Wo ziehen wir die Grenze für wissenschaftliche Eingriffe in die Gesundheit?

4 Antworten

Genau genommen verändert jeder medizinische Eingriff die natürlichen Körperprozesse. Oft ist die Veränderung gewollt. Wenn ich eine Impfung verabreiche, dann soll es im Körper zu einer gewünschten Immunreaktion kommen, die zu einer Immunität führt. Man imitiert also das, was im Körper auch beim normalen Antigenkontakt bei einer Infektion mit dem Erreger passieren würde, ohne aber die Folgen einer richtigen Infektion zu riskieren. Eine Impfung kann in seltenen Fällen aber auch Nebenwirkungen haben.

Dasselbe gilt für Medikamente. Einerseits helfen sie gegen ein bestimmtes Leiden. Sie können aber auch Nebenwirkungen haben und ihr Abbau belastet den Körper, etwa Leber oder Nieren, was dem Körper langfristig auch schadet. Hier gilt es immer sorgsam abzuwiegen, ob der Nutzen die Risiken überwiegt.

Wenn man z. B. von einer Giftschlange gebissen wird, kann man ein Antivenom verabreichen. Die Antivenome können aber selbst schwere Nebenwirkungen haben (anaphylaktischer Schock), die lebensbedrohlich sein können. Man muss deshalb genau abwiegen - ist der Zustand des Patienten so lebensbedrohlich, dass er ohne Gabe des Gegengifts nicht überleben wird? Dann sollte ich das Gegengift verabreichen und alle Maßnahmen treffen, um ggf. bei einer Anaphylaxie gegensteuern zu können. In dem Fall überwiegt der Nutzen das Risiko, weil der Patient ohne Gabe des Gegengifts auf jeden Fall sterben wird - "schlimmer" kann man es dann ohnehin nicht mehr machen. Wenn der Patient hingegen nur eine geringe Giftmenge abbekommen hat und der Zustand nicht lebensbedrohlich ist, ist es ratsamer, nur symptomatisch zu behandeln und dem Körper zu helfen von selbst zu heilen. Auf die Verabreichung des Antivenoms verzichtet man dann besser.

Das gleiche Prinzip lässt sich natürlich auch auf chirurgische Eingriffe usw. übertragen. Als Arzt/Wissenschaftler muss man sich immer fragen: schadet das jetzt mehr als es nützt? Eine Grenze zu ziehen, ist da nicht pauschal möglich. Es hängt von der Art des Eingriffs ab, aber auch vom Patienten, z. B. vom individuellen Leidensdruck.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Scheinbar nicht weit.

Denn die ganzen Medikamente zb sind ganz oft negativ für den Körper.

Es gab aber zb auch Genforschungen in Richtung neue Organe und sowas züchten, es gibt auch Forschungen auf Zellebene mit dem DNA code.

Aber soweit ich weiß kann man den wichtigsten Codeanteil nicht kopieren, man hat zwar einiges entschlüsselt, aber herstellen kann mans nicht.

Und da wir den Forschenden auch nicht genug Geld geben außer im Millitär, wird das eh nix, die verprassen das Geld für irgendwelche dummen Traumata und Roboterexperimente. Wirkliches gesund leben geht eig auch gut ohne die ganze extra Medizin wenn man nicht direkt vorbelastet startet.


James169 
Beitragsersteller
 19.05.2025, 12:17

Starke Antwort, muss ich dir lassen. So habe ich das ganze noch nicht gesehen...

Das gesamte Leben in allen Formen hat sich durch die Evolution zu dem entwickelt was es ist. Schlechtes hat die Natur verworfen, Gutes erhalten.

Das zu stören oder massiv zu beeinflussen, ist schon mit Risiken behaftet.

Ob wir Grenzen ziehen sollten oder müssen, hängt von den Zielen ab.

Da der Mensch selbst Produkt der Umwelt ist, sind auch Ergebnisse seiner Handlungen als Evolution zu sehen. Es gibt keinen Richter und wenn, dann sind wir es selbst.

Wir können Dinge machen, die die Menschheit oder auch das ganze Leben zerstören, dann ist das so. Die Menschen können sich aber auch so manipulieren, dass sie tausend Jahre alt werden können ...

Was wollen wir?

Genau daraus ergeben sich die Grenzen. Die sind heute so, morgen ganz anders.

Derzeit gibt es wohl Grenzen, die das 1:1 Kopieren eines Menschen verbieten. Wie aber mit einzelnen Körperteilen umgehen?

Ich denke, solange eine Selbstreproduktion nicht angestrebt wird ( hier meine ich nicht, die Weitergabe der Gene an seine Kinder), so lange ist keine Grenze überschritten.

„Wie weit können wir die menschliche Gesundheit mit Wissenschaft erweitern, ohne die natürlichen Körperprozesse zu gefährden?“ 

Die Frage enthält einen inneren Widerspruch. Per Definition dient eine Verbesserung der Gesundheit den natürlichen Körperprozessen - mit Ausnahme der Seneszenz, d.h. dem natürlichen Krankwerden mit dem Altern.

Eine Bekämpfung der Seneszenz kann sicherlich in einem Volk zu sozialen Problemen führen. Eventuell könnte eine verzögerte Seneszenz auch zu einer verzögerten Geschlechtsreife führen, d.h. dass der Mensch nicht mit 12-13 die Geschlechtsreife erlangt, sondern erst mit 16-18 - oder so ähnlich. Wie bereits geschrieben, ich kann da keine Gefahr für das Individuum sehen, aber sehr wohl für die Gesellschaft.