belohnungskalender,punktesystem für kinder

10 Antworten

Ganz wichtig finde ich es immer, zuallererst einmal zu verstehen, warum Dein Sohn welches Verhalten hat. Es muß einen Grund dafür geben. Diesen gilt es zu finden. Das geht vielleicht nicht auf einen Tag und braucht Zeit und wiederholtes Hinterfragen.

Ist es einfach normal, daß er einmal eine Null-Bock-Phase hat? Es wird wohl keiner 9-12 Jahre ständig Lust zum Lernen haben. Natürlich sind dazwischen Zeiten, in denen Kinder mal keine Lust haben. Das Leben läuft ja nicht ständig gleichmäßig monoton dahin, sondern unterliegt einem Rythmus. Außerdem möchte ich sagen, daß wir doch alle Zeiten haben, in denen wir schwungvoll und erfolgreich unsere Aufgaben erledigen und Zeiten haben, in denen alles nur stockend geht und läuft und wir weniger Energie für alles haben. Ich persönlich finde, daß beides mal sein darf. Du selbst schreibst "zur Zeit". Vielleicht ist es ja wirklich nur eine gewisse Zeit. Meist bekommt man dann als Mutter Panik und meint, daß diese Zeit niemals wieder aufhören wird. Aber das muß nicht sein. Vielleicht könntest Du sogar als Motivation mal total auf dieses Null-Bock-Gefühl eingehen und Dir überlegen, was Du organisieren könntest, was ihm und Dir zusammen super viel Spaß machen könnte. Das wäre ein so schöner Ausgleich zu den zahlreichen Aufgaben, die ihr so täglich zu meistern habt. Einfach mal in dieses Gefühl der Lustlosigkeit auf die Aufgaben und Herausforderungen einlassen und was Schönes oder Verrücktes machen, damit ihr im Anschluß wieder kraftvoll an Eure Aufgaben gehen könnt. Mal ganz bewusst diese eigene Unlust zulassen und sie da sein lassen, die Angst vor den Auswirkungen überwinden und an die eigene Kraft glauben. Aber wir alle brauchen auch mal einen Ausgleich von allem. Dies wäre doch auch eine Art Belohnungssystem, jedoch viel flexibler und freier einzusetzen. Und vor allem sehr bewusst und spontan zu leben.

Belohnungssysteme haben wir mit einem unserer Kinder auch mit einigermaßen Erfolg eingesetzt, aber nicht ständig. Du musst, wie es odentann beschreibt, zunächst die Verhaltensweisen festlegen, die gewünscht oder unerwünscht sind. Nimm dabei nur einen bestimmten Bereich (z.B. Hausaufgabenverhalten oder Ordentlichkeit/Reinlichkeit oder Gesprächsverhalten usw.) heraus und formuliere genau, was Du dabei von Deinem Sohn willst. Für diese positiven Verhaltensweisen gibt es dann Pluspunkte, also z.B. an einem Tag alle Hausaufgaben gemacht = 1 Stern oder Smiley o.Ä. Für negatives Verhalten gibt es keinen Punktabzug, keine Strafe, aber eben null Punkte. Für den Anfang ist das besser als ein gemischtes System mit Belohnung und Konsequenzen, wie es ArwenXXX beschreibt. - Wenn dann eine bestimmte, überschaubare Punktzahl erreicht ist (z.B. 10 Sterne), wird die vorher vereinbarte Belohnung fällig. Je schwieriger es für Deinen Sohn ist, sein Verhalten umzustellen, desto attraktiver sollte auch die Belohnung sein. Lass ihn bei der Auswahl der Belohnung auch mitentscheiden, dann weißt Du, was ihn wirklich anspornen kann.

Wenn das gewünschte Verhalten eingeübt ist, kannst Du ein neues definieren, das eingeübt werden soll. Allerdings "ziehen" Belohnungssysteme nur eine gewisse Zeit, dann sinkt die Motivation wieder. Auf jeden Fall solltest Du Deinen Sohn auch zusätzlich richtig loben, wenn er sich anstrengt, die Ziele zu erfüllen.

