Bin ich hier wirklich der Problempunkt?
Guten Tag,
Ich bin 16 Jahre alt und habe ein Problem. Meine Mutter ist eigentlich schon immer ein wenig sauer auf alles und jeden. Und jetzt gibt sie indirekt mir dafür die Schuld.
(Ich berichte kurz, wie es sich meines Erachtens nach über die Jahre entwickelt hat)
Ich kann mich an keinen Tag erinnern, an dem es völligen Frieden in diesem Haus gab. So richtig gemerkt habe ich es erst in den letzten Jahren. Meine Großeltern wurden 2019 krank und brauchen seitdem in manchen Bereichen Unterstützung. Ich denke, dass das einer der Einflussfaktoren ist. Wirklich belastet hat sie mich damals auch noch nicht, bis 2021 der Garten dazu kam.
Seitdem wir einen Garten in einem Kleingartenverein haben, ist sie anders geworden. Plötzlich verbringt sie jede freie Minute im Garten, muss alles dort jetzt und sofort machen und gönnt sich keine Pause, weil alles perfekt sein muss. Wirklich, seitdem der Garten da ist, steckt sie da ihre ganze Freizeit rein und ist sauer auf einen, wenn man nicht seinen ganzen Tag opfert, um ihr dabei zu helfen. Egal ob man von vornherein nie einen Garten wollte.
Soviel mal zu den Einflussfaktoren, jetzt zu meinem primären Problem. Seitdem ich selbstständiger und älter werde, fängt sie an mir die Schuld fürs Meiste zu geben. Kurzes Vorwort, ich koche mein Essen seitdem ich 12 bin selbst. Ich mache den Geschirrspüler, ich Staubsauge, kümmere mich um die Oberflächen und mache in 50% der Fällen das Katzenklo. Auch zu erwähnen ist, ich mache mein Abitur, mache Kraft- und Kampfsport 5x die Woche, spiele ein Instrument und habe zudem noch seit fast einem halben Jahr eine Freundin.
Neustens waren wir zum Beispiel im Penny. Ich war krank (bei der Genesung einer Mandelentzündung) und sie hat sich dazu entschieden, ein Zeltlager neben dem Kühlfach aufzuschlagen. Als es mich dann nach 3 min gezwungenermaßen geschüttelt hat, hat sie plötzlich angefangen mich anzuschweigen. Als wir dann irgendwann zuhause waren, fragte ich was denn los sei. Und dann hat sie angefangen zu sagen, dass ich nichts im Haushalt mache, es wie im Saustall aussieht und ich wegen allem rumheule. Sie tue ja alles weg stecken und keinen Murks von sich geben, deshalb dürfe ich das auch nicht (Ich hatte 2 Tage zuvor Fieber und es hat mich geschüttelt (als ob ich daran was ändern könnte)).
Jedenfalls, sie hat immer wieder diese Ausbrüche und ist einfach unerträglich in dieser Zeit. Ich merke gerade, ich rede ziemlich viel um den heißen Brei herum. Weshalb ich überhaupt diese ganze Sache hier schreibe ist, weil sie mir sagt, dass ich lernen muss anderen zu helfen, ohne gefragt zu werden, auch wenn sie es nicht wollen, weil ich sonst nicht weit im Leben komme. Wenn ich sehe, dass sie irgendwas am machen ist, dann biete ich meine Hilfe an. Manchmal wirklich mehrmals, jedoch lehnt sie immer ab. Egal bei was, egal wie oft ich meine Hilfe anbiete, nie will sie, dass ich ihr helfe. Sie kann nicht ja sagen und nicht kommunizieren, dass sie Hilfe benötigt, sagt mir jedoch dann, dass das mein Problem ist und sie deshalb so kaputt ist, weil ich ihr nicht automatisch alles mögliche abnehme.
