Behaupten religiöse Menschen zu wissen, dass es einen Gott gibt?

9 Antworten

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In der Bibel bedeutet πίστις pistis (Glaube):

glauben; Treue; Beweis

https://www.csv-bibel.de/strongs/g4102

An Gott glauben = in Gott vertrauen.

Also nicht das umgangssprachliche vermuten. Für gewöhnlich ist sich ein Theist sicher, dass Götter existieren.

Behaupten religiöse Menschen zu wissen, dass es einen Gott gibt?

Die gnostischen Theisten schon. Die agnostischen Theisten nicht.

Agnostizismus ist ein Begriff, der sich auf Wissen bezieht. Es kommt vom griechischen agnostos, was »unerkennbar« bzw »man kann darüber kein Wissen erlangen« bedeutet.

Ein Agnostiker kann aber trotzdem glauben und somit ein agnostischer Theist sein. Und ein Atheist kann ein agnostischer Atheist sein.

Bei der Frage "Gibt es Götter?« antwortet er: »Weiß ich nicht, ich kann die Frage nicht beantworten."

Ein Agnostiker kann aber das Leben eines Theisten (zB an Götter beten und ihre Gebote befolgen), aber auch das Leben eines Atheisten führen.

Frage: Gibt es Götter?

Agnostiker = kann man nicht wissen, weiß ich nicht (agnostisch = kein/ohne Wissen)

Apatheist = ist mir egal

Atheist = nein

agnostischer Atheist = nein, bin mir aber nicht ganz sicher (weiß das nicht genau)

gnostischer Atheist = nein, bin mir sicher und weiß das genau

agnostischer Theist = ja, kann das aber nicht beweisen (für gewöhnlich sind die sich sicher)

gnostischer Theist = ja, ich weiß das genau und kann das auch beweisen

Theist = Ja, Götter bzw Gott gibt es.

Bild zum Beitrag

 - (Religion, Gott, Religionsausübung)

Wissen wäre auf Gott bezogen zu banal; stell Dir vor, dein Verhältnis zu deinen Eltern wär nur auf Wissen bezogen. Sag " ich weiß, dass das meine Eltern sind" und sonst wär dann da nichts weiteres. Deine Eltern sind ganz bestimmt mehr für Dich , als nur zu wissen, dass Sie deine Eltern sind. Und so kommt man dem Phänomen Glauben schon näher.

Ich denke, dass es aus einem bestimmten Grund "Glaube" heißt. Denn man kann es schließlich nicht wissen, sondern nur fest daran glauben

Ich habe mal gelesen, dass "Glaube" in Bezug auf Religion nicht dasselbe wie "vermuten" bedeutet - sondern in die Richtung geht, als wenn du einem Freund (dessen Existenz ja wohl ausser Frage steht) sagst: "ich glaube an dich!"

Es ist also eher ein "ich vertraue dir" - weshalb auch Atheismus kein Glaube ist, da dessen "ich glaube nicht an Götter" nicht dass Vertrauen in eine angenommene Wesenheit meint, also kein "ich vertraue ihm nicht"

Wiki sagt etwas ähnliches:

Der Glaube
(auch Glauben; lateinisch fides „Vertrauen, Glaube, Zutrauen“)
im Kontext religiöser Überzeugungen ist eine Grundhaltung des Vertrauens in die Lehre einer Religion und der mit ihr verbundenen Personen.

Mischok05 
Fragesteller
 03.03.2024, 11:08

Ich kann nicht wissen, ob du das Richtige meinst, aber Atheismus ist ein Glaube, doch keine Religion. Schließlich kann man auch an die Abwesenheit einer Wesenheit "galuben".

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Sturmtaucher2  03.03.2024, 14:27
@Mischok05
Schließlich kann man auch an die Abwesenheit einer Wesenheit "galuben"

Genau dieses "glauben" sei nicht gemeint.

Der gläubige Theist nimmt einen Gott an und sagt "ich vertraue (glaube) in ihn"

Der Atheist sagt hingegen nicht "ich vertraue nicht in ihn", dazu müsste er seine Existenz ja zuvor annehmen, sondern er meint das andere, das "ich vermute, er existiert nicht"

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Mayahuel  03.03.2024, 11:34
dass "Glaube" in Bezug auf Religion nicht dasselbe wie "vermuten" bedeutet

Yep.

In der Bibel bedeutet πίστις pistis (Glaube):

glauben; Treue; Beweis

https://www.csv-bibel.de/strongs/g4102

An Gott glauben = in Gott vertrauen.

Also nicht das umgangssprachliche vermuten. Für gewöhnlich ist sich ein Theist sicher, dass Götter existieren.

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Glaube ist definiert mit für die Wahrheit halten einer Annahme. Für einen Gläubigen bzw. für das menschliche Bewusstsein an sich, macht es keinen Unterschied, ob was bewiesenermaßen gewusst wird (Gewissheit), oder ob es einfach für die Wahrheit gehalten wird, aus welchen Gründen auch immer.

Die Definition des Wortes Glauben ist die Abwesenheit von Wissen. SO einfach ist das.

Wenn ich etwas weiß, kann ich es mit Messverfahren unzweifelhaft nachweisen oder mit mathematischen Methoden berechnen. Gibt es keine Messverfahren, befindet man sich im Bereich des Glaubens.

Ich weiß (Wissen), dass es Liebe gibt. Wir haben aber bislang keine Messverfahren gefunden, diese nachzuweisen. Deine Art des Empfindens von Liebe unterscheidet sich von meiner. Dennoch beide wir behaupten fest, dass wir diese erfahren haben. Wir stellen das als Wissen dar. Defacto ist das aber Glaube.

Solange Du und ich uns einig sind, dass es etwas dergleichen gibt, ist das wunderbar. Fangen wir aber an uns selbst als den Einzigen darzustellen, der den Begriff gepachtet hätte, kommen wir in Konflikt. Ich dränge Dir auf, ich meiner Vorstellung von Liebe anzuschließen und Deine Überzeugung über Bord zu werfen. So funktioniert Religion.

Etwas zu Wissen ist besser: Ich fahre lieber mit dem beladenen LKW über eine Brücke, welche hierzulande ein entsprechender Ingenieur mit Wissen erbaut hat, als dass ich den Erstversuch einer neu eröffneten Brücke in Pakistan durchführe, die ohne jegliche Erfahrung vom gläubigen Dorfältesten entworfen wurde.


Mischok05 
Fragesteller
 03.03.2024, 10:58

Streng genommen sind wissenschaftliche Erkennntnisse auch an Glauben gebunden. Doch zu behaupten, dass ich weiß woher du kommst, wäre aber ein Untertreibung.

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sumpfbub  03.03.2024, 11:06
@Mischok05

Unbedingt ja. Einer Erkenntnis geht ja oft eine Vermutung voraus. 1930 hatte jemand geglaubt, dass es noch einen weiteren Planeten geben muss. Und als er entdeckt wurde, hat sich das als Wissen manifestiert.

Ich glaube, ich werde 100 Meter unter 10 Sekunden laufen. Erst, wenn ich das zweifelsfrei geschafft habe, ist es ein Wissen geworden.

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