Was haltet ihr von Kommunismus in Deutschland oder generell von Kommunismus?
Denkt ihr er würde bei uns funktionieren? Und wenn ja oder nein, warum?
10 Antworten
Wenn er mit Demokratie und Rechtsstaatlichkeit verbunden werden koennte dann schon - ich waere ohne das Konzept Geld gluecklicher. Aber das ist natuerlich nicht realistisch.
Kommunismus ist toll. In der Theorie.
Und nein, er wird nicht funktionieren. Das wird er zu unseren Lebzeiten nicht.
Ich zitiere mal einen Herren namens Vodkuss.
"Karl Marx hat vergessen, mehr als andere zu besitzen ist einfach toll"
Damit möchte ich nicht sagen das der Besitz einen Menschen besser oder schlechter macht, jedoch mag ich das Gefühl wenn ich mir etwas erarbeitet habe und mit Geld gekauft habe. Ich besitze etwas was jemand anderes nicht hat. Und der andere hat etwas was ich nicht habe. Ich denke in der Natur des Menschen ist es normal untereinander ehrgeizig bzw. Zielstrebend zu handeln. Ob im überlebenskampf oder heute mehr zum Vergnügen mit Besitz.
Ich habe kein Problem mit Menschen die das nicht so sehen. Jeder sollte da seine eigene Meinung bilden. Jedoch finde ich den Kommunismus katastrophal. Man hatte es so oft probiert doch nie gelang es auf Dauer zu halten.
Und wenn mir gleich ein Anhänger von den kommi Affen einen Kommentar schreibt "aber es wurde nie richtig ausgeführt" wird dieser effizient ignoriert. Ich bin immer offen für konstruktive Kritik bzw andere Meinungen, solange eine Begründung mit Sinn dahinter steckt.
Ein nationaler Kommunismus wird scheitern. Der Kommunismus ist eine globale Idee. Innerhalb einer kapitalistischen Hochburg kann der Kommunismus aber nicht bestehen bleiben.
Der Kommunismus funktioniert ohnehin nicht, weil die Mehrheitsgesellschaft kommunistisch denken müsste und obendrein gewillt sein müsste, Arbeit ohne den Selbstnutzen zu leisten.
Der Kommunismus stellt den Idealtyp Mensch vor, der sich von egoistischen Zwängen befreit hat - und das ist ein Realitätsbruch. Das funktioniert nicht.
Ebenso wird sich eine Diktatur des Proletariats wahrscheinlich immer wieder zu einer autoritären Autokratie entwickeln, in der erneut wenige ihren Anspruch auf Macht verteidigen und das Klassenbewusstsein völlig über den Haufen werfen für den eigenen Profit. Ich glaube nicht, dass das Proletariat in der Lage wäre, für alle gleichsam Reformen durchzusetzen. Es wird immer wieder wenige geben, die sich in der Masse durchsetzen und dann Entscheidungen für sich selbst treffen und nicht für sich und alle anderen.
- Im Kommunismus hängt Arbeit nicht von Belohnungen ab. Im Kapitalismus verkaufen wir unsere Arbeitskraft an den Privateigentümer und arbeiten in erster Linie, um leben zu können. Wir arbeiten FÜR andere und um selbst um die Runden zu kommen. Im Kommunismus hingegen arbeiten wir für die Gesellschaft. Wir tragen aus freien Stücken etwas zur Gesellschaft bei. Und das nicht, weil wir im Gegenzug ein dickes Gehalt haben wollen, sondern weil wir aus freien Stücken arbeiten um die Gemeinschaft zu stärken und um uns selbst auch etwas gutes zu tun. Verstehe mich nicht falsch, das geht im Kapitalismus auch. Doch steht dort immer erstmal der Profit und das Kapital an erster Stelle.