Ich persönlich finde, dass genau das ihr Problem ist. Sie will alles für jeden machen, selbst wenn die Personen da gar keine Lust drauf haben. Keiner zwingt sie, jeden einzelnen Tag abends mehr als eine Stunde bei meinen Großeltern zu hocken. Keiner zwingt sie, jeder Person im Garten zu helfen, selbst wenn es mehrere Stunden dauert. Meine Großeltern sagen selbst, dass sie doch bitte zuhause bleiben soll. Mir sagt sie, mein Problem ist es, dass ich Leuten nur helfe, wenn sie mich nach Hilfe fragen (Dabei Frage ich sie aktiv, ob ich ihr irgendwie helfen kann, sie lehnt nur in 95% der Fällen ab). Ich jedoch finde, dass genau das ihr Problem ist. Sie knechtet sich selbst für alles und jeden, selbst wenn ihre Hilfe gar nicht erwünscht oder benötigt ist. Ich finde, genau das ist der Grund, warum sie so viel Stress hat und dauerhaft kaputt ist und das dann an mir auslässt.
Ich weiß langsam wirklich nicht mehr weiter. Sobald ich nach Hause komme gibt es Stress. Egal was ich davor gemacht habe. Es belastet mich mittlerweile wirklich.
Seht ihr das genau so wie ich? Bin ich wirklich das Problem?
(Ich merke, ich habe ziemlich viel gelabert. Entschuldigt das bitte :) )
Ist deine Mama alleinerziehend, leben nur du und sie zusammen?
Ja, seit 9 Jahren schon.
3 Antworten
(Ich merke, ich habe ziemlich viel gelabert. Entschuldigt das bitte :) )
...alles gut! Mehr als verständlich, wenn Du Dir das alles von der Seele schreibst!
Zunächst mal: Nein, Du bist nicht das Problem! Lasse Dir das bitte nicht einreden. Deiner Beschreibung nach, tust Du mehr als man von einem Jugendlichem in Deinem Alter erwarten kann und sollte. Das Problem ist (oder besser "hat") Deine Mutter...die sich offenbar selbst zu viel zumutet (Pflege der Eltern, Garten) und offenbar auch ein Problem hat "Nein!" zu sagen....und leider Dich als Ventil für ihren Frust aufgrund ihrer ständigen Überlastung/Überforderung missbraucht. In Deinem Alter sollte man Dir zugestehen, Dein Leben zu genießen, Freunde zu treffen, Freizeit nach eigenen Vorstellungen zu gestalten und natürlich auch, die erste Liebe zu genießen...
Ich glaube nicht, dass Deine Mutter es böse meint...auch wenn ihr Verhalten Eure Beziehung extrem belastet. Leider ist auch nicht damit zu rechnen, dass sie von sich aus etwas ändert, in irgendeinem "Aufgabengebiet" kürzer tritt, um mehr Zeit für sich selbst zu haben. Deine Großeltern haben das Problem offenbar erkannt, können aber auch nicht wirklich etwas tun, außer anzubieten, dass sie nicht so oft und so viel Zeit dort verbringen soll...und auch der Garten (der ja eigentlich Entspannung bringen soll) scheint eher Stress zu verursachen. Eigentlich brauchst nicht Du Hilfe...Deine Mutter braucht Hilfe, damit sie in der Lage ist, ein paar Gänge zurückzuschalten...was auch Dich entlastet. Leider können wohl weder Du noch die Großeltern diese Hilfe bieten, weil sie Euch diesbezüglich nicht ernst nimmt....in ihren Augen seid ihr unselbstständig und benötigt ihre Fürsorge und ihre "Anleitung", um mit dem Leben klarzukommen. Ihr bräuchtet Hilfe von außen...einem Familienmitglied, Freund oder was auch immer Einfluss ausüben könnte. Ob Onkel oder Tante oder ein guter Bekannter vielleicht...oder jemand vom Jugendamt...es sollte was passieren.
Ich glaube übrigens nicht, dass Du unter dieser Situation zusammenbrichst...Du wirst eher vorher die Situation für Dich beenden, sprich verlassen (verständlich). Eher bricht Deine Mutter zusammen... Aber natürlich musst Du aus dieser Situation auch 'raus. Such Dir (Euch) Hilfe, bitte! Alles Gute!
Das ist schon richtig analysiert, was Du schreibst: Deine mama überfordert sich und gibt dann für ihre Erschöpfung den Anderen - v.a. wohl Dir - die Schuld.
Sie merkt nicht, dass sie dadurch den Mitmenschen, den sie zu helfen vorgibt, nicht hilft, sondern schadet - und anderen zusätzlich - und sich selbst am meisten.
Deine Mutter trägt die alleinige Verantwortung für dich, ihr Kind, als Alleinerziehende. Auch für ihre Eltern scheint sie sich zumindest in der Verantwortung zu sehen, da diese wahrscheinlich langsam alt werden und somit auch mehr Unterstützung im Alltag benötigen. Und wahrscheinlich geht sie auch noch arbeiten, richtig? Auch dort gehört das Übernehmen von Verantwortung dazu.
Dazu mischt sich wahrscheinlich auch eine Portion Perfektionismus. Auch gesellschaftliche oder auch familiäre Erwartungshaltungen spielen da mit rein. Und diese Mischung kann dann leider sehr schnell dazu führen, dass es zu einer kompletten Überlastung und Überforderung wird, die einen regelrecht erdrückt. Man weiß irgendwann gar nicht mehr, wo man anfangen soll mit all dem, was ansteht, wie man das jemals schaffen soll, woher man die Energie dafür nehmen soll. Und steuert damit chronisch auf ein BurnOut zu, ist ständig unzufrieden mit sich selbst, wird den eigenen Ansprüchen nie gerecht... Kann das total nachvollziehen, weil auch ich tendenziell so bin!
In erster Linie ist das natürlich eine Problematik, an der sie selbst arbeiten muss. Wo sie lernen muss, dass die vermeintlichen Erwartungen oft gar nicht faktisch an uns gestellt werden. Wo die anderen durchaus bereit und dazu in der Lage wären, selbst auch einen Teil der Verantwortung zu übernehmen und zu erfüllen. Und wo man priorisieren oder auch Dinge komplett über Bord werfen muss.
Genau in diese Richtung könntest du sie aber vorsichtig und sanft ein wenig schubsen. Mach das rhetorisch über Fragen oder auch über die Äußerung von Beobachtungen, auf keinen Fall über Vorwürfe oder Unterstellungen! Und wenn du dir das nicht zutraust, auch gut.
Ganz praktisch unterstützen kannst du sie, indem du ihr zeigst, dass du einen Teil der Verantwortung auch mittragen kannst, eben weil du inzwischen 16 und nicht mehr 6 Jahre alt bist. Du schilderst schon einige Aufgaben, die du übernimmst. Übernimmst du die auch inklusive der dazugehörigen Mental Load?
Beispiel: Wenn du den Geschirrspüler aus- und einräumst, achtest du dabei darauf, dass Salz, Klarspüler und Reiniger gefüllt und auf Vorrat ausreichend vorhanden sind? Denkst du daran, regelmäßig mal die Dichtungen auszuwischen, das Sieb zu leeren und eine Runde mit Maschinenreiniger laufen zu lassen, damit die Maschine selbst sauber bleibt? Machst dui den Geschirrspüler so voll, an und leer, dass kein Geschirr im Weg in der Küche stehen muss und man zum Beispiel beim Kochen benutzte Utensilien direkt einräumen kann? Also, denkst du auch an all die Dinge rundherum, die zum Thema "Geschirrspüler" gehören?
Genau das ist der Mental Load, genau das ist es, was zu etlichen Dingen im Alltag gehört - und genau das ist der Teil, der so stark belastet, nicht die Ausführung der Arbeiten an sich, sondern all dieses "Auf-dem-Schirm-behalten". Und genau das ist auch das, was mit der Übernahme von Verantwortung einhergeht. Vielleicht findest du dort ja ein paar Ansätze, wo du sie dadurch unterstützen kannst, indem du ihr dort was abnimmst :).