Partnerschaft mit unterschiedlichen finanziellen Verhältnissen: Faire Aufteilung der Lebenshaltungskosten?
Mich würde interessieren, was Ihr für eine faire Aufteilung der Lebenshaltungskosten bei stark unterschiedlichem Vermögen erachtet:
Das Vermögen meines Partners beträgt ungefähr das zehnfache, als mein Vermögen. Seit wir zusammenleben, zahlen wir unsere gemeinsamen Ausgaben (Miete, Essen, Ferien, Möbel etc) anteilmässig nach unserem Arbeitslohn. Bsp Person A verdient 4000 Euro, Person B 6000 Euro, dann zahlt Person A 40% und Person B 60%. Dadurch habe ich zuletzt mehr bezahlt als mein Partner.
Wir sind nicht verheiratet, haben aber vor kurzem ein gemeinsames Kind bekommen. Mein Partner arbeitet inzwischen nicht mehr und lebt von seinem Vermögen. Ich werde nach dem Mutterschaftsurlaub Teilzeit arbeiten. Ob/ wann mein Partner wieder arbeiten wird, hängt von der Entwicklung seines Vermögens ab.
Jetzt wo wir eine Familie sind stellt sich die Frage, wie wir die Lebenshaltungskosten solidarisch aufteilen? Ich möchte nicht vom Vermögen meines Partners profitieren und werde weiterhin arbeiten, nicht zuletzt um im Fall einer Trennung für mich und unser Kind Sorgen zu können. Dennoch sehe ich aber gewisse Risiken:
1) Fehlende Rücklagenbildung: Wenn wir klassisch verheiratet und beide erwerbstätig wären, würden wir Rücklagen als Sicherheit im Alter bilden. Mein Partner hat jedoch keine Notwendigkeit/Anreiz mehr dafür und es gibt auch keinen «gemeinsamen Topf» in den wir ansparen.
2) Lebensstil. Obwohl mein Partner sehr bescheiden lebt, plädiert er bei gemeinsamen Ausgaben bsp. Reisen, eher dafür mehr auszugeben, während ich eher für die sparsamere Variante wäre. idR läuft es dann auf einen Kompromiss heraus.
Ein erster Gedanke war, dass wir die Lebenshaltungskosten proportional gemäss dem Verhältnis unseres Vermögens aufteilen. Was vom Einkommen nach Ausgaben übrig bleibt würde dann in das eigene Vermögen einfliessen. Am Anfang wäre das Verhältnis noch 90% zu 10%, würde jedoch laufend nach Entwicklung des (sehr volatilen) Vermögens angepasst werden. Wenn die Kryptoblase platzt/ein Börsencrash kommt, würde ich plötzlich den grösseren Anteil bezahlen.
Nachdem wir das obige Modell durchgerechnet haben, haben wir festgestellt, dass
A) sich unser Vermögen, wenn wir ca 65/70 Jahre alt sind angleichen würde.
B) Das Vermögen meines Partners für ein bescheidenes Junggesellendasein, jedoch nicht für Leben mit Kind reichen und er wahrscheinlich eines Tages wieder arbeiten gehen muss.
Während meinem Partner die proportionale Aufteilung vorher theoretisch fair erschien, fühlt es sich nun im konkreten Fall für ihn nicht ok an.
Was würdet Ihr in unserer Situation als fair erachten? Fallen Euch dazu vielleicht noch Aspekte/Fallstricke ein, die wir noch nicht berücksichtigt haben? Ich weiss, das sind wirklich Luxusprobleme und viele Leute hier müssen sich mit ganz anderen finanziellen Sorgen auseinandersetzen. Trotzdem/umso mehr bin ich für eure Meinung und Inputs dankbar!
8 Antworten
Ihr habt ein Kind. Ist das nicht langsam der punkt, wo man nicht mehr von "dein Geld" und "mein Geld" spricht sondern von "unserem Geld" und nur noch absprecht, wie groß die jeweiligen finanziellen Rahmen für Hobby und Freizeit und sowas sind? Bei uns kam das mit der Hochzeit und das ist eine wesentlich schwächere Bindung als ein Kind. Ihr seid für die nächsten 20 Jahre aneinander gebunden, selbst dann noch, wenn ihr euch trennt.
Das Vermögen meines Partners für ein bescheidenes Junggesellendasein, jedoch nicht für Leben mit Kind reichen und er wahrscheinlich eines Tages wieder arbeiten gehen muss.
Nach 10-15 Jahren wieder Arbeit zu finden ist relativ schwer. In vielen Branchen ist man einfach raus. Erfahrung fehlt, Entwicklung und Wissen der letzten Jahre fehlen. Besser wäre, durchgehend in teilzeit zu arbeiten. Und was passiert eigentlich, wenn ihm das Geld mit über 70 Jahren ausgeht? Pech gehabt?
Und wenn ihm voraussichtlich das Geld ausgehen wird, warum sieht er keinen Nutzen darin, für die Rente vorzusorgen? Aus Vermögen erwächst kein Rentenanspruch. Und er will eine ganze Weile nicht arbeiten. Der könnte im Alter schlicht auf Sozialhilfe angewiesen sein, wenn er nicht vorsorgt.
Das ganze erscheint mir nicht durchdacht. Mein dringender Rat wäre, erstmal irgendwie einen konsistenteren Plan für seine finanzielle Zukunft zu machen. Das ist gefühlt mehr so "ich mach mal irgendwie". Spätestens in der Rente ist das auch dein Problem, denn dein Einkommen wird im Zweifel wahrscheinlich auf seine Grundsicherung angerechnet. Ihr lebt dann beide am Existenzminimum.
Bei uns wird nichts "solidarisch" oder "proportional" aufgeteilt, alles kommt in einen Topf und daraus wird genommen, was benötigt wird, weil, es ist nicht Deins und meins, sondern unseres.
Dass er 90% der Lebenshaltungskosten zahlt und du nur 10%, scheint mir unrealistisch. Das wird auf die Dauer zu (verständlicher) Frustration bei ihm führen, weil er dich dann quasi "durchfüttert".
Wenn ihr schon das Vermögen in die Rechnung miteinbeziehen wollt, dann nehmt lieber den jährlichen Ertrag als Berechnungsgrundlage (also Zinsen, Dividenden, Mieteinnahmen etc. - je nachdem in welcher Form das Geld angelegt ist). Aber letztendlich gibt es halt keine mathematisch unanfechtbare Lösung für ein Problem, in das auch Emotionen und euer jeweiliges subjektives Gerechtigkeitsempfinden mitreinspielen. Redet lieber miteinander und findet eine Lösung, die sich für euch beide wirklich gut anfühlt!
Wenn ihr schon das Vermögen in die Rechnung miteinbeziehen wollt, dann nehmt lieber den jährlichen Ertrag als Berechnungsgrundlage (also Zinsen, Dividenden, Mieteinnahmen etc. - je nachdem in welcher Form das Geld angelegt ist)
Auch das fände ich einen guten Ansatz.
Dass er 90% der Lebenshaltungskosten zahlt und du nur 10%, scheint mir unrealistisch. Das wird auf die Dauer zu (verständlicher) Frustration bei ihm führen, weil er dich dann quasi "durchfüttert".
Ja es ist sehr schwierig, Ich kann auch diese Sichtweise auch nachvollziehen. Wenn wir nun aber z.B. Vermögens oder Lohnsteuer in einem Sozialstaat betrachten, so ist es so, dass dort jeder einen gleichen Prozentsatz bezahlt. (Je nach Situation kommt sogar ein progressiver Steuersatz zu tragen, aber das lass ich nun mal aussen vor) . Dieses Prinzip der Solidarität berücksichtigt die finanziellen Möglichkeiten von jedem. Und dann ist die Frage, ob man in einer Familie nicht wenigstens das gleiche Mass an Solidarität anwenden sollte? Wenn wir sagen, wir zahlen beide quasi den gleichen Prozentsatz unseres Vermögens jährlich für Haushaltskosten, dann käme dabei dieses 90:10 Verhältnis zustande.
Mal angenommen wir würden die Kosten dagegen fifty-fifty aufteilen. Wenn ich das Einkommen dem Vermögen zurechne, dann würde er z.B. 2% seines Vermögens und ich 20% meines Vermögens sozusagen als "Haushaltssteuer" bezahlen. Das obwohl wir bereits sehr ungleiche finanzielle Verhältnisse hätten. Das heisst wir hätten quasi einen "anti-progressiven" Steuersatz. Das fühlt sich für mich auch nicht richtig an.
Wir werden sicherlich noch etwas nach der Lösung suchen müssen.
Wir sind nicht nur bezüglich der Summe, sondern auch im Bezug auf Risikoverhalten sehr konträr aufgestellt. Mein Partner hat bei seinem Vermögen alles auf eine bzw. zwei Karten gesetzt. Meine Anlagen sind diversifizierter. In seinem Beruf ist es nicht so einfach einen Job zu finden, der Job kann eher durch KI-basierte Technologien ersetzt werden und ist abhängig von der wirtschaftlichen Lage, während ich einen Beruf habe, der sehr gesucht und krisensicher ist. Wenn sich das Blatt nun wendet, was wie wir gerade sehen schnell der Fall sein kann, dann liegt es natürlich an mir die Familie zu tragen. Ich würde es in diesem Fall dann aber nicht als "durchfüttern" sehen. Sondern denke, dass wir zusammen durch unsere konträre "Strategien" für verschiedene Szenarien ergänzen und gegenseitig absichern könnten.
1. Wie wäre es mit weiterem Vermögensaufbau oder einer Selbstständigkeit insbesondere für deinen Partner?
2. Rechnen und überlegen ist ja ganz gut - aber am Ende kommt es eh immer anders als geplant! Intuitives Handeln und mittelfristigereres Denken würde euch sicher ganz gut tun :)
3. "Fair" ist eine Bewertung des Verstandes und daher nicht wirklich sinnvoll
4. Es geht nicht ums Geld. Sondern darum, wer was braucht. Du brauchst Sicherheit, indem du dein Vermögen erweitern kannst. Dein Partner braucht eine Aufgabe, die ihn erfüllt (nach einer Zeit lang "Chillen" auf jeden Fall!).
Das klingt wie ein Geschäftsmodell und nicht wie eine Liebesbeziehung.
Eine Person zu lieben, bedeutet für mich, auch alles mit ihr zu teilen. So war es in meiner ersten 10-jährigen Beziehung und so ist es in meiner jetzigen 8-jährigen Beziehung auch.
Mein Tipp - nehmt das ganze mal etwas lockerer.