30:2 Beatmung auch nach gelegeten Tubus?

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Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Bei einem Guedel- und bei einem Wendeltubus, bleibt es auf jeden Fall bei dem "klassischen" 30 Thoraxkompressionen : 2 Beatmungen- Algorithmus!. Bei beiden Tuben ist es nicht möglich, durchzudrücken und zu Beatmen!.

Nach der Etablierung einer supraglottischen Atemweghilfe (Larynxtubus), soll nach der ERC- Leitline versucht werden, die Thoraxkompressionen durchgängig mit einer Frequenz von 100 bis 120/ Minute durchzuführen und bei Erwachsenen 10 Beatmungen pro Minute unter laufender Kompression durchzuführen. Es gibt allerdings Situationen, in denen es nicht möglich ist, mit einer supraglottischen Atemweghilfe eine ausreichende Beatmung unter Kompression zu erreichen. Wenn man also merkt, dass nicht genug Luft in den Patienten reingeht, dann wird auch wieder zu 30 : 2 gewechselt. Nach einer endotrachealen Intubation, soll allerdings immer durchgedrückt werden, ohne die Thoraxkompressionen für die Beatmung zu unterbrechen.

Mfg

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Rettungsdienst🚑, sehr großes Interesse an Notfallmedizin.
Nayes2020 
Fragesteller
 16.03.2022, 15:22

Und wie sieht es in den situationen aus wenn ich gleichzeitig auf die Brust drücke und beatmet wird? Ist die Kompression der Lunge da nicht hinderlich vielleicht sogar schädlich?

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Rollerfreake  16.03.2022, 16:10
@Nayes2020

Grundsätzlich steht es so in der ERC- Leitlinie, dass bei einem gesicherten Atemweg (Larynxtubus oder endotracheale Intubation), die Thoraxkompressionen durchgängig erfolgen sollen und bei Erwachsenen 10 Beatmungen/ Minute stattfinden. Bei supraglottischen Atemweghilfen, muss man wie gesagt allerdings ein wenig aufpassen und wenn man das Gefühl hat, dass die Beatmungen nicht effektiv sind, wieder auf 30 : 2 umsteigen. Die neue ERC- Leitlinie wurde erst vor kurzem, 2021 veröffentlicht, die Aussagen sind demnach aktuell.

Zur Schädlichkeit: es werden immer wieder Studien durchgeführt und die Leitlinien dann auch entsprechend angepasst. Die Medizin befindet sich grundsätzlich immer in einem ständigen Wandel und was heute als richtig gilt, kann in zehn Jahren als falsch gelten. Eine leitliniengerechte Therapie, ist jedoch das was wir Alle machen.

Mfg

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Es wird auch weiterhin abwechselnd beatmet und gedrückt.

Anders macht es auch keinen Sinn, da man durch die Herzdruckmassage zwangsweise auch die Lungen eindrückt. Das wäre dann nicht so gut, wenn man versucht, gleichzeitig über den Beatmungsbeutel versucht, Atemluft in den Körper hinein zu drücken.

Nayes2020 
Fragesteller
 16.03.2022, 14:59

Das dachte ich mir auch, aber in einem video zu dem thema wurde eben dies im nebensatz erwähnt.

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Damit die Beatmung unabhängig vom Drücken laufen kann, braucht es eine "druckdichte" Verbindung zwischen Beatmungsbeutel und Luftröhre. Ansonsten würde die eingedrückte Luft bei gleichzeitigem Drücken in die Speiseröhre gehen, was bekanntermaßen zu vermeiden ist.

Logischerweise kann man mit Guedeltubus und Wendltubus nur um 30:2 Modus arbeiten, weil beide die Luft nicht in die Luftröhre dirigieren.

Wenn eine supraglottische Atemwegshilfe wie der Larynxtubus wirklich dicht sitzt, kann man's versuchen. Wobei meine (sehr begrenzte!) Erfahrung mit dem Larynxtubus da eher negativ ist.

Mit dem I-Gel, einer thermoplastisch angeformten Larnyxmaske, konnten wir allerdings derart gut auch während des Drückens beatmen, dass die Notärzte regelmäßig auf die endotracheale Intubation verzichtet haben.

So lautet die Verfahrensanweisung zumindest bei meiner Feuerwrhr.

Den Beatmungsbeutel nutzen wird gar nicht bei einer Reanimation, es wird direkt der Larynxintubus etabliert und dann 30:2 reanimiert.

Ich betone aber extra, dass medizinische und organisatische Verfahren überall anders angewiesen werden können.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
Micha2575  16.03.2022, 15:00

Seit wann kann ein LT eigenständig beatmen? Hab ich da ne Weltneuheit verpasst?

Also bei uns wird der zumindest von First Response- Einheiten immer in Verbindung mit Beutel + O²- Reservoir + O²(med) genutzt, bis der Rettungsdienst mit Medumat anrückt...

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iwaniwanowitsch  16.03.2022, 15:29
@Micha2575
Seit wann kann ein LT eigenständig beatmen? Hab ich da ne Weltneuheit verpasst?

Wo habe ich das behauptet? Nirgends.

"Beatmungsbeutel nutzen" habe ich jetzt als herkömmliche Arbeitsweise mit "Maske+Beutel+C-Griff" und nicht als "Beatmungsbeutel an gelegten Tubus" interpretiert. Falls ich da was falsch verstanden habe, ist das ja nun aufgeklärt.

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Nayes2020 
Fragesteller
 16.03.2022, 15:00

und wie beatmet ihr den Larynxtubus wenn ihr kein beutel nutzt?

Ja die verfahren können regional abweichen, das ist mir bewusst.

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iwaniwanowitsch  16.03.2022, 15:33
@Nayes2020

Mit dem Medumat und entweder der Trigger-Funktion oder direkt dem IPPV-CPR Modus. Ich bin jetzt leider irrigerweise von der Beladung des RTWs ausgegangen (ja, definitiv Missverständniss meinerseits) und der von dir erwähnten Nutzung des Beatmungsbeutels in herkömmlicher Weise als "Maske+Beutel+C-Griff" Konfiguration. Klar, wenn wir mit dem HLF zum First-Responder Einsatz fahren, haben wir kein Beatmungsgerät dabei und nutzen den Beutel auf den Tubus aufgesteckt.

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RedPanther  16.03.2022, 15:49
Den Beatmungsbeutel nutzen wird gar nicht bei einer Reanimation, es wird direkt der Larynxintubus etabliert

Hm, was ist die Rückfallebene, wenn sich der LT nicht etablieren lässt?

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