- Der Mensch hat schon immer versucht das beste für sich selbst herauszuholen - nicht zwingend etwas für die gesamte Gesellschaft. Schon zur Zeit der Jäger und Sammler entwickelten sich recht schnell Hierarchien. Und auch in diesen Hierarchien nutzten immer wieder einzelne Menschen ihre Kraft und Macht aus, um sich in einer Gruppe zum Anführer zu machen. So entstand recht schnell auch später in der Geschichte der Führerkult. Es gab immer kleine Gruppen, die die Vorherrschaft an sich rissen um über andere hinweg zu entscheiden. Die Geschichte der Menschen ist von Machtübernahmen und Selbstnutz geprägt. Menschen beanspruchen Positionen und Dinge für sich, weil sie sich für gleicher als andere halten und meinen, dass sie es mehr verdient haben als andere. Seit es die Menschen gibt, gab es immer wieder Führer verschiedener Gesellschaften und Stämme. Ich bezweifle, dass dieses System über Jahrhunderte hinweg rein unnatürlich entstand. Sonst wären all die Revolutionen irgendwann geglückt.
1. Im Kommunismus geht es nicht, wie es immer dargestellt wird und merkwürdigerweise auch von vielen Linken noch angenommen wird (ein Blick in die „Kritik des Gothaer Programms“ von Karl Marx würde reichen), darum, dass die Gesellschaft über dem Eigeninteresse steht. Das stimmt nicht. Vielmehr geht es darum, dass - im Gegensatz zum Kapitalismus - das Eigeninteresse nicht mehr im Gegensatz zu allen anderen Eigeninteressen, sprich dem Gemeininteresse, steht.
Während im Kapitalismus ein absoluter Gegensatz in sämtlichen gesellschaftlichen Bereichen herrscht, geht es im Kommunismus darum, dass diese Gegensätze aufgehoben und überwunden werden - allein schon durch die Aufhebung des Privateigentums.
Ein Beispiel: Der Gegensatz beginnt bereits beim einfachen Warentausch. Person A will im Bäcker das Brötchen von Person B kaufen. Person A *muss* eine Geldsumme geben, würde aber am liebsten keine abgeben (nicht weil sie das "will", sondern weil sie das wollen muss, da vom Geld alles abhängt hier), Person B *muss* eine Geldsumme bekommen, am liebsten so viel wie möglich - und am liebsten, ohne irgendwas dafür zu verrichten (denn das beide etwas geben müssen liegt am Vertragsrecht). Allein die Preisbildung stellt also schon einen massiven, gesellschaftlichen Gegensatz dar - zwischen Eigentümern und all jenen, die vom Eigentum (und den Früchten der Produktion) ausgeschlossen sind. Das zieht sich durch sämtliche gesellschaftliche Bereiche, bis hin zum Arbeitsmarkt, wo es dann schließlich sogar um die Existenz eines jeden geht.
In einer Gesellschaft, in der es um die Befriedigung von Bedürfnissen geht, wären diese Gegensätze aufgehoben. Die Menschen wären nicht mehr von den Früchten ihrer Produktion abgetrennt und würden produzieren, um selber ihre Bedürfnisse erfüllt zu bekommen. Das sie damit auch der Gesellschaft nützen erscheint für den Einzelnen nur als ein Nebenprodukt - eigentlich wie im Kapitalismus. Schließlich werden nämlich keine Waren oder Tauschwerte mehr produziert, weil der reguläre Tausch nicht mehr nötig ist, sondern ausschließlich Gebrauchswerte.
2. Das Problem ist, dass du von einer festen Natur des Menschen ausgeht. Ein Blick auf die Geschichte zeigt, dass der Mensch vielmehr immer von seinen gesellschaftlichen Verhältnissen abhängt und weniger eine bestimmte, festgelegte Natur besitzt.
So konnte der Mensch in der Urgesellschaft - vor der Sesshaftwerdung also - nicht egoistisch und gegensätzlich zu seinen Stammesmitgliedern handeln, weil von ihnen auch sein Überleben abhing. (Marx sprach deshalb bei der Urgesellschaft auch vom "Urkommunismus", weil auch dort - siehe 1. - das einzelne mit dem gemeinsamen Interesse zusammenfiel).
Es war auch nicht möglich, dass es Klassen gibt, die sich über andere erheben und selber keine Arbeit verrichten (wie nach der Sesshaftwerdung und bis heute), weil das ganze Kollektiv von der Arbeit jedes Mitglieds abhing. Erst nchdem der Mensch sesshaft wurde und das Privateigentum entstand kam es zur Herausbildung von Hierarchien und Klassen, zur Unterdrückung des Menschen durch den Menschen. Ab da an waren die gesellschaftlichen Bedingungen anderes, es konnte mehr produziert werden, als verbraucht wurde. So musste auch der Mensch in seinem Zwangskollektiv anders handeln.
Diese Entwicklung zieht sich über die Sklavenhaltergesellschaft und den Feudalismus bis heute. Der Fehlschluss besteht nun darin, von einer Gesellschaft, in der wir Menschen im Gegensatz stehen, wo wir gezwungen sind, uns gegenseitig zwecks der eigenen Bereicherung so gut es geht zu erpressen, wo der maximale Nutzen des Einen gleichzeitig den maximalen Schaden des Anderen bedeutet, auf irgendeine Natur des Menschen und Notwendigkeit von Hierarchie zu schließen.
Kurz: In einer kapitalistischen Gesellschaft, wo Privateigentum an den Produktionsmitteln das herrschende Recht ist, wo also auch all jene, die keine (Produktionsmittel) besitzen, erstmal von den Früchten ihrer Produktion (vermittelt durch das Geld) ausgeschlossen sind, kann natürlich nur Egoismus herrschen, MUSS es sogar. Und dieser Egoismus muss in Hierarchien enden. Es ist aber, wie bereits dargelegt, fehlerhaft zu denken, dass das "schon immer so war" und auch so sein muss. Ein Blick in die Geschichte hilft.
das Eigeninteresse nicht mehr im Gegensatz zu allen anderen Eigeninteressen, sprich dem Gemeininteresse, steht.
Das meine ich in gewisser Weise doch auch. Es geht darum, dass die Interessen gegeneinander nicht ausgespielt werden. Es muss im Eigeninteresse Aller sein, dass die Bedürfnisse der Gemeinschaft abgedeckt werden. Es muss eine grundsätzliche Überzeugung in der Gesellschaft geben, dass die Bedürfnisse des Einzelnen gleichzeitig die Bedürfnisse der anderen sind und daher für alle gleichermaßen erfüllt werden müssen.
Die Gesellschaft muss kollektiv davon überzeugt sein, dass für alle das gleiche Recht gilt. Und das bedeutet, dass Klassen und Hierarchien, die über die Existenz entscheiden, kollektiv von Grund auf abgelehnt werden. Indem das nämlich zum Eigeninteresse und damit zum kollektiven Interesse von allen wird.
So konnte der Mensch in der Urgesellschaft - vor der Sesshaftwerdung also - nicht egoistisch und gegensätzlich zu seinen Stammesmitgliedern handeln, weil von ihnen auch sein Überleben abhing.
Ja da hast Du recht, das stimmt.
Erst nchdem der Mensch sesshaft wurde und das Privateigentum entstand kam es zur Herausbildung von Hierarchien und Klassen, zur Unterdrückung des Menschen durch den Menschen. Ab da an waren die gesellschaftlichen Bedingungen anderes, es konnte mehr produziert werden, als verbraucht wurde. So musste auch der Mensch in seinem Zwangskollektiv anders handeln.
Ja da klingelt was.
Wobei man nun die Frage stellen müsste, ob die Verhältnisse vor der Sesshaftigkeit freiwillig oder eher ein Mittel zum Zweck waren. Der Kommunismus will ja nicht, dass kollektives Handeln nur existiert, damit die Gesellschaft ihr nacktes Überleben sichern kann.
