Astrophysik studieren, jedoch schlechte Noten in Physik?

10 Antworten

Bitte arbeite selbst an Dir. Wenn Astrophysik Dein Ziel ist, dann kämpfe um Dein Ziel zu erreichen, denn nun kommt es darauf an: interessiert es Dich oder ist Deine Begeisterung so hoch, dass Du auch Dich dafür einsetzt?

Astrophysik ist auch eines der schwersten Studiengänge überhaupt. Zumindest dann, wenn man nicht danach "lebt". Also ja, Vorkenntnisse sollten unbedingt vorhanden sein. Allerdings ist es trotzdem möglich, dass Du im "Schulphysik" versagst. Da viele Lehrer die Inhalte nur ganz trocken vermitteln, ohne zu erklären, was dahinter steckt.

Auch diese Inhalte sind gewiss wissenswert für Dich. Wenn Du sie gelesen hast, dann sollte sich allerdings die Frage erübrigt haben, mit der Physik:
https://www.studycheck.de/studium/astrophysik

Glaube an Dich! Strebe Dein Ziel an. Auch, wenn es noch unerreichbar für Dich zu sein scheint, gebe Dein Ziel nicht auf. Was Du träumen kannst, kannst Du auch erreichen. Greife nach den Sternen und wenn Dir jemand sagt, dass diese nicht erreichbar sind, dann soll diese Person einen Stern Dir sagen, damit Du berechnen kannst, in welcher Entfernung genau dieser Stern liegt und was diesen Stern so besonders macht. Vielleicht (wahrscheinlich) wirst Du den Stern nie berühren können, aber trotzdem kannst Du einiges über sie herausfinden.

Dir wünsche ich Begleisterung, Neugier und Durchhaltevermögen!

DunnoWhoAmI 
Fragesteller
 18.04.2017, 20:34

Sehr motivierend =) Danke!

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Hallo DunnoWhoAmI, 

die Frage, die Du Dir stellen solltest, ist: Warum hast Du nur eine 3 in Physik?

Also um da mal Tacheles zu reden, ja? Astrophysik ist ein Teilgebiet der Physik. Du studierst da an den meisten Unis ein ganz normales Physikstudium mit allem, was da dazugehört: die klassische Experimentalphysik, die theoretische Physik, Teilchenphysik, Quantenmechanik, Festkörperphysik, ... das ganze Programm. Zusätzlich noch höhere Mathematik und Nebenfach Chemie. Das ist nötig, weil man alle diese Kenntnisse im Berufsbild des Astrophysikers braucht... und zusätzlich noch profunde Programmierkenntnisse. Die Astrophysik wird heute wie kaum ein anderes Gebiet der Physik von Simulationen am Großrechner dominiert.  (Wie sehr, das erklärt Markus Pössel sehr schön in diesem Blog-Artikel: http://scilogs.spektrum.de/relativ-einfach/astroinformatik/ )

Ich weiß nicht, was Du Dir vorstellst, was der Astrophysiker hinterher im Beruf so den lieben langen Tag treibt. Was er nicht treibt, ist, die Nächte am Teleskop zu verbringen. Man entdeckt auch nicht jeden Tag "neue Welten". Naturwissenschaftliche Arbeit ist ziemlich detailversessenes Zusammentragen winzigster Puzzleteile. Der Astrophysiker ist ein Schreibtischtäter, der für sein "Thema" versucht, die physikalische (meist sehr komplexe) Situation in ein Computerprogramm zu fassen und durchzurechnen, was man beobachten würde, wenn diese oder jene physikalische Angabe denn richtig wäre. 

Die Beobachtungen selbst machen in der Regel heute andere. Früher hat man wenige Beobachtungsnächte an den großen Teleskopen beantragt. Weil es aber einfach zu teuer ist, jeden Physiker wegen 3 -5 Nächten da in das Instrument einzuarbeiten, gibt man seine Beobachtungswünsche heute zentral ab und das dortige feste Personal erledigt das ohne unnötige Zeitverluste. 

