Autismus, verständnislose Familie?
Ich arbeite im Moment bei einem Psychologen an meiner autismus-Diagnose. Ich setzte mich daraufhin ebenfalls seit Ewigkeiten mit dem Thema auseinander und bin mir sogar sehr sicher, autismus diagnostiziert zu bekommen. Es würde jegliche Merkwürdigkeiten und Phasen in meinem Leben logisch erklären.
Jedenfalls- ich bin noch minderjährig und wohne aufgrund dessen noch in dem Haus meiner Eltern. Diese sind verständnislos gegenüber meinen "Anfällen". Ich zapple ihres Erachtens nach nur rum, mache alles kompliziert und es muss sich zuhause nur auf mich angepasst werden. Das Gespräch "Autismus" hatten wir jedoch schon zig Male.
Ich esse wenige Sachen und wenn immer das selbe? Wie anstrengend. Ich mag nicht angeschaut oder angefasst werden? Hach, wie kompliziert die Grenzen anderer zu akzeptieren. Alleine eine Person muss in einem ungünstigen Moment in meiner Nähe sein, woraufhin ich panik schiebe und krampfhaft der Situation entfliehe. Fernseher zu laut, mir meinen Plan zunichte machen, meinen Platz zu besetzen, mich in überfordernden Situationen zu etwas zu zwingen (...) Verständnislosigkeit ist alltäglich.
Natürlich verstehe ich ebenfalls, dass ich absolut anstrengend bin. Dieses zwingen und drängen ist jedoch zu überfordernd.
Folge solcher Situationen heißt es immer, dass ich mich wohl nicht so anstellen soll oder immer nur an mich selbst denke.
Sollte man in solch einer Situation das Gespräch suchen? Oder empfinde ich hier etwas falsch?
3 Antworten
War Deine Familie mal mit bei Deinem Therapeuten?
Also klar, die formelle Diagnose hast Du noch nicht, doch allgemein wissen Autisten schon gut um ihre Selbsteinschätzung, sobald sie sich mit dem Thema beschäftigt haben und der Therapeut wird dahingehend bestimmt auch schon seine Vermutung haben. Er kann Deinen Eltern doch erklären, daß die Dinge für Dich ein reales Problem darstellen, auch wenn sie es anders sehen. Du erfährst die Welt auf Deine Weise, nimmst Reize anders auf und hast eigene Bewältigungsstrategien, die sie mit ihrem Handeln leider stören oder nicht zulassen.
Das Wissen um psychologische Merkmale ist in der Allgemeinheit leider noch nicht gut ausgeprägt, daher glaube ich, wird eine vernünftige Aufklärung am besten helfen. Wenn dies von einer Fachperson kommt, verleiht es dem mehr Nachdruck und dadurch sollte es auch sinnvolle Hinweise geben, wie im Familienkreis damit am besten umgegangen werden kann.
PS: Falls Ihr Apple TV+ habt (gibt glaube auch eine kostenlose Probewoche), dort mal in die Dokuserie „Home“ reinschauen. In Folge 1, mit dem Haus im Gewächshaus in Schweden, hat die Familie extra für ihren autistischen Sohn die Räumlichkeiten angepasst. (https://tv.apple.com/us/episode/sweden/umc.cmc.24yc5dix6n0p0j0cm44anul2b)
Hinter dem verständnislosen Reagieren kann auch Angst stecken.
Angst, nicht mit dem Autismus des eigenen Kindes zurechtzukommen.
Einsehen zu müssen, dass es - wenn die Diagnose es bestätigt - nun mal behindert ist.
Noch schwieriger ist es bei Autismus, dass vieles als "stellt sich nur an" gesehen wird.
Wärst du hättest du eine gravierende Sehschwäche oder auf einen Rollstuhl angewiesen bzw. gehörlos, wären die Reaktionen sehr wahrscheinlich anders.
Nananaanan, Autismus ist nicht zwingend eine Behinderung.
Häufig wird Autismus als geistige Behinderung gewertet, was jedoch nicht richtig ist.
drweiglundpartner.de
Du kannst mit dem Psychologen zusammen das Gespräch mit deinen Eltern suchen. Alleine erreichst du da offensichtlich nichts. Außenstehende haben da oft besser Chancen.