Angst vor Reitunterricht?
Hi, ich war vorgestern bei einer neuen Reitlehrerin. Ich hab zuerst das Pferd gesattellt und gezäumt und dann sind zur Reithalle gegangen. Ich bin aufgestiegen und losgeritten. Ich hatte dann einige Probleme, auf die ich jetzt nicht näher eingehen werde und die Reitlehrerin hat mich korrigiert. Jetzt zum Problem: Sie war recht forsch und ich hatte fast die ganze Stunde ein ziemlich schlechtes Gefühl. Ich hatte Angst und wollte, vor allem am Anfang, einfach nur noch absteigen und heulen. Normalerweise, würde ich mir jetzt vermutlich wo anders anders Reitunterricht suchen, aber ich möchte klassische Dressur reiten und das findet man in unserer Gegend quasi nicht.
Weiß jmd wie ich besser darüber hinwegsehen kann wie sie zu mir ist und das mehr an mir vorbeiziehen lassen kann? Mir ist seit der Stunde dauerhaft Übel und ich hatte schon zweimal fast eine Panikattacke. Danke schon mal für die Antworten.😊
P.s. Ich bin generell wegen schweren Depressionen und Angstzuständen in Therapie und nehme Medikamente.
P.P.s. Aufhören ist keine Option, weil Reiten (obwohl das kitschig klingt) mein Lebensinhalt ist und ich es gerne auf ein Level bringen würde, das ich nur dort (zumindest in meiner Umgebung) erreichen kann.
15 Antworten
Viel kann man dir dazu ehrlich gesagt nicht raten - dir ist nach nur 1 Stunde mit der Dame übel, Panikattacken u. du denkst, dass du so trotzdem weiter kommst...? Es müsste dir selbst klar sein, gerade bei deiner Krankengeschichte, gerade wenn du ein eigenes Pferd hast, dass du innerlich völlig blockierst u. so sicher kein lockeres, motiviertes Reiten möglich ist, welches dich voran bringt.
Du kannst deine RL ansprechen und sehen, ob sich was ändert. Und natürlich versuchen, ihre Korrekturen nicht persönlich zu nehmen, sie kritisiert dein Reiten, nicht dich als Person.
Es gibt viele Trainer für klassische Dressur, akademisches Reiten,... da sollte sich auf jeden Fall jmd finden lassen, mit dem du besser harmonierst. Und vllt hast du auch versucht, zu hoch einzusteigen und solltest erstmal noch mehr an den Grundlagen arbeiten. Da kenne ich einige Kollegen, die sind sehr genervt, wenn der Kunde zwar höhere Lektionen erlernen möchte, sich dann aber während des Unterrichts herausstellt, er ist schon mit einem simplen Einerwechsel u. dergleichen überfordert. Sie erwarten da einfach ein anderes Niveau.
Nur weil du sonst niemanden kennst, heißt das nicht, dass es keinen gibt. Die sprießen inzwischen aus allen Löchern. Gerade bei den Akademikern.
Wenn Du in Behandlung bist, wäre es sicher besser, das mit Deinem Therapeuten zu besprechen als mit uns. Wir kennen Deine Verfassung nicht und wenn wir Dir dazu raten, wie wir mit der Situation umgehen würden, könnte das Dich in Schwierigkeiten bringen.
Ich persönlich mag produktiven Unterricht und da ich sehr perfektionistisch veranlagt bin, muss wirklich Erfolg rum kommen für's Geld. Verspannt kann ich aber nicht lernen. Ich würde jetzt nicht so reagieren wie Du, ich wäre einfach nur sauer, wenn die pädagogische Herangehensweise Mist ist, würde mich direkt wehren. Aber ich suche dafür auch gerne länger und mache inzwischen mit meiner Reitlehrerin, die weit weg gezogen ist (800 km) Videounterricht. Jetzt momentan natürlich ausgesetzt, da dafür jemand, der filmt mit auf der Reitanlage sein müsste, was für alle anderen Einsteller eine überflüssige Person wäre. Weil da bekomme ich wirklich produktiven Unterricht in angenehmer Atmosphäre.
Was auch wichtig ist: Dass Du Dir selbst keinen Druck machst. Dein zweiter Nachsatz klingt so als würdest Du Dir den Druck setzen, etwas "besonderes" zu erreichen. Auch das schafft man - aber ohne zu hohe Erwartungen sogar leichter, weil das wichtigste für Neues doch ein entspannter Sitz ist, aus dessen Zentrum man leicht agieren kann. Das geht weder mit Stress duch pädagogisch nicht für Dich passenden Unterricht noch mit eigenem Druck "da muss ich hin, komme, was da wolle".
Hey,
das klingt nicht kitschig. Reiten ist mir auch soooo wichtig!
Ich hatte leider auch solche Erfahrungen und weiß, wie es dir geht. Damals hatte ich zwar noch keine Depressionen, aber ich weiß, dass ich jetzt (während meinen Depressionen) wegen jeder kleinen nicht halb so schlimmen Sache noch depressiver werde.
Meine Reitlehrerin war forsch zu mir und hat mich angeschissen, nur weil ich nicht wusste, wo die Gamaschen liegen und weil ich die erste war, die von einem bestimmten Pferd heruntergefallen ist, irgendjemand fällt halt als erstes von einem Pferd. Das hat mich so heruntergezogen!!! Ich habe dann zu einer anderen Reitlehrerin gewechselt und nicht gleich den Reiterhof, was wirklich sehr geholfen hat.