Kurz: Ein Teleskop bekommt ein Astrophysiker heute in seinem Beruf nur selten wirklich zu sehen. Dagegen ist die Physik kein lästiges Beiwerk, durch das man eben durch muss, sie ist das zentrale Tätigkeitsfeld des Astrophysikers. Wenn Du das studierst, bist Du hinterher Physiker. 

Die Note allein sagt nichts darüber aus, ob Du in Physik Erfolg (und Freude am Beruf) haben kannst oder nicht. 

Gerd Binnig, der den Nobelpreis für Physik für die Entwicklung des Rastertunnelmikroskops bekommen hat, hatte in der Schule auch nur eine 3 in Physik. Er hat aber immer gesagt, dass er die wegen Faulheit hatte, nicht wegen Verständnisproblemen. Im Gegenteil: Er hat nie Formeln gelernt oder gekonnt und hat sich alles in den Schulaufgaben neu von Anfang an herleiten müssen... und wurde dann nicht fertig. Interesse am Fach entwickelte er nur , wo es richtig schwierig wurde und alle anderen in der Klasse ausstiegen. 

Jetzt müsstest Du halt ehrlich zu Dir selbst sein und Dich fragen, ob das bei Dir auch so ist - oder ob es sich doch eher um Verständnisprobleme handelt. Oder um mangelnden Spaß am Fach Physik?

Deswegen ist die Frage so zentral, warum Du ein Fach studieren möchtest, in dem Du auf einer 3 stehst. Interesse - klar. Nur ist "Interesse" halt nur ein Kriterium, das man bei der Jobwahl bedenken sollte. Neigungen und Fähigkeiten sind ein anderes. Ein erfolgreiches Studium vorausgesetzt: Wirst Du wirklich glücklich, wenn Du 40 Stunden die Woche Physik betreiben musst im Berufsleben?

Der Physiker sollte analystisch denken können, ein gutes Abstraktionsvermögen besitzen, mit hoher Genauigkeit auf jedes Detail achten können, dabei aber nicht den Blick für's Ganze verlieren. Komplexe Formelgleichungen sollten Dich nicht schrecken können. Kreativität, die aber gerichtet eingesetzt werden kann, ist wichtig. Durchhaltevermögen ebenso. Ein Physiker muss sowohl im Team funktionieren können als auch allein arbeiten können. Er muss es aushalten können, oft monatelang mit dem Druck umzugehen, nicht zu wissen wie oder ob überhaupt ein bestimmtes Problem zu lösen ist und weiter daran arbeiten, ohne aufzugeben. Gute Englischkenntnisse und beste Programmierkenntnisse sind essentiell. 

Das Studium ist lang und schwer; denn es übt neben den Physikkenntnissen vor allem mit dem Gefühl umzugehen, nicht zu wissen, wie Probleme zu knacken sind. Anders als in der Schule sind die Hausaufgaben nicht Wiederholungen des Gehörten, sondern eine Vertiefung und Anwendung des Stoffes aus den Vorlesungen. Das bedeutet, dass die Aufgaben weit über das hinaus gehen, was in der Vorlesung besprochen wird. Man muss sich die Lösung selbst erarbeiten. 

Insofern: Nein, Vorkenntnisse sind unwesentlich, Ihr werdet in den Anfängervorlesungen auf ein gemeinsames Niveau gehoben, das über dem des Abiturs liegt. Den Stoff und das Verständnis dafür, wie man ihn anwendet, müsst Ihr Euch aber weitestgehend selbst erarbeiten. Man sollte deshalb schon ein Fach wählen, das einem liegt und das einem Spaß macht. Alles andere macht - sorry - nicht viel Sinn und erhöht nur das Risiko ein abgebrochenes Studium im Lebenslauf mit herum zu schleppen. (Physik ist eh ein Studiengang mit einer hohen Abbrecherquote)

Im Zweifelsfall ist die Astronomie ein wunderbares Hobby, das man an Sternwarten und astronomischen Vereinigungen sehr intensiv betreiben kann. 

Es ist an Dir, Dich selbst realistisch einzuschätzen. 

