Kann es sein, dass Gott durch mich spricht, weil ich eins mit Gott bin?
14 Antworten
Ja – und genau das ist auch die eigentliche Einladung, die Jesus und viele Mystiker immer wieder aussprechen: „Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir.“ (Galater 2,20)
Gott „spricht“ nicht im Sinne von Worten oder Lauten allein – sondern Gott wirkt, wenn das Ego still wird und Raum macht für die Liebe, für das Sein selbst. Denn Gott ist Liebe (1 Joh 4,8). Und wenn du aus Liebe handelst, wenn du präsent bist, ehrlich bist, ohne Angst, ohne Ego-Maske, dann ist es tatsächlich nicht mehr „dein“ Tun im engen Sinn – sondern Ausdruck von etwas Größerem, das durch dich wirkt. Liebe ist das was übrig bleibt, wenn das Ego still wird - und das ist Gott, bzw. das Bewusstsein, bzw. der Ursprung von allem / die Quelle des Lebens die noch übrig ist und durch uns wirken kann - weil das Ego still wird.
Das bedeutet aber nicht, dass man dadurch „besser“ ist als andere. Es ist keine Leistung. Sondern es ist einfach das, was geschieht, wenn man das eigene Wollen, das Haben-Wollen, das Recht-haben-Wollen loslässt – und dem Raum gibt, was immer schon da war: Die Quelle, das Licht, die Liebe, Gott.
Man könnte auch sagen:
Je weniger Ego – desto mehr Gott. