Warum Armut bei Alleinerziehenden?

8 Antworten

Das liegt daran, dass Alleinerziehende für 2, 3 oder 4 Personen arbeiten müssen, und das Geld dann einfach nicht mehr reicht.

Selbst das Kindergeld reicht da nicht aus!

Bezüglich ausbleibenden Unterhaltszahlungen können alleinerziehende Mütter für Kinder bis zum 18. Geburtstag vom Jugendamt Unterhaltsvorschuss bekommen.

Der Unterhaltsvorschuss orientiert sich am Alter des Kindes und liegt zwischen 174,00 bis 309,00 Euro monatlich. Das ist eigentlich viel Geld.

Warum es den Alleinerziehenden oft nicht reicht, ist, dass sie viel Zeit für ihre Kinder aufwenden und deshalb nicht oder nur Teilzeit arbeiten können/wollen.

Bereits in der Schwangerschaft gehen viele Mütter in Mutterschutz. Bis zum 3. Lebensjahr des Kindes sind die meisten Mütter in Elternzeit. Da kann man sich denken, dass das Geld nicht reicht, wenn kein Einkommen vorhanden ist.

Eine Alleinerziehende die Kinder unter 3 Jahren hat, wird also wohl nicht arbeiten gehen und von Armut betroffen sein.

Zwar hat man die Möglichkeit ein Kind in die KITA zu tun, aber das kostet viel Geld. Das ist auch der Grund, wieso viele Mütter dann Zuhause bleiben bis das Kind eingeschult wird. Geht ein Kind in die Schule, gibt es die Möglichkeit einer kostenlosen Mittagsbetreuung (z. B. in einem Hort) wo das Kind dann in der Regel bis 17:00 oder 18:00 Uhr bleiben kann.

Gehen wir mal davon aus, eine alleinerziehende Mutter hat 2 Kinder im Alter von 6 und 10 Jahren. Sie könnte die Kinder betreuen lassen und arbeiten gehen, wenn sie wollen würde. Allein durch das Kindergeld und Unterhaltsvorschuss würden dann monatlich 860 € zusammenkommen. Mit einem Vollzeitjob (Mindestlohn) würden obendrauf dann noch etwa 1200 € Netto hinzukommen. Mit 2000 € lässt es sich eigentlich gut leben, man könnte sich auch Auto, etc. leisten.

Naja, aber das Leben ist teuer. Selbst wer als Alleinerziehende Vollzeit arbeiten geht, wird sich wohl nie Urlaub mit den Kindern leisten können.

In meiner Kindheit war es so (meine Mutter war auch alleinerziehend), dass meine Mutter für mich und meinen Bruder 600 € Unterhalt gezahlt bekommen hat. Zusätzlich gab es jeweils 200 € Kindergeld. Unsere Mutter hat Teilzeit gearbeitet (mehr ging nicht, da sie viel Zeit für uns aufwenden musste und uns z. B. regelmäßig zur Schule bringen und abholen musste), dabei verdiente sie etwa 800 € Netto. Insgesamt hatten wir 1600 € zur Verfügung. Davon gingen gleich mal 500 € für Warmmiete drauf. Etwa 200 € hat das Auto monatlich gekostet. Die restlichen 900 € haben kaum gereicht. Wir waren von Armut betroffen.

Ich habe aber auch schon von Fällen gehört, wo Alleinerziehende gut mit ihrem Geld zurechtgekommen sind. In einem Fall hat sich eine 34-Jährige von ihrem Mann getrennt. Die 3 Kinder hat sie hinterher allein gehabt. Bereits im Vorfeld hat diese Frau ein Eigenheim besessen und durch ein abgeschlossenes Studium einen gutbezahlten Beruf gehabt, wo sie in Teilzeit monatlich 2000 € Netto verdiente. Sie bekam zusätzlich 1400 € Kindergeld sowie Unterhaltsvorschuss. Die konnten sich auch ab und zu einen Urlaub leisten.

Ausschlaggeben ist eigentlich immer, ob Alleinerziehende ein funktionierendes Elternhaus haben/hatten. Da können dann auch mal Angehörige die Kinder nehmen.