Grüße

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Diplom in Physik, Schwerpunkt Geo-/Astrophysik, FAU
DunnoWhoAmI 
Fragesteller
 19.04.2017, 22:07

Sagen wir es so. Ich habe mich Privat sehr für Physik interessiert, als wir dann Physik in der 7. Klasse bekommen haben, habe ich mich vorerst gefreut, nur schnell bemerkt, dass der Lehrer genau so viel weiß wie wir. Nichts. Bei jeder Frage meinte er nur: " Ich bin eigentlich kein Physik-Lehrer, muss ich mal nachlesen", den Teil mit dem nachlesen hat er wohl immer vergessen. Nun gab es auch noch das Problem, dass abgesehen von der Inkompetenz des Lehrers auch noch jeder der Klasse den Spaß daran verlor, durch ihn ( inklusive mir ) Und das hat er schnell gemerkt. Er wurde immer öfter sauer wegen Kleinigkeiten, bis ich schließlich jede 2. Stunde vor der Tür stand weil ich mal im Unterricht gelacht habe ( nicht über ihn ) oder eine falsche Frage gestellt habe. Nun haben wir einen neuen Lehrer, einen der von Physik begeistert ist. Nur habe ich das Problem, dass ich ( wir ) kaum etwas wissen, über Mechanik etc, da dies eigentlich der vorherige Lehrer lehren sollte. Nun bin ich persönlich auch eher so, dass ich mir denke: Solange ich keine 4 nach hause bringe, muss ich nur so viel lernen wie nötig. Das heißt: Einen Tag vorher alles was wir gemacht haben für eine Stunde durchgehen und fertig ist's. Ich denke ich kann es besser als eine 3 schaffen. Zudem stehe ich in Mathe 1, was auch ein großer Bestandteil des Studiums, und Jobs ist, denke ich. Zu dem Teil von Informatik: Ich mache grade ein Praktikum bei einer IT-Firma =)

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DunnoWhoAmI 
Fragesteller
 19.04.2017, 22:18
@DunnoWhoAmI

Hast du denn eine Idee, wo man das 'verloren gegangene Wissen' nachholen könnte? =) Vielleicht eine Internet-Seite? 

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uteausmuenchen  20.04.2017, 02:31
@DunnoWhoAmI

leifi - ist die beste Lehrseite für Physik auf Schülerniveau, die ich kenne

http://www.leifiphysik.de/

Physik sollte man dann studieren, wenn man genau weiß, dass es einem hinterher ein Leben lang leid täte, es nicht wenigstens versucht zu haben. ;-)

Grüße

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Hey :),

zum Teil hast du schon ziemlich gute Antworten bekommen, aber ich würde dir gerne noch ein paar persönliche Erfahrungen mitgeben. 

Eigentlich interessiere ich mich schon seit dem ich denken kann für alles Naturwissenschaftliche. Entsprechend groß war dann die Freude als es in der 6. Klasse mit Physik losging ;D. Eine gewisse Zeit hatte ich dann ziemlich Spaß sowie Freude im Unterricht und hatte dann auch meine 1 im Zeugnis. 

In der 8. Klasse sind wir dann von einem fähigen Lehrer zu einem eher schlechten gewandert und meine Note ist dann auf eine 3 abgerutscht (meine Tests waren teilweise noch schlechter). Nun in der Oberstufe konnte ich dank der Einführung der Profile Physik nicht abwählen- ansonsten hätte ich das definitiv gemacht, da unser Unterricht in der Mittelstufe wirklich grausam war.

Mein aktueller Physiklehrer ist wirklich enorm fähig; in der Einführungsphase hatte ich dann 13 Punkte (1-) im Zeugnis ;D. Aktuell hatte ich im letzten dann nur noch 9 Punkte und eine Standpauke von meinem Lehrer. Warum? Wir haben im ersten Jahr total viel hergeleitet und gemacht (trotz der Tatsache, dass ich nur im Grundkurs bin); mittlerweile sind 85% unseres Kurses leider völlig überfordert, sodass wir viel nur noch Fakten lernen und nicht wirklich nachdenken müssen. Tja, dementsprechend ist meine mündliche Mitarbeit in den Keller gerauscht...

An unserer Uni werden öfter mal in den Ferien Informatik- und Physikprojekte für Schüler in den Ferien durchgeführt. Recherchiere mal, ob es so etwas auch an einer Uni in deiner Nähe gibt. Ich habe an einem solchen Projekt mitgewirkt (ich konnte ein Thema aus verschiedenen auswählen). Mal ganz abgesehen davon, dass ich eine Menge toller Leute kennengelernt habe, habe ich daraus auch eine ganze Menge gelernt und mitgenommen. Das ist so ziemlich der ideale Weg herauszufinden, ob Physik etwas für dich sein könnte.

Während dieses Projektes hat mir eine Studentin gesagt, dass sie Physik in der Oberstufe abgewählt hatte; sie hat einen ganz guten Bachelor gemacht und war gerade dabei ihre Masterarbeit zu schreiben und hatte schon eine Promotionsstelle in Aussicht ;D. Wenn du dir mal das Modulhandbuch anguckst, dann stellst du schnell fest, dass du in den ersten Semestern, in denen die meisten wieder aufhören, fast mehr Mathe- als Physikvorlesungen hast. Ein Professor meinte, dass das wahre Problem im Studium sei nicht die Physik, sondern die Mathematik. Da deine Physikkentnisse in den ersten zwei Wochen sowieso weit in den Vorleseungen überstiegen werden, ist es generelles Verständnis für Mathe und Physik weitaus hilfreicher als blankes Wissen ;D.

Ich habe in den Kommentaren gelesen, dass du gut in Mathe bist- behalte das bei und belege Physik in der Oberstufe weiter! Ansonsten gilt, nur Physik mach klug. Physik ist extrem anspruchsvoll und viele scheitern- einige mit guten Noten und anderen mit schlechten kommen trotzdem durch-, aber wenn du es nicht versuchst, wirst du es irgendwann bereuen.

Viel Glück in der Zukunft!

Ohne Physik geht es nicht = lernen, mehr mitarbeiten, freiwillige Referate und mehr lernen.

Studieninhalte & Ablauf

Das Studienfach Astrophysik vereint zentrale Themen der Physik mit der Astronomie. Deshalb vermittelt das Grundstudium zunächst Grundlagen aus den Bereichen der Physik und der Mathematik. Diese verknüpft das Studium erst im Master konkret mit Kosmologie und Astronomie. In diesen Fächern überprüfen Studenten beispielsweise die Gültigkeit physikalischer Gesetze auf kosmologischer Ebene. Teilweise entwerfen sie auch neue Modelle und Theorien und überprüfen diese soweit möglich.

Das Astrophysik Studium beinhaltet als naturwissenschaftliches Fach einen großen mathematischen Anteil, erfordert jedoch auch viel Engagement im praktischen Bereich. Um die nötige Erfahrung im Umgang mit Himmelsphänomenen zu erlangen, sind Praktika und Beobachtungen in Sternwarten oder Forschungseinrichtungen üblich.

Auch hat die Informatik großen Anteil am Astrophysik Studium: Viele Modelle, Annahmen und Beobachtungen können Astrophysiker nur mit Hilfe von Computersimulationen anschaulich machen und genauer untersuchen. Ebenso müssen sie Karten erstellen und Fotografien digital und schnell zugänglich archivieren. Deshalb ist ein sicherer und kompetenter Umgang mit dem Computer und fachspezifischer Software ebenfalls enorm wichtig. Da das Astrophysik Studium bereits ein Teilbereich der Physik beziehungsweise Astronomie ist, sind weitere Spezialisierungen nicht möglich.

Quelle: https://www.studycheck.de/studium/astrophysik

Das ist doch absolut Old-School, dass man für ein Studium auch noch Kenntnisse haben soll.

Allerdings kann man auch ohne jeglichen Schulabschluss Professor werden. Weiß jetzt grad nicht mehr die genauen Voraussetzungen, aber ich glaube, man muss Steine gegen Polizisten geworfen haben.