Das grundsätzliche Problem solcher Belohnungsansätze sind ihr behaviouristisches Konzept. Die Kinder werden gezielt so trainiert, dass sie den Maßstäben der Belohnung / Bestrafung genügen und handeln nicht von sich aus. Auch wenn sie erfolgversprechend sind und Erfolg bringen, muss man sich über den Preis den man zahlt bewusst sein.

Mir ist ein ehrliches Verhältnis zu meinen Kindern wichtiger, als ein abgerichtetes Funktionieren. soust schreibt ganz richtig, dass das Motivationspotential solcher Ansätze arg begrenzt ist. Auch Kyra700 betont den Aspekt des Konditionierens. Es hat schon den faden Beigeschmack einer Hundepfeife, wenn ich mittels umherwedelnden Plus- und Minuspunkten das Verhalten meiner Kinder steuern kann.

Eine partizipative Gleichberechtigung sieht anders aus.

Als ich die Frage gelesen habe ist mir eingefallen was meine Mutter mit meinem Bruder vor ca. 7-8 Jahren ausgemacht hatte: Sie hat kleine Kärtchen ausgeschnitten. Jede Woche haben wir eine bestimmte Anzahl dieser Kärtchen bekommen. Jedes Kärtchen stand für entweder eine halbe Stunde fernsehen oder eine halbe Stunde am PC. Man könnte die Karten auch gegen einen Schwimmbadbesuch oder ähnliches einlösen. Wir konnten uns auch noch mehr Karten sozusagen "verdienen" indem wir die Spülmaschine ausgeräumt oder unser Zimmer aufgeräumt haben. Am Anfang war es schwer für mich die Karten einzuteilen, aber da ich mir noch mehr Karten verdienen konnte, habe ich auch mehr im Haushalt geholfen. ;)

Habe drei Kinder (7, 11 und 14. Bei uns geht das mit einem Punktesystem sehr gut. Die Kinder bekommen pro Tag eine gewisse Anzahl an Punkten, und wenn sie nicht hören, gibt es Punktabzug, und am Ende der Woche, werden die Punkte zusammengezählt und jenachdem wieviele Punkte ein Kind hat, bekommt es eine kleine oder dementsprechend größere Überraschung. Bei Minuspunkten, muß das Kind was machen was ihm nicht so gefällt (keine Quälerei oder so), aber z.B. Fernsehverbot oder Süßigkeitenverbot oder Aufgaben eines anderen Kindes übernehmen, da gibt es ja soviel Möglichkeiten. Wir haben auch einen Aufgabenplan, was jedes Kind im Haushalt mitzuhelfen hat, und wenn das nicht gemacht wird, gibt es auch Punktabzug. Also wir kommen damit sehr gut zurecht.

Kyra700  02.12.2009, 16:53

das wäre mir alles viel zu anstrengend. Meine Kinder hatten auch Aufgaben, aber ständig mit Belohnen und Bestrafen erziehen ist wie Hundeerziehung. Wir brauchten zum Glück nie so ein System. Wir lebten unseren Kindern das Leben vor und für sie war es selbstverständlich, Ihren Betrag dazu zu leisten. Mein Kleiner stand schon mit drei Jahren in der Küche und schälte Kartoffeln.

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ArwenXXX  02.12.2009, 21:27
@Kyra700

Nun, bei uns funktioniert das gut, und die Kinder sind damit auch zufrieden.

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kkrausel  26.01.2013, 14:26
@ArwenXXX

Das kann ich mir gut vorstellen, dass die Kinder zufrieden sind. Sie haben ja quasi eine Handlungsanweisung vorliegen, die ihnen sagt, was sie zur Erreichung bestimmter Ziele bewerkstelligen müssen.

SIe entscheiden dabei aber noch lange nicht aus freien Stücken.

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