Themenspecial 20. April 2022
Eurovision Song Contest 2022
Alles zum Themenspecial

Bist du auch der Meinung, dass es heute beim ESC nur noch um Politik geht?

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich verstehe was du meinst und finde es sehr schwierig, das so pauschal zu beantworten. Ich persönlich bin ein sehr politischer Mensch und finde dass der ESC automatisch eine Art politische Verantwortung trägt, einfach schon dadurch, dass es eine Veranstaltung ist, die den ganzen Kontinent Europa vereint und eine gemeinsame Plattform für verschiedene Kulturen bietet. Dadurch ist es glaube ich unvermeidlich, dass politische Statements dazugehören, und das finde ich persönlich auch gut so. Aber ich verstehe auch Menschen, die einfach nur den Wettbewerb als solchen verfolgen und genießen wollen, ohne von der ohnehin schon so omnipräsenten Politik überwältigt zu werden. Deswegen finde ich es auch schwer diese Frage objektiv zu beantworten, aber wie gesagt, ich persönlich finde es gut, dass politische Statements zum ESC gehören :) Danke für deine Frage!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Vertrete Deutschland beim ESC 2022

Zuerst hatte ich hier noch nicht geantwortet, da es hieß, die Frage wurde in einen eigenen Teil verschoben, der sich nur mit dem ESC befasst.

Aber jetzt möchte ich es trotzdem noch tun:

Ich glaube, dass es beim ESC (früher vielleicht auch schon, aber heutzutage immer mehr) ziemlich auch um Politik geht, und was die Länder finanziell dazu beisteuern. Man sehe sich ja nur mal an, dass es diese 5 Länder gibt, die ständig mitmachen dürfen, weil sie am meisten dafür zahlen. Also die "Big Five". Ich weiß, dazu zählt Deutschland auch, und ich bin aus Österreich. Ich möchte aber jetzt hier auch nichts schlechtreden, denn es geht ja letztendlich auf dieser Welt fast überall ums Geld.

Ich sehe mir den ESC aber nach wie vor (zwar nicht alle Jahre, aber weiterhin oft) aus Interesse an Musik an. Und es kommen immer wieder Überraschungen. Positive und negative. Ich versuche, es musikalisch so zu sehen, dass ich meine eigene Wertung mache, was mir gefällt. Auch wenn unser Land einen "Mist" hinschickt (wir konnten bisher manchmal bei einer Fernsehsendung mitvoten, wer hinfahren soll, aber seit einigen Jahren werden wir hier vor vollendete Tatsachen gestellt), dann stehe ich dazu.

Es gibt beim ESC viele Musik-Stile und viele erregen durch ihr Auftreten mehr Ausehen als musikalisch. Manchmal betrachte ich den ESC auch irgendwie als Kabarret.

Wenn man sich das ansieht, dann darf man es wohl nicht sehr ernst nehmen. Wenn man das schafft, dann kann man es "wagen" 😃

Aber letztendlich sehe ich es doch positiv, denn ein paar Songs davon gefallen mir auch oft. Selten sind es aber die , die gewinnen.

Als Conchita Wurst 2014 für uns gewann, war meine Reaktion vor dem Event zu unserem Beitrag : "Die wollen doch nicht im Ernst den (die) dort hinschicken ?? 😳😉😄

Woher ich das weiß:Hobby
Niemandmann  22.04.2022, 19:26

Also, wir Deutschen mochten den Beitrag von Conchita Wurst. Sie hat Stimme, und ihr alternatives Auftreten zeigt Mut und Selbstbewusstsein. Von uns selbst finde ich es unangebracht, sich jedes Jahr über "wieder mal" 0 Punkte aus Österreich zu beklagen. Recherchen haben unlängst ergeben, dass wir seit Beginn des ESC 1956 aus Österreich deutlich mehr Punkte erhielten als umgekehrt. Und meistens sind unsere Beiträge ja auch wirklich unter aller Kanone. Leider dürften bei uns wohl eher die Kids bei der nationalen Entscheidung den Ausschlag geben mit ihren Anrufen. Leute zwischen 30 und 80 sehen da vieles mit Gewissheit ganz anders.

1
PatrickOm  22.04.2022, 20:45
@Niemandmann

Ok, also das mit Conchita W habe ich zwar etwas überspitzt formuliert, und vielleicht kann man jetzt behaupten, dass ich im Nachhinein anders rede, aber den Song fand ich vorher auch schon gut. Auch er, den man vorher ja schon als Tom Neuwirth aus Starmania ("quasi "Österreich sucht den Superstar") gekannt hat (damals aber noch eher männliches Outfit), ist sympathisch und polarisiert halt mit seinem/ihrem Auftreten, aber da bin ich schon aufgeschlossen. Ich sehe es oft von mehreren Seiten, die sich manchmal ändern, hängt auch von der Stimmung ab 😃

Ja, das mit den Punkte geben zwischen D und Ö ist interessant. Da spielen wohl viele Faktoren mit, denn viele Leute blenden da wohl die Musik eher aus und bewerten nach anderen Kriterien. Sollte nicht so sein, aber beim ESC gibt es leider viele gesellschaftliche oder politische Aspekte. Womit wir wieder beim Thema der Frage wären 😄. Für mich ist auf jeden Fall der ESC immer irgendwie interessant.

