Balletttänzer: was denken sie und wie machen sie es?
Hallo,
habe gerade den Film "One last Dance" angefangen zu schauen. Da tanzt ein Afroamerikaner - wow! Er haut mich nicht so um wie Nijinski, doch auf seine (moderne) Art einfach wunderbar anzusehen.
Schon oft fragte ich mich, wie schaffen es die Tänzer und natürlich auch Tänzerinnen so zu wirken - es so leicht wirken zu lassen - so beweglich zu sein - so graziös zu sein. Was denken sie eigentlich beim tanzen? Gehen sie in ihrer Rolle auf, genießen ihren Körper, die Bewegung oder spulen sie nur die Choreo ab?
Ist jemand von Euch in diesem Beruf aktiv oder aktiv gewesen udn kann diese Fragen beantworten?
3 Antworten
Also ich bin zwar nur Hobby-Tänzer, aber ich versuche es mal: Wie wirkt es so leicht? Ich würde sagen, das ist ein elementares Merkmal des Ballett als Kunstform an sich. Die Techniken/Bewegungen im Ballett sind so ausgelegt, dass es leicht, ästhetisch und elegant aussieht. Dazu kommt dann noch die Choreografie einerseits und die tänzerische Ausführung andererseits. Und da ist es eben eine Mischung aus Talent und, so abgedroschen es klingen mag, sehr sehr hartem Training der Tänzer*innen.
Was denken Tänzer*innen beim Tanzen? Ich glaube, das ist unmöglich pauschal zu beantworten, weil es von der einzelnen Person abhängt. Bei mir ist auf der Bühne immer viel Aufregung mit dabei. Ich habe immer Angst, dass ich Fehler mache, plötzlich die Choreo vergesse oder dass Drehungen etc. nicht gut klappen. Sobald ich aber gut in den Auftritt reingekommen bin, fällt das ein bisschen ab und dann denke ich mir eher, okay jetzt zeigst du denen eine richtig gute Performance! Wirklich in der Rolle aufgehen finde ich persönlich schwierig. Es gibt bei mir auch Momente, in denen ich die Rolle fühlen kann, aber bei mir steht immer im Vordergrund, technisch/tänzerisch einen guten Job zu machen.
Es gibt hier wohl so viele Antworten, wie es Tänzer gibt. Es ist einerseits eine Leidenschaft. Das Training ist hart, kostet alle Freizeit, kostet Freunde, kostet Hobbies, kostet die Gesundheit. Jeder Tänzer ist früher oder später auch einmal verletzt und die Gelenke überlastet.
Die Leidenschaft ist größer.
Während des Tanzens gibt es auch viele Phasen. Ideal wäre der Flow, wo die Musik einen trägt und man sich fallen lässt. Praktisch ist das nicht so einfach. Man hat Stress mit den Terminen, den Kollegen, den Zeiten, den Engagements, dem Geld und den Choreografen.
Und ich erinnere mich an eine Aufführung in Wien: "Diamanten", ein wunderbares Ballett, ist saß ganz vorne. Die Prima Ballerina tanzte perfekt, jede Bewegung saß. Doch von meinem Platz aus konnte ich sehen, dass sie völlig erschöpft war, sie funktionierte nur mehr. Vermutlich hätte sie sich lieber ins Bett gelegt als auf der Bühne zu stehen.
Zusammenfassung: Ein Beruf mit Höhen und Tiefen, - wie andere auch.
Ja, Ballett aber auch "normales" Tanzen ist ein Knochenjob. Jeder der sich dafür interessiert, egal ob aktiv oder passiv, weiß das. Und wie in jedem Beruf: nicht jeder kann eine Primaballerina wie die Pawlowa werden.
Vor Jahren traf ich eine Ballerina. Wir kamen bzgl. eines Orthopäden auf dies Thema. Was mir in Erinnerung blieb: ihre Begeisterung. Kein Mensch kann diesen Job machen, wenn er nicht diese Begeisterung fühlt.
Sie trainieren hart. Die Choreographie läuft automatisch ab. Sie snd Profis und trainieren jeden Tag das gleiche. Aber sie gehen im Tanz, in der Musik auf. Schau dir mal die Gesichter an. Man sieht die Begeisterung bei den Tänzern, die ihren Job lieben.
Ja, Ballett ist definitiv kein "Freizeitspaß für Weicheier". Auch wenn manche noch immer dieser Meinung sind. Es ist harte Arbeit. Ich selbst hatte nur einmal das Vergnügen mit dem Schneewalzer, den mir eine Elevin beibrachte. Als Ungeübte auf Spitzen - echt schwer. Aber ich war begeistert und denke gern daran.
Wie kann man ein Hobby-Tänzer sein? Sorry für die Frage, aber ich bin neugierig - was genau machst du als solcher, was für Auftritte hast du?