Angst vorm Ausziehen in der Heimatstadt?

2 Antworten

aber langsam merke ich, dass ich irgendwie "rausgewachsen" bin

Das finde ich gesund und normal.
Tief in seinem Herzen will man sich von zu Hause abnabeln, weil man nur so eigene Erfahrungen machen und sein eigenes Ding drehen kann. Das ist völlig natürlich, wie ich finde und vom Leben so gewollt.

Das hat auch nichts mit Undankbarkeit oder so zu tun.
Und wer weiß, vielleicht ja würden die Eltern doch die neugewonnene Freiheit ebenso genießen, weil man im Alter das gerne mal hat, nachdem man sein Soll erfüllt hat.

Jetzt haben wir Glück gehabt

Ja, vielleicht.
Beim Entscheiden kann man nur nach seinem Herzen und Bauchgefühl gehen. Zweifel durch den Verstand kommen und lassen uns noch mal alles prüfen. Findet sich aber hier nichts Wichtiges, wird es wohl passen.

Ansonsten hat natürlich alles zwei Seiten, die machen dir deine Zweifel auch bewusst. Das ist auch gut so, damit du beim Umziehen z.b. nicht nur das Schöne siehst, sondern auch ganz bewusst Nachteile mit einplanen kannst, um auch sie zu akzeptieren. Sonst wäre man immer so hin- und hergerissen, was recht unangenehm sein kann.

Eine Entscheidung lässt uns immer von einer Seite scheiden. Wenn eine Weggabelung uns zwei Wege bietet, so können wir nur einen davon nehmen. Hintereinander mag es durchaus gelingen, verschiedene Dinge haben zu können, aber auf einmal geht das gar nicht immer.

wir unter vielen Leuten ausgewählt wurden.

Das wäre für mich ein Zeichen, dass es sein soll.
Was allerdings nicht heißt, dass alles sicherlich harmonisch laufen wird und es keine Herausforderungen bei allem geben wird.

Was, wenn das Zusammenleben nicht funktioniert?

Naja, damit solltest du in jedem Fall rechnen. Natürlich wird es mal Zeiten geben, in denen es nicht funktioniert. Und für immer und ewig wird diese Entscheidung auch nicht gefällt sein, von dem her, wird es irgendwann eine Trennung geben. Wann ist ja dann auch schon egal.

Was, wenn ich mich dort nicht wohlfühle und die Wohnung irgendwie doch zu klein für uns ist und das am Ende doch nur Geldverschwendung war?

Fehler und Schwächen haben wir alle, durch die wir etwas verschwenden. Das denke ich ist nicht zu vermeiden. Das passiert mal. Macht ja keiner mit Absicht und jeder agiert nach bestem Wissen und Gewissen. Mehr geht nicht. Das sollte man sich erlauben. Alles andere wäre auch unrealistisch.
Wir verschwenden alle mal Geld, würde ich sagen.

Was, wenn ich es bereue?

Auf so Zeiten solltest du dich ebenso einstellen. Das kann gut und gerne mal vorkommen. Dann musst du aushalten und nach Lösungen suchen und die Zeit so gut als möglich nutzen. Das Beste noch daraus machen.

Mit je weniger Erwartungen und Ansprüchen du in die Sache gehst, je offener du für alles Mögliche bist, umso leichter gehst du deinen Weg.

Hast du schon einmal was in deinem Leben bereut? Wie lief es? Was half?

Dadurch fällt es mir irgendwie schwer mich darauf zu freuen.

Ja, ist doch ok. Dann bist du halt nicht überschwenglich, weil du die dunklen Seiten auch mit auf dem Schirm hast. Dann bist du in der und deiner Mitte. Du siehst alles realistisch und neutral. Das finde ich sehr günstig. Dann treffen einen Enttäuschungen weniger hart und man ist nicht so gefangen in seinen ganzen Emotionen.

ein schlechtes Gewissen meinen Eltern gegenüber, weil wir die Miete nicht komplett alleine finanzieren können

Achso, heißt das, dass deine Eltern zur Miete dazubezahlen?

Das ist nicht soooo schön. Aber wenn sie es doch machen, dann werden sie sich es auch leisten können, oder? Oder würde sie das doch empfindlich treffen? Das wäre dann natürlich schon so ne Sache und eher ungünstig. Damit kann man nicht wirklich froh werden.

"im Stich lassen"

Dass Kinder das Elternhaus verlassen wollen, ist völlig ok und natürlich. Sie wollen vielleicht auch etwas mehr Zeit für sich genießen. Vielleicht wollen sich auch deine Eltern noch verändern. Wäre jedenfalls irgendwann eine Chance für sie. Das Recht dazu solltest du dir erlauben und du solltest dich mit diesem Streben und Wunsch selbst annehmen, weil du es dir ja auch gar nicht ausgedacht hast, sondern vom Leben halt so als Ideal bestimmt wurde. Ist also nicht auf deinem Mist gewachsen.

habe irgendwie Angst, dass das strapaziert wird

Verständlich.
Aber du hast auch den Wunsch dazu, dich abzulösen, was wirklich völlig natürlich ist. Du würdest gerne etwas von deinem Verantwortungsgefühl ggü deinen Eltern los werden, um dich mehr auf deinen eigenen Weg konzentrieren und einlassen zu können, was du auch tun solltest. Sie kommen ohne dich gut zurecht.
Schuldgefühle belasten dagegen alle Beteiligten.

auch durch Geldfragen

Das sehe ich auch kritisch. Gut, wenn sie freiwillig geben, ist das völlig ok. Falls sich Spannungen einschleichen, und du wirst sie vermutlich schnell erkennen, dann kannst du doch immer noch Änderungen vornehmen und daran arbeiten, dass du selbst aus eigener Kraft an mehr Geld kommst.

Hattet ihr auch solche Bedenken vor eurem Auszug?

In jedem Fall. Haben viele.

Aber die meisten Sorgen, die man so hat, treten gar nicht ein. ;-)))

Entscheidend bei allem werden immer deine Überzeugungen, auch die unbewussten, sein. Also dein Inneres. Nicht dein Umfeld. Du selbst bist entscheidend für dein Leben und das, was dir begegnet.

Alles Gute! :-)

Aneska910 
Fragesteller
 29.05.2022, 23:40

Danke für die ausführliche Nachricht! <3

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Zieht in die Wohnung.

50qm für 2 Personen sind nicht zu klein, da wird ja jeder sein eigenes Zimmer haben und Küche/Bad wird geteilt, wie daheim auch. Wieso sollte es also nicht funktionieren?

Und falls es doch nicht klappt, so what? Dann sucht man sich was anderes.

Wenn eure Eltern damit ein Problem hätten, hätten sie das doch gesagt.?