch freilassen will in dem, wie ihr das untereinander regelt
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weil ihr in einem solchen Miteinander wichtige soziale Erfahrungen sammeln könnt
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weil er nur einen Teil von dem Verfahren kennt und die Schimpfwörter nicht mehr hören mag und vielleicht sogar der Meinung ist, ihr hättet demokratisch über die Sache abgestimmt.
Nutze diese Situation in deiner Klasse, um wichtige Erfahrungen zu machen, was sich sozial alles dabei ergibt! So lernst du Menschen kennen und Mechanismen, die in einer Gemeinschaft ablaufen.
Macht eine Klassenbesprechung, dafür gibt es ja meist eine Stunde in der Woche. Da könnt ihr pro und contra dieser Maßnahme diskutieren. Und wenn der Lehrer mit dabei sein sollte, dann kriegt er auch noch andere Seiten mit. Aber es wäre schön, wenn ihr als Klasse das alleine regeln könntet ohne die Erwachsenen, das macht euch stärker, selbstbewusster, verantwortlicher, und das ist auch später im Beruf eine brauchbare Eigenschaft.
Da der Lehrer offenbar nichts unternehmen wird, würde ich euch raten, die Sache sowohl an Eltern als auch den Direktor zu bringen. Da die Klasse ja offenbar nur von den "Beliebten" gelenkt wird, würde es nicht viel bringen, mit denen zu reden, da sie hier ja eine neue und preiswerte Art gefunden haben, an ihr tägliches Geld zu kommen.
Vor Direktor als auch Eltern würde ich die Begründungen sagen, die du hier geschrieben hast - sie sind logisch nachzuvollziehen. Fakt ist: Diese Sache muss mit "neutralen" Leuten, dh. Leuten, die nicht zu eurer Klasse gehören, geklärt werden.
Da die Klasse ja offenbar nur von den "Beliebten" gelenkt wird
Das ist wahr!
Aber ehrlich gesagt bin ich eher jemand, der sowas an sich vorbei ziehen lässt; noch nie musste ich mit einem Lehrer oder gar dem Rektor über sowas sprechen.
Ich habe nur die Befürchtung, dass der Lehrer mich damit trösten wird, dass es doch "demokratisch" entschieden worden sei, und der Direktor ihm dann den Rücken stärken würde - denn der Direktor hat davon ja eh keinen Schimmer, er wird sich wohl auf das, was der Lehrer sagt, verlassen müssen, oder?
Da irrst du dich. Jede Schulleitung hat Verantwortung für seine Mitarbeiter, also auch für deinen Lehrer. Begeht ein Lehrer Fehler, verstößt z.B. gegen seine Dienstordnung oder verhält sich unpädagogisch gefärdet er den Ablauf der Schule. ich glaube zwar nicht, dass dein Lehrer ein Dienstvergehen begeht, er lässt aber eine gewisse Selbstjusitz laufen, die Ungerechtigkeiten erzeugt.
Das Argument "demokratisch" kann man auf alles anwenden. So hätten die SuS auch über andere Sachen abstimmen können und die würden dennoch nicht korrekt sein.
Der Klassenlehrer arbeitet nicht richtig und bedient sich pädagogisch nicht angemessener Erziehungsmethoden.
Das ist Sache der Sl, als seines Chefs. Hole dir unterstützung durch die SV oder Elternrat, zur Not eines anderen Lehrers (Vertrauenslehrer).
Nein er darf kein Geld verlangen! Allerdings wenn man sich beschimpft, kann er euch nachsitzen lassen oder eben Ordnungsdienst machen lassen...
Der ist einer der Hauptbefürworter, ein klassischer "beliebter Bursche", der mir eh keine Beachtung schenken würde. ;)
Kein Plan! Sowas gibt es wahrscheinlich, aber ich wüsste nicht, wie ich das in Erfahrung brinben sollte... außer über den Klassenlehrer, mit dem ich dann gleich direkt sprechen könnte.
Aber er würde mich sicher nur darauf vertrösten, dass es angeblich "demokratisch" entschieden worden sei und wir uns dem Willen der Klasse beugen müssten o.Ä.