1
Niemandmann  22.04.2022, 21:28

Ich habe vor ein paar Monaten gelesen, dass Udo Jürgens 1966 mit seinem riesengroßen Erfolg Mercy cherie keinen Punkt bekam. Also, da fällt mir wirklich die Flappe runter. Was war denn das für eine Jury?

1
PatrickOm  23.04.2022, 00:03
@Niemandmann

Ah , wirklich ? Hätte ich noch nicht gewusst !

Diese ganz alten Song-Conteste sind für mich auch sehr interessant. Da war ja alles noch ganz anders. Vor allem, als es ja noch wirklich Chansons waren und es gewisse Kriterien gab, die zu befolgen waren. Udo Jürgens hat übrigens schon 2mal vorher teilgenommen, u.a. mit "Warum, nur, warum ?", welches mir eigentlich noch besser gefällt. Das konnte ich aber noch nicht sehen, denn da gab es mich noch nicht. Einer der ersten Conteste, die ich dann gesehen hatte, war der, bei dem Nicole und damit zum 1. Mal Deutschland gewonnen hatte. Ich kann mich noch gut erinnern, dass der Teil mit der Wertung damals auch schon immer total spannend war und aufgrund der ansonst wenigen Alternativen des Fernsehens der ESC DAS Gesprächsthema war 😀

1
Niemandmann  23.04.2022, 00:13
@PatrickOm

Nun, da ich schon ziemlich alt bin, habe ich meinen ersten Grand Prix Eurovision de la Chanson 1965 gesehen, den France Gall mit ihrem Evergreen Poupee de cire, poupee de son gewann. Ein Hit auch bei uns; in der französischen Originalsprache noch mehr als die deutschsprachige Version.

1
PatrickOm  23.04.2022, 00:45
@Niemandmann

Ah, das gefiel mir schon total lange sehr gut und ich wußte lange nicht, dass es auch von France Gall ist (da ich ja auch aus den 80ern Lieder von ihr kenne). Mittlerweile habe ich auch von ihr eine Best Of .

Das erste Lied vom ESC das mir (auch unbewußt dass es vom Song-Contest war) gut gefiel, war von Sandie Shaw "Puppet On A String", denn davon hatten meine Eltern die Single.

1
Niemandmann  23.04.2022, 01:46
@PatrickOm

Ja, France Gall hatte viele Hits bei uns in Deutschland. Die meisten waren allerdings kleine Erfolge. Mit "Der Computer Nr. 3" landete sie wieder einen großen Hit. Sie belegte mit diesem Schlager Platz 3 bei den Deutschen Schlagerfestspielen 1968 in Baden-Baden. In den 70er- Jahren kamen dann ihre vielen kleinen Hits wie "Er ist Wassermann und ich bin Fisch" oder "Für 30 Centime". Alles Schlagerparadenerfolge, aber für den Einstieg in die Charts hat es nicht gereicht. 1987 kam dann ihre größte Zeit. Mit Ella, elle l'a hatte sie bei uns einen wochenlangen Nr. 1-Hit, und mit diesem Hit faszinierte sie nicht nur europaweit, sondern gleich auf internationaler Ebene. Im selben Jahr legte sie mit Babakar noch einmal nach, und auch damit landete sie bei uns ganz oben in den Charts, wenn auch nicht auf Platz 1. Wieder ein europaweiter Hit, aber nicht international. Danach hörte man nichts mehr von France Gall. Sie ist auch schon vor vielen Jahren verstorben. France Gall war äußerst sympathisch und ohne Starallüren.

1
PatrickOm  23.04.2022, 02:26
@Niemandmann

Ja, ich kann mich erinnern, als sie vor ein paar Jahren verstarb. Oft ist es nämlich so, dass man sich dann erst genauer interessiert, wenn ein Star mal zur Legende geworden ist. Der Sampler , den ich von ihr habe, beinhaltet nur französische Songs. Aber das ist ja auch eine Musik, die ich gerne habe. Auch viele ältere französische Lieder gefallen mir gut. Dass France Gall wirklich so viele deutsche Lieder hatte, wußte ich nicht wirklich, ist aber interessant. Aber stimmt, mit "Ella, Ella" assoziierten sie damals viele.

2

Eine gute und interessante Frage. Es sieht für mich so aus, dass in den Zeiten des Internets auch auf höherer politischer Ebene zu wenig direkt miteinander gesprochen wird. Bei einem Direktkontakt werden viel mehr Daten registriert, die darüber Aufschluss geben, wie jemand tickt. Aber im Grunde genommen war der ESC schon immer politisch, genauso wie die Olympiade. Auch unter befreundeten Staaten werden m.E. die Punkte nicht immer gerecht verteilt. Texas Lightning wurden stark unterbewertet, aber unsere 0 Punkte für Patricia Kaas und ihren tollen Song vor ein paar Jahren waren genauso ungerecht. Die Staaten im Osten vergeben die Punkte fast immer unter sich. Schade! Aber dass sich Griechenland und Zypern stets gegenseitig 12 Punkte geben, muss man verstehen. Sie sind ja ein Volk und halten zusammen. Vielleicht sollte zur Abwechslung mal der türkische Teil Zyperns einen Beitrag zum Grand Prix schicken. Sympathie, Antipathie und Empathie kann man bei uns Menschen nicht auf Knopfdruck abstellen. Doch sollte jedem klar sein: Es führen immer die Politiker die Kriege, niemals die Völker. Die Frage "Warum" stelle ich mir schon lange nicht mehr.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung