Was würdet ihr mir raten?
Mein Lehrer und ich haben eine recht gute Bindung, wir verstehen uns wirklich gut. Er schrieb mir vorhin folgendes:
Hallo …, ich denke du bist auf jedenfall in der Lage dazu, dass du dich im zweiten Halbjahr bessern kannst. Ich weiß natürlich nicht, was in deinem Leben so abgeht momentan, dass du zumindest in Bio relativ selten da warst, ich hoffe nur dass du für dich die richtigen nächsten Schritte setzt. Für mich fühlte es sich damals so an, als wäre das Abitur der einzige Weg, um im Leben etwas zu erreichen. Aber ganz ehrlich – das ist nicht immer so. Es gibt so viele verschiedene Möglichkeiten, seine Zukunft zu gestalten, und jede davon kann zu etwas richtig tollem führen. Ich habe z.b unteranderem eine Ausbildung zum Koch gemacht.
Manchmal liegt der Erfolg nicht darin, den gleichen Weg wie alle anderen zu gehen, sondern den Weg zu finden, der wirklich zu einem selbst passt. Es gibt unzählige Berufe, die unglaublich spannend sind, und Menschen, die in ihrem Bereich erfolgreich sind, weil sie mit Herz und Leidenschaft dabei sind.
Was am Ende zählt, ist nicht, welchen Abschluss du hast, sondern was du daraus machst und wie sehr du dich für das begeisterst, was du tust.
Ich glaube fest daran, dass du deinen eigenen Weg finden wirst – egal, wie der aussieht. Viele Grüße und ein schönes Wochenende noch…
Meine Antwort:
Danke für Ihre motivierenden Worte, ich nehme mir ihre Worte wirklich zu Herzen. Ich bin mir noch nicht sicher ob der bisherige Weg wirklich der richtige für mich ist, aber ich denke, dass sich das jetzt im zweiten Halbjahr für mich persönlich noch einmal herausstellen wird. Ich finde, Sie haben vollkommen recht, manchmal ist es wichtiger, den Weg zu finden der für einen am besten passt, und nicht etwas zu machen was einem nicht liegt, nur weil es das „Richtige“ ist . Natürlich wird es schwer sein, das Ganze jetzt zu drehen, aber ich möchte es auf jeden Fall versuchen und auch wenn es mir gelingt, ist es möglich, dass ich doch feststellen werde - Das möchte ich nicht. Auch wenn ich ebenfalls der Meinung bin, dass ich es auf jeden Fall schaffen könnte, muss doch ein gewisser Wille da sein. Einstein z.B betonte oft dass Lernen aus Interesse heraus viel effektiver und erfüllender ist als durch Zwang oder Druck.. Das Fachabitur war für mich eine Option da ich mir nicht so wirklich bewusst war, wie ich in meinem Leben weitermachen soll. Ich möchte nicht das System kritisieren, aber mir war einfach nicht genügend Zeit, zu überlegen, was ich denn überhaupt im Leben möchte, das geht denke ich mal aber nicht nur mir so in dem Alter. Man hat sein ganzes Leben vor sich, und muss nun entscheiden, wo man hin will, was mir einfach ziemlich schwer fällt. Am Beginn war ich sehr enttäuscht von meiner Auswahl, da mir die Richtung Gesundheit wohl besser gelegen hätte, Fehler sind da um draus zu lernen. Ich glaube einfach, dass ich in der Hinsicht noch keine wirklich persönlichen Vorstellungen hatte, was nun etwas anders ist.
Ich wünsche ihnen ebenfalls ein schönes Wochenende!
Erst einmal finde ich es bemerkenswert dass mein Lehrer sich um mich Sorgen macht und mir eine solche motivierende und unterstützende Nachricht schickt. Meine Frage, sollte ich das Abi weiterführen oder nicht? Ich mache es in einer bestimmen Fachrichtung, in der ich dann vermutlich später arbeiten muss, damit dieses Abi sich auszahlt. Wie ihr vielleicht rauslesen könnt, sagt es mir 0,0 zu und es macht mir keinen Spaß. Ich lebe nicht um einen Job auszuführen welcher mir Geld bringt sondern einen welcher mir Spaß macht und mir Geld bringt. Was würdet ihr mir raten?
2 Antworten
Hey,
ich habe mir gerade deine kürzlich gestellten Fragen durchgelesen und wollte dir meinen Rat anbieten. Ob du ihm folgst, ist natürlich deine Entscheidung. (Der folgende Text ist ziemlich lang, also nimm dir einen geeigneten Zeitpunkt, um ihn zu lesen.)
