aufgeklärter Absolutismus -> Schritt zur Demokratie?

1 Antwort

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
aufgeklärter Absolutismus -> Schritt zur Demokratie?

Im Grunde gibt es darauf nur eine Antwort: NEIN!

Abgesehen davon, dass der Begriff "Absolutismus" in der Geschichtswissenschaft heute sehr umstritten ist und nur noch in Schulen uneingeschränkt unterrichtet wird, so ist in dieser Frage der zentrale Begriff "Absolutismus", der die Antwort vorgibt. Denn in einem monarchisch bestimmten Absolutismus ist für Demokratie kein Platz! Ich kenne auch keinen absoluten Monarchen, der in irgendeiner Form auch nur ansatzweise Demokratie eingeführt bzw. zugelassen hätte.

Der Absolutismus wird als ein "aufgeklärter" charakterisiert. In Wahrheit geht es nur um eine Handvoll Landesherren/Monarchen, die während ihres Bildungsprozesses mit den Ideen der Aufklärung in Kontakt gekommen sind und versucht haben, diese Ideen für ihre Herrschaft fruchtbar zu machen. Aber wie? Das Wesentliche ist vielleicht, dass diesen Monarchen bewusst wurde, dass ihr Land und seine Bewohner nicht mehr ihr Eigentum seien. Sie entwickelten die Vorstellung, die ersten Diener, nicht mehr Besitzer ihres Landes/Staates zu sein. Allerdings betrachteten sie ihr monarchisches Amt trotzdem allein als "von Gottes Gnaden" gegeben und legitimiert. Sie wollten es zum Wohle des Landes und seiner Bewohner ausüben, nicht für ein persönliches Wohlleben in Saus und Braus und zur persönlichen Bereicherung. Glaubten frühere Absolutisten, für ihre Taten und Handlungen nur Gott gegenüber verantwortlich zu sein, so empfanden die aufgeklärten Absolutisten auch ihrem Volk gegenüber und für sein Wohlergehen eine Verantwortung. Aber es war eine Verantwortung des Vaters für seine Kinder, also ein patriarchalisches. Als Patriarchen, als väterliches Oberhaupt, waren sie davon überzeugt und betrachteten es als ihr Recht, ihren "Kindern", also ihrem Volk, vorschreiben zu dürfen, was das Beste und Sinnvollste sei. Die letzte Entscheidung wollten daher weiterhin auch die aufgeklärten Absolutisten selbst haben!

Ansätze von Demokratie gab es in den Monarchien durch das Aufkommen von (Land-/Reichs-)Ständen seit dem Spätmittelalter. Sie versammelten sich auf sog. Land- oder Reichstagen. Auf diesen waren je nach Land bzw. Region vertreten: Geistliche, Adel, Stadtbürger, nur selten auch Bauern. Diese errangen teilweise erhebliche Mitspracherechte, besonders das Steuerbewilligungsrecht. Über dieses Recht konnten sie die Landesherren/Monarchen veranlassen oder sogar zwingen, ihren Beschwerden stattzugeben und ihren Interessen nachzukommen.

Nun komme ich noch einmal auf den aufgeklärten Absolutismus zu sprechen. Auch in solchen Monarchien gab es noch Stände, die mehr oder weniger Mitsprache für sich bewahren konnten. Sie schränkten den Absolutismus, auch den aufgeklärten, ein! Wenn es überhaupt Ansätze für "Demokratie" gab, dann waren es die Stände und ihre Rechte gegenüber dem Landesherren/Monarchen. Die Land-/Reichstage waren Vorläufer der späteren gewählten Parlamente. Dass Absolutisten, auch wenn sie aufgeklärte gewesen sein mögen, wenige Sympathien für ihren Ideen widerstrebende Stände hatten, sei abschließend erwähnt.

MfG

Arnold

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung
Lu255 
Fragesteller
 15.01.2023, 21:17

Vielen Dank! Das hat mir extrem geholfen!! :))

1