Es stimmt aber natürlich, dass im Überlebenskampf vor der Entstehung des Privateigentums solche Zwänge in dem Sinne nicht existierten. Jedoch entstanden Zwänge, die den Stamm oder die Gruppe dazu zwangen, irgendwie zusammenzuarbeiten. Und das nicht aus Überzeugung, sondern weil es nötig war. Und auch in diesen Gruppen wüsste ich nicht, dass gleiches Recht für alle galt. Auch in diesen Gruppen gab es meines Wissens nach klare Hierarchien und Rollenverteilungen. Klar mussten alle das Überleben der anderen sichern, doch wäre ich überrascht, wenn damals Friede, Freude, Eierkuchen herrschte, man alles aus freien Stücken gesellschaftlich teilte und jedes Individuum der Arbeit nachgehen konnte, die sie am besten konnte. Ebenso glaube ich kaum, dass es in diesen Gruppen nicht doch Personen gab, die sich recht schnell Autorität verschafften und über Verteilungen und/oder Arbeitsteilung und dergleichen entschieden. Und das über andere hinweg.
Zur ersten Antwort:
Das Gemeininteresse muss nicht im Eigeninteresse aller sein, weil das Eigeninteresse mit dem Gemeininteresse zusammenfällt bzw diesem nicht widerspricht. Die Ablehnung von Klassen und Hierarchien ergibt sich schon logisch aus diesem Umstand: Warum sollte man jemanden zulassen, alle anderen zu unterwerfen (wovon dieser nämlich alle anderen erstmal zu überzeugen hat), wenn die Menschen (das ist dann natürlich die Grundvorraussetzung, die sich aber ergibt, wenn dieses System so funktioniert wie es zu funktionieren hat) von dieser Art Gesellschaftsform überzeugt sind?
Genauso wie heute die meisten, sofern sie ein normales oder gutes Leben führen, noch davon überzeugt sind, dass es keine andere Gesellschaftsform braucht. Es braucht deshalb nicht zwingend ein sehr groß verändertes Bewusstsein; das setzt sich in der Gesellschaft nämlich schon durch die gegebenen, ökonomischen Bedingungen genauso durch wie in allen anderen Gesellschaften.
2. Jede Gesellschaft unterliegt Zwängen, jede Gesellschaft ist im Prinzip schon ein Zwangskollektiv, dessen man nicht entkommen kann. Wie im Kapitalismus ohne Konkurrenz und Egoismus nichts geht, ginge im Kommunismus nichts ohne Zusammenarbeit. Die Existenz des Einzelnen hängt deshalb - ob es jetzt, wie damals, nur ums Überleben oder um mehr geht ist dabei eigentlich völlig gleichgültig - immer auch von der Gesellschaft ab, mit der er interagiert - in jeder Gesellschaft. Der einzige Unterschied besteht eigentlich nur darin, dass der Einzelne seine Gesellschaft wieder als etwas angenehmes empfindet, nicht wie im Kapitalismus als etwas störendes, negatives (siehe dazu Albert Einsteins Ausführungen in seinem Essay "Why socialism?").
Und es geht ja auch nicht um die vollständige Beseitigung jeglicher Hierarchien - allein schon, weil nicht jeder gerne eine führende Rolle einnimmt. Ich habe mit Hierarchien und Rollenverteilung eher staatliche, zentrale gemeint - und nicht jene, die die Menschen untereinander haben (ob jetzt in einer normalen Gruppe oder in einem Arbeiterrat zum Beispiel). Es sollte, wie Marx ebenfalls in seinen Texten über die Pariser Kommune richtig beschreibt, viel mehr um die Art gehen, wie mit diesen Hierarchien umgegangen wird; dazu zählt zum Beispiel ständige Wähl- & Abwählbarkeit.
Alles was Friedrich Merz schadet ist eine Bereicherung für unser Land...
1. Inwiefern findet im Kommunismus "Arbeit ohne Selbstnutz" statt?
2. Inwiefern unterliegt der Mensch (von Natur aus?) "egoistischen Zwängen"?