So wie ich es verstanden habe, warst du erstmal auf einer Hauptschule (?) und bist dann auf eine Fachschule gewechselt, die dir aber nicht zusagt. Dir liegt die Fachrichtung nicht so und deswegen hast du keine Motivation, weiterzumachen, was vollkommen verständlich ist.
Erstmal wollte ich dazu sagen, dass es einen Unterschied zwischen Fachhochschulreife und fachgebundener Hochschulreife gibt. Mit ersterem stünden dir alle Studiengänge an Fachhochschulen offen, dass heißt, du müsstest nicht unbedingt in der selben Fachrichtung bleiben. Gegebenenfalls könntest du dir überlegen, einen solchen Abschluss anzustreben.
Jetzt ist dein Plan, zur Bundeswehr zu gehen, wovon ich dir aber dringend abraten möchte. Es ist wie gesagt eine individuelle Entscheidung, aber dennoch würde ich gerne ein paar grundlegende Probleme nennen. Das aktuell wieder mehr in die Bundeswehr investiert wird, sollte sehr beunruhigend sein.
Zahlreiche Kriege und Auseinandersetzungen in der Vergangenheit haben gezeigt, dass dabei nicht nur die "Gegner", sondern auch das eigene Land um Schaden kommen. Allein schon die Ausrüstung kostet Unmengen an Ressourcen und Geld, was der Wirtschaft und Gesellschaft enorm schadet. Der Klimawandel wird dabei völlig außen weg gelassen, die Ressourcenknappheit steht hinten an bei dem Prügeldrang, genauso wie die Inflation.
Stattdessen sollte man Energie und Zeit in die sehr dringenden und realen Probleme im eigenen Land investieren. In der heutigen Gesellschaft fehlt einfach das Wertebewusstsein. Wie erklärt man es sich sonst, dass es vermehrt Obdachlose und Arbeitslose gibt, und gleichzeitig einen riesigen Fachkräftemangel in fast jeder Branche? Die meisten Studiengänge bilden einen nicht mal mehr vernünftig aus. Die Unzufriedenheit in der Bevölkerung wächst, was einen ganz klaren Grund hat. Es wird Zeit, sich endlich um die wichtigen Dinge zu kümmern und sich für Werte wie Frieden, angemessene Bildung und kritisches Denken einzusetzen.
Aber es geht einigen Machthabern eben nur um die Sicherstellung ihrer eigenen Macht. Militarisierung ist nichts Gutes. Verzweifelte junge Menschen (sorry, no front, bin auch verzweifelt haha) werden manipuliert, zu glauben, dass die Bundeswehr heutzutage noch eine Option darstellt, dass sie damit etwas Gutes und Ehrwnwertes für das Land tun können. Klar, es ist komplett eine Welt für sich, man wird ein "harter Mann", es bilden sich starke Freundschaften und ein Gefühl der Relevanz.
Aber wenn du ein Soldat wirst, dann begibst du dich in die Hände des Staates. Es mag für dich wie ein cooles Camp zu erscheinen, wo du dich entfalten kannst. Und vielleicht ist es das auch. Aber du musst bedenken, was du da gerade tust. Selbst wenn du nur als Militärarzt oder Mechantroniker dort einspringst, du unterstützt automatisch das aktive Töten von Menschen. Möchtest du das? Würdest du so weit gehen? Der Name "Wehr" ist nichtmal richtig, denn sobald du zur Waffe greifst und abschießt, hast du geschossen.
Das sind nicht deine Pläne, die du in der Bundeswehr ausführst, sondern die von kranken Menschen die irgendwie eine Führungsrolle bekommen haben und die eigentlich selber Hilfe in ihrem Leben brauchen. Die ganze Brüderlichkeit ist nur dazu da, damit Leute überhaupt noch zur Wehr kommen. Das kannst du auch in jedem Sportteam, einer Band oder so finden, wenn du den Bedarf danach spürst.
Du musst ehrlich darüber nachdenken: Was willst du eigentlich in deinem Leben tun? Du kannst auch bei deinen Hobbys gucken: Was macht dir Spaß? Was ist dir in deinem Leben wichtig? Als Schüler kann die ehrlichste Antwort aus deinem Innersten nicht das Ermorden von Menschen und das Befolgen/Erteilen kopfloser Befehle sein. Du musst auch unterscheiden zwischen deinem Bedürfnis nach Zugehörigkeit und dem, was du wirklich willst. Stell dir einfach mal vor, du wärst allgemein glücklich und optimistisch eingestellt, hättest gute, unterstützende Freunde und die Möglichkeit, alles zu tun, was du willst.
Du hast glaube ich mal erwähnt, dass du überlegt hattest, in den Bereich Gesundheit zu gehen (?) Und als Feldwebel nimmt man ja eine führende, auch lehrende Rolle ein. Du könntest doch zum Beispiel mal überlegen, ob du nicht zum Beispiel Fitness-Coach oder so etwas wie ein Teamleiter in einem Unternehmen werden willst. Oder du könntest auch erstmal überlegen, was für eine Ausbildung sonst für dich infrage käme. Ein paar interessante könnten die zum Notfallsänitäter, Sport- & Fitnesskaufmann oder Sozialmanagement sein. Bei Fachhochschulen könnte man auch in den Bereichen Notfall- und Rettungsmanagement, Public Management oder Sport- und Gesundheitsmanagement gucken.
Ich verstehe, dass du gerade in einer schwierigen Lage steckst. Ich selbst bin 18 und habe letztes Jahr mein Abitur abgeschlossen. Ich habe tatsächlich auch selber Schwierigkeiten damit, jetzt einen Weg zu finden. Aber ich gucke mich einfach noch ein bisschen um, schnuppere gerade in verschiedene Vorlesungen/Kurse rein und nehme mir Zeit, darüber nachzudenken, was für mich stimmiger ist. Es ist echt nicht so leicht, aber ich finde, ich konnte in dieser Zeit schon vieles aussortieren, was ich nicht machen will. Und langsam nähert man sich dann dem an, was einem im Moment am Besten erscheint. Bedenke, dass auch viele noch ein Zweitstudium absolvieren! Nichts ist in Stein gemeißelt, nur weil du es beginnst.
Deine Wahl kann eigentlich ganz banal auch Video Game Development oder so sein, wenn dir das Spaß macht. Aber bitte geh nicht zur Bundeswehr. Da ist sogar die Polizei noch besser (wenn man als Polizist auf die Menschenwürde achtet).
Ich schwinge hier ganz schön lange Reden, aber ich hoffe, du kannst auch für dich etwas dabei mitnehmen. Viele Grüße.
Hey, danke, dass du dir so viel Zeit genommen hast, um mir deine Gedanken mitzuteilen. Ich finde es cool, dass du dir wirklich Mühle gegeben hast. Zu deiner ersten Vermutung: Ich war nie auf einer Hauptschule, aber ja, die Fachrichtung, die ich gerade mache, ist nicht wirklich mein Ding. Ich hab einfach gemerkt, dass es mir schwerfällt, mich dafür zu motivieren, weil es mich nicht interessiert. Deswegen denke ich auch über Alternativen nach. Zum Thema Bundeswehr: Ich verstehe deine Argumente und weiß, dass das ein umstrittenes Thema ist. Mir geht es bei der Überlegung aber nicht darum, einen auf harten Männer zu spielen , sondern eher um Struktur, Disziplin und eine klare Perspektive. Klar, es gibt auch andere Wege, das zu bekommen, aber das Militär ist eben eine Option, die mir bisher durch den Kopf gegangen ist. Deine Bedenken, dass man sich dort in ein System begibt, das letztendlich von anderen gesteuert wird, sind definitiv nachvollziehbar. Fitness-Coach oder irgendwas im Gesundheitsbereich wäre tatsächlich eine Richtung, die mir gefallen könnte, weil ich ja selbst viel mit Training und Ernährung mache. Vielleicht sollte ich mir das wirklich mal genauer anschauen. Auf jeden Fall cool, dass du auch gerade deinen Weg suchst und verschiedene Sachen ausprobierst. Ich glaube, das ist das Wichtigste, dass man nicht einfach blind irgendwas macht, sondern sich bewusst Zeit nimmt, um herauszufinden, was einen wirklich interessiert.
Ich nehme das auf jeden Fall mit. Danke
Mach dein allgemeines Abitur. Dann kannst du alles studieren, was du möchtest. Oder mach eine Ausbildung. Ist völlig egal, man kann sich später immer umentscheiden. Man kann Abi nachholen. Man kann jederzeit umschulen. Man kann jederzeit eine neue Ausbildung machen. Wie kommst du auf die Idee du müsstest in dem Beruf arbeiten, dessen Fachrichtung deine Schule hat?