Ich hoffe, dass du auch die Möglichkeit hast 🙂.
Liebe Grüße
Du willst den Unterricht doch - wie ich deinen Kommentaren entnehmen kann. Dann würde ich auch weitermachen, ABER mit deiner Therapeutin abklären, ob sie vielleicht Entspannungsübungen oder so hat, dass du akute Anspannungszustände lindern kannst.
Mir ging das zu Anfang auch so, dass ich vor jeder Reitstunde total nervös war; irgendwann hat mir mal ein anderer Einsteller gesagt, dass seine Frau, die bei uns auch reitet, auch total nervös ist und dann irgendwelche pflanzlichen Beruhigungsmittel vor den Reitstunden genommen hat. Das wollte ich aber nicht, weil ich der Meinung bin, wenn ich soweit bin, dass ich zur Ausübung eines Hobbies Beruhigungsmittel brauche, es vielleicht doch das falsche Hobby ist.
Nachdem ich auch ein eigenes Pferd habe, war aufgeben aber keine Option, weil ich auch von dem Reitlehrer überzeugt bin. Der kann ja nichts für meine Nervosität und Anspannung.
Was ich allerdings im Gegensatz zu dir nie gemacht habe, die Lautstärke der Anweisungen persönlich zu nehmen. Ich bin der Meinung, ein guter Reitlehrer kann schon mal laut werden; einerseits wegen der Distanzen, die er lautstärkentechnisch überbrücken muss, andererseits ist man als Reiter manchmal so "im Tunnel", dass man "normal gesprochene" Anweisungen gar nicht mitkriegen würde, drittens überleg mal selber, du sprichst mit jemandem, sagst ihm, was er tun soll und er macht das aber nicht, sollte er aber, weil sich die Situation ja ständig ändert und durch Nichtbeachten der Anweisung möglicherweise eine Gefahrensituation besteht.... Ich muss gestehen, dass mich meine RL auch mal angeschrien hat, weil sie dachte, ich verarsch sie und mach absichtlich nicht das, was sie sagt. Dass ich nicht gemerkt habe, dass ich was anders mache, als sie meinte, dass ich es machen soll, haben wir dann hinterher geklärt. Ist halt einfach so, dass du auf dem Pferd sitzt und denkst, z. B. deine Hand wäre ganz ruhig oder so und in Wirklichkeit zuppelst du ständig am Zügel oder so... Ich werte die Anschreierei als Zeichen dafür, dass sie tatsächlich will, dass ich was lerne.
Bei uns im Stall fürchtet sich jeder, wenn der RL nichts mehr sagt oder nur lobt - dann merkt man nämlich genau, dass es ihm eigentlich scheißegal ist, was du da machst - von den motivierten Reitern, die wirklich was lernen wollen, ein gefürchteter Zustand :-)
Bezogen auf deine Situation: Wenn du sonst mit der RL klar kommst und in ihrem Tonfall und ihren Korrekturen "einen Sinn erkennen kannst", dass sie dir helfen, dann versuche eben, dies nicht persönlich zu nehmen, soweit das im Rahmen deiner Krankheit möglich ist - deshalb empfehle ich ein Gespräch mit deinem Therapeuten. Ich persönlich finde die Situation insofern "gut", weil du dadurch lernst, dich durchzubeißen, wenn dir an etwas wirklich was liegt und das eben nicht persönlich zu nehmen, weil es nicht so gemeint ist. Ich finde, nach einer Stunde, wo man doch mit der normalen Nervosität bei einem neuen Reitlehrer zu kämpfen hat, sollte man nicht aufgeben.
Was soll man dazu sagen, wenn selbst die Therapie nicht genügend bei Dir greift? Es ist nun mal so, dass die Klassische Reiterei vom Militär her kam.
„Wer die Hitze nicht verträgt, sollte sich der Küche fernhalten“.
Bedeutet für deinen Fall, du hast 3 Möglichkeiten:
- Du verzichtest darauf „ein Level“ erreichen zu können und wechselst zu einem Pony - oder Therapiehof
- Du nimmst sehr viel Geld in die Hand und reitest (gegebenenfalls nur im Urlaub) an Barockinstituten, denn dort wird anspruchsvoll Dressur gelehrt bei einem überaus höflichen Umgangston
- Du beziehst deinen Therapeuten in die Reitstunden mit ein. Denn es ist, wie gesagt, völlig normal, dass es in klassischem Unterricht Kritik im Kasernenhofstil hagelt, und „normale“ Reiter nehmen dies dankbar an, ohne es persönlich zu nehmen, selbst wenn die Wortwahl, geschweige denn Ton und Lautstärke, oft recht ruppig sind.
Ich wünsche dir gute Besserung und mehr Freude am Reiten! 🙂
Das möchte ich sehen, wie Guérinière den König anplärrt.
Gerade bei Barockreitern ist das doch sehr verpönt sich wie der Pöbel aufzuführen.
Und ein guter Reitlehrer macht das eh nicht.
Ich komme bei ihr weiter. Schon nach einer Stunde merke ich das stark. Trotz meiner Angst. Bei uns in der Nähe gibt es eben fast keine klassischen Reitlehrer mehr. Eine akademische Trainerin kommt zu mir und meinem Pferd, aber sonst kenne ich niemanden. Und meine Grundlagen sind denk ich auch recht solide. Außerdem bin ich ja noch länger mal nicht (und das weiß sie auch) bei den höheren Lektionen angekommen.... 🤔😊