  • ein Teil war es sicherlich schon vor dem Kind: schlechte Schul- und Berufsausbildung sorgen für Berufe, in denen wenig gezahlt wird. Für den Zweierhaushalt mag dies gereicht haben. Aber kommt noch ein Kind hinzu und man trennt sich, dann fällt das zweite Einkommen komplett weg.
  • das gilt im übrigen auch für Frauen, die wegen des Kindes den Beruf "vernachlässigen". Bei Trennung haben sie dann das Nachsehen. Während die Noch-Ehefrau zumindest noch vom Trennungsunterhalt "profitieren" könnte, entfällt dies bei Unverheirateten, wo das Kind eben schon so alt ist, dass eine Arbeit zumutbar ist. Und das ist dann oft ein Job mit schlechter Bezahlung, da man entweder nie im erlernten Beruf gearbeitet hat oder zu lange raus ist, so dass man nur weniger qualifizierte Jobs bekommt.
  • teilweise auch ein hausgemachtes Problem: der Kinderwunsch trübt den Blick bei der Wahl des "richtigen" Partners. Das führt dann u.U. dazu, dass von der Seite nicht einmal der Mindestunterhalt erwartet werden kann. Dazu die eigene berufliche Misere
  • Plötzlich die doppelte Belastung der getrennten Haushaltsführung - bei den steigenden Mieten und dem knappen Wohnraum ist es mitunter mehr als schwer bezahlbaren und vor allem vernünftigen Wohnraum zu finden.
  • Armutsfalle geprägt vom Elternhaus: wenn hier die Meinung vertreten wird, dass Frau nicht arbeiten muss, da sie ja eh heiratet, die Ehe aber dann scheitert oder die Frau deswegen aus dem elterlichen Umfeld ausbricht, schwanger wird und plötzlich ohne Partner da steht, dann gelangt sie schnell wieder in den Kreislauf: schlechte Schul- und Berufsausbildung (falls überhaupt).
  • nicht alle finanziellen Möglichkeiten werden ausgeschöpft aus Scham oder Unwissenheit darüber, dass es sie gibt.
  • Mangelnde Möglichkeit, Unkenntnis oder Desinteresse sich ein Netzwerk zu schaffen mit Anderen um notfalls die Betreuung privat zu regeln, einen privaten Kleiderkreisel ins Leben zu rufen, sich gegenseitig (auch mal finanziell) zu unterstützen usw.
  • Kontaktabbruch von oder durch die Familie
  • Freiwilliger Verzicht auf Unterhaltsvorschuss zu verzichten, da man den neuen Partner, der finanziell ggf. auch nicht so gut aufgestellt ist, zu heiraten.
  • keine Rücklagen gebildet oder nichts getan haben für die eigene Altersvorsorge

Übrigens sind 88% aller allein Erziehenden weiblich. Die Ausführungen gelten natürlich auch für Väter! Und Frauen die alleine mit Kind leben arbeiten oft mehr als Frauen die einen Partner haben mit Kind und mit ihm zusammen leben.

An der Arbeit als solches kann es also nicht unbedingt liegen! Aber es liegt sicher auch an der heute noch teilweise ungleichen Bezahlung. Aber auch das ist wieder ein Teufelskreis. Denn eine Mutter ist auf den Job angewiesen und verkauft sich oft unter Wert. Sie verhandelt meist nicht über das Gehalt oder stellt überhaupt berechtigte Forderungen, aus Angst den Job nicht zu bekommen. Ein Mann hingegen würde öfters bei "lächerlichen" Gehaltsangeboten aufstehen und gehen, wenn seine Qualifikation es ihm dies erlaubt. Um die 70% allein erziehender Frauen geht arbeiten, die Hälfte davon gar in Vollzeit.

Auch Corona ist nicht gerade zuträglich für die Situation. Denn wohin mit dem Kind, wenn die Kita oder die Schule schließt? Auch wenn die Kinderkrankentage angehoben wurden, reicht es eben mitunter nicht - Verlust des Arbeitsplatzes droht.

Und der Arbeitsplatz als solches ist auch ein Thema, was die Altersarmut im Prinzip fördert: zu wenig Möglichkeiten in Teilzeit zu arbeiten, kaum flexible Arbeitszeitmodelle, Vorgesetzte mit "Vorbehalten" usw. Das erschwert generell die Arbeitsplatzsuche und und damit die Möglichkeit erst gar nicht in die Armut zu rutschen.

Wer ein Kind zu betreuen und zu erziehen hat kann kaum voll arbeiten und somit kaum einen vollen Verdienst zur Verfügung haben, somit muss ein Verdienst der knapp für eine Person reichen würde für zwei Personen reichen und das ist echt wenig. Bekommt man Hartz4 so lebt man sowieso mit dem Existenzminimum und das ist wenig. Deshalb ist es absolut notwendig dass der Ex-Partner den Unterhalt für das oder die Kinder bezahlt, dann reicht es meistens sehr gut. Nach der Scheidung waren unsere Kinder schon recht alt und selbstständig so dass meine Frau gut 80% arbeiten konnte. Wir sind Schweizer und leben und arbeiten in der Schweiz. Meine Frau verdiente damals etwa 4000 Euro im Monat und sie bekam von mir als Unterhalt für unsere Kinder 1500 Euro monatlich, so hatte sie insgesamt für sich und die 2 Kinder monatlich etwa 5500 Euro zur Verfügung und dies ging sehr gut. Ohne meinen Unterhalt hätten ihre 4000 Euro reichen müssen für 3 Personen und das ist hier in der Schweiz sehr knapp. Das Existenzminimum hier in der Schweiz liegt bei etwa 2200 Euro monatlich pro Person, das bekommt man hier vom Sozialamt als allein stehende Person, leben 3 Personen zusammen, also Frau mit 3 Kindern ist das jeweilige Minimum natürlich tiefer da klar weniger Kosten anfallen. So konnte meine Frau und meine 2 Kinder mit den 5500 Euro monatlich zwar nicht verschwenderisch aber doch ganz angenehm leben.

Sie können nicht die volle Stundenanzahl arbeiten, weil sie sich um die Kinder kümmern müssen.

  1. Frauen bekommen meistens ein schlechteres Gehalt beim Job
  2. Ohne zweites Einkommen fehlt viel in der Haushaltskassa und gleichzeitig wird alles immer teurer
  3. Frauen können weniger arbeiten gehen, weil sie sich um das Kind kümmern müssen, sofern es noch U14 ist.
Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Felix968629  26.11.2021, 23:33

Mir kommen die Tränen.

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Mircozmr05  14.10.2022, 00:39

Es gibt auch Alleinerziehende Väter, es sind nicht nur Frauen

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