Anarchistisch leben?

10 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich lebe seit Anfang 2018 in Waldbesetzungen (Hambi, Danni, Heibo, Dieti, Lützerath) seit der Räumung in Lützerath wieder im Hambi.

Das Leben in Waldbesetzungen ist Anarchistisch. Du kannst jederzeit vorbeikommen und dir selbst ein Bild machen. Vom 17.November bis zum 26.November findet hier im Hambi z.B das Skillshare Festiwald statt wo du die ganzen Strukturen kennenlernen kannst und an versch. Skillshares teilnehmen kannst wie z.B Klettern lernen. (https://de.indymedia.org/node/308714)

Aber auch andere Waldbesetzungen freuen sich immer über neue Menschen, die vielleicht auch gerne länger bleiben. Mehr Infos zu aktuellen Besetzungen findest du unter https://wald-statt-asphalt.net/

Ich lebe wie gesagt seit Anfang 2018 durchgehend in Waldbesetzungen. Im Gegensatz zu dir gehe ich aktuell keiner Lohnarbeit nach, aber auch das widerspricht sich nicht.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit 10.Jahren in der Klimagerechtigkeitsbewegung aktiv.
Lorenz508 
Fragesteller
 07.12.2023, 20:43

hey, anke. Ich könnte mir das gut vorstellen, Freund von mir war auch in Lüzi, problem ist ich hab noch die schule und das jugendschutzgesetz im nacken. Bin aber auch mega gerne draußen und kann auch klettern.

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Janne95  08.12.2023, 18:14
@Lorenz508

Ich würde einfach mal in einer Besetzung in deiner nähe vorbeischauen. Muss ja nicht gleich lange sein! Meistens bleibt mensch trotzdem hier hängen

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Nun, in deinem Alter ist es völlig normal nöglichst individuell und unabhängig sein zu wollen. Aber stell dir vor hier würde niemand mehr jemanden kontrollieren. Früher oder später würden wir in einer Dystopie leben. Selbst Chefs werden kontrolliert, und haben Abhängigkeiten.

Problem da ist dann das ich da ja auch wieder "kontroliert" werde und bei der kleinsten Sache den Job verliere.

Stimmt, und dafür gibt es Kontrollen. Sie zeigen dir Fehler auf, die du übersehen und somit ständig gemacht hättest. Und Fehler passieren, und abhängig von der Kleinigkeit verlierst du nicht gleich deinen Job.

Kontrolle ist nicht per se schlecht. Wir brauchen sie zuweilen sogar im Leben. Also sollte man Kontrolle an sich nicht als negativ darstellen. Wenn Deine Kollegen nicht auf Deine Finger schauen - und Du nicht auf ihre - können Fehler entstehen. Da ist also Teamwork sehr wichtig. Und wenn man dann auf Fehler hingewiesen wird, kann das sehr entscheident in Deinem Beruf sein. Nimm das nicht persönlich.

Es muss auch bei jedem Team einen Ansager geben. Es kann nicht nur Gleichberechtigte geben. Am Klarsten wird das, wenn Du Dir einen Kapitän auf See vorstellst. Der hat das alleinige Sagen - weil es ihn eben geben muss. Das hat nichts damit zu tun, dass der Maschinist oder die Putzfrau nicht auch wichtig sind! Man darf das eben nicht persönlich nehmen. Und später können alle gemeinsam ein Bierchen zischen. Dann ist jeder einfach nur Mensch.

Unterordnen ist bis zu einem gewissen Grad einfach nötig. Man kann sich daran gewöhnen.

Anarchie wie du sie dir vorstellst, ist eine der schwierigsten und anspruchvollsten gesellschaftlichen Lebensformen. Denn sie erfordert eine Gemeinschaft, die von gleichberechtigten Menschen auch gleiche Verpflichtungen verlangt und in mancher Hinsicht auch freiwillige Unterordnung.

Stell dir vor, du kommst als Sanitäter zu einem Unfall, willst dort helfen, und schickst die umstehenden Gaffer weg. Die halten sich aber alle für Anarchisten und lassen sich von niemandem was befehlen. Du kannst also entweder nicht richtig helfen oder du musst eine Polizei rufen, die die Gaffer vertreibt - und zwar mit einer Autorität, die sie von zugebilligt bekommen hat.

Anarchie funktioniert am besten in überschaubaren Gemeinschaften gleichgesinnter Menschen wie beispielsweise in einer Landkommune oder in einem selbstverwalteten Betrieb, wie es sie in den Siebziger- und Achtzigerjahren vielerorts gegeben hat.

Die TAZ ist wohl eines der letzten Überbleibsel aus der Ära der unabhängigen Zeitungen, der unabhängigen Druckereien und der unabhängigen Fahrradläden oder der vielen unabhängigen Kollektive für irgendwas.

Anarchismus ist unrealistische Utopie. So würde eine Gesellschaft nie funktionieren können; gewisse Strukturen und Regeln braucht es immer.