Was denkt ihr über das Deutsche Schulsystem, soll es geändert werden?

10 Antworten

Es interessiert ja nicht, was Schüler/innen als nötig oder unnötig empfinden, zum Beispiel ist Prozentrechnen schon sehr wichtig...

Ja sollte es, lang überfällig

Es fehlen va Fächer die einen wirklich vorbereiten aufs Leben

Ich wusste nach der Schule ganz tolle biomische Formeln die keine Sau jucken, aber nicht mal was ich überhaupt werden will, wie man einen Antrag ausfüllt etc etc

Das ganze praktische fehlt komplett


Martha102 
Beitragsersteller
 03.12.2024, 15:18

👍

ruza2808  03.12.2024, 12:42

Richtig 👍😎

Es ist eine elende Fortschreibung von Traditionen aus dem Beginn des vorherigen Jahrhunderts. Schule ist unendlich geprägt von Macht und Hierachie, Unterordnung und Bestrafungen. Meist gibt es von Bundesland zu Bundesland verschieden etwas kosmetische Pseudodemokratie. Und Schule bereitet nicht auf das Leben vor, Gymnasien oft nicht mal auf eigenständiges Lernen, wie es an der Universität erforderlich ist.

Mit dem Bildungssystem in D läuft sehr viel falsch. Es macht Schüler psychisch krank, fördert falsche Verhaltensweisen und die entstehenden Aggressionen werden an schwächeren Schülern abgearbeitet. Aber wie unsinnig das alles ist, merkt man sehr stark wenn man sich die Frühberentungen der Lehrer aus psychischen Gründen anschaut. Das ganze System ist krank und macht Menschen kaputt.

Unglücklicherweise war ich Schüler einer staatlcihen "Modellschule", habe selbst erlebt, dass Schule auch ganz anders funktionieren kann. Ab der 7. Klasse hatte ich einen Haustürschlüssel (den gleichen wie die Lehrer), konnte mit dem Schlafsack in der Schule übernachten und habe einiges an Freizeitaktivitäten mit Lehrern verbracht. Das übliche Gegeneinander zwischen Schülern und Lehrern war weitgehend aufgehoben. Die ganze Schule war "verrückt", weil es z.B. teilweise keine Wände gab. Unterricht verschiedener Klassen fand auf einer freien Fläche statt und ab dem 1. Tag war klar, es gibt nur einen Unterricht wenn Schüler und Lehrer aller Klassen das auch wollen. Alle waren jederzeit in der Lage Unterricht für mehrere Klassen unmöglich zu machen. Da half auch keine "Autorität" eines Lehrers sondern nur Motivation und aufbauen gemeinsamer Ziele. Die Schüler hatten einen Luftschutzbunker als Rückzugsort, dort konnte laute Musik gemacht werden und die Wände schluckten alles. Lehrer durften den Raum nur im Notfall betreten. Lehrer hatten einen Ruheraum, wo Schüler nicht rein durften. Aber das Lehrerzimmer z.B. war immer frei für Schüler zugänglich.

Natürlich kann man Dinge auch kritisch betrachten. Im Jahrgang vor mir hat ein Schüler eine Lehrerin geschwängert und nach dem Abi geheiratet, in meinem Jahrgang war eine Klassenkameradin von einem Sportlehrer schwanger. Meinen ersten Joint habe ich in der Wohnung eines Lehrers von diesem bekommen. Aber nach der Schulzeit habe ich teilweise bis zu deren Tod sehr gute Freundschaften mit einigen meiner Lehrer gepflegt. mit einem meiner Leistungskurslehrer bin ich vielfach gemeinsam in den Urlaub gefahren, auch als ich dann eigene Familie hatte. Er war Kinderlos, unverpartnert und seine sexuelle Orientierung blieb mir immer unklar - sexuelle Aktivitäten gab es nicht (für mich erkennbar).

Später kamen neue Schüler dazu, von "normalen" Schulen, die dort schlecht Noten hatten und bei uns dann gut mitkamen oder sogar sehr gut wurden. Für die Normalen Schulen der Beweis, dass bei uns die Schüler gute Noten geschenkt bekommen. Der erste Jahrgang mit Zentralabitur war unter den 100 besten in dem großen Bundesland, ich war im 2. Jahrgang und wir waren unter den 10 besten Schulen im Land und die mit Abstand beste Schule im Landkreis. gut 1/3 meiner Mitabiturienten hatten einen Durchschnitt von 1,x , 2x Bestnote 0,66 (1plus)

Schule kann ganz anders funktionieren. Aber so lange Lehrer von Lehrern ausgebildet werden und beide (Professoren und Studenten) im gleichen System sozialisiert sind und sich dann für diesen Berufsweg entschieden haben, wird es keine wirklichen Änderungen geben sondern nur Fortschreibungen eines weiter so - so wie es auch vor 100 Jahren war, nur etwas weichgespült, suptiler in den Bestrafungen aber auch mit weniger Klarheit und Verläßlichkeit.

Der Modellschulcharakter wurde 1 Jahr nachdem ich die Schule verlassen habe beendet, alles wurde zu einer "Normalen" Schule umgewandelt und der Rektor, der alles aufgebaut und geleitet hatte hat sich aus Protest in den vorzeitigen Ruhestand versetzen lassen. Obwohl es eigentlich total erfolgreich war darf in diesem System nicht sein was nicht ins System passt.

Ja, Fächer wie Sport, oder Religion/Ethik sind unnötig und sollten Privatsache sein. Stattdessen sollte die gesparte Zeit genutzt werden, um auf schwächere Schüler gezielter einzugehen, wie das in Norwegen oder Schweden gemacht wird.
Kunst ist sicher auch unnötig. Ist vielleicht ganz nett, brauchen aber die wenigsten, könnte man z.B. als Wahlpflicht machen. Ein toller Künstler zu sein bringt einen nur weiter, wenn man beruflich damit zu tun hat.
Die Welt und das nötige Wissen dazu wird immer komplexer, da sollte unnötiges raus.
Politik sollte auch eingeschränkt werden. Ich denke, es reicht, wenn man lernt, wie unser System funktioniert. Den Schülern zu vermitteln, dass Rechte oder Linke "böse" sind, ist sicher falsch.

Ungeachtet der Frage welche Fächer mit welchem Inhalt gelehrt werden, wäre eine gute Ausstattung und gute Lehrer gut, aber auch mal wieder Schüler, die etwas lernen wollen, und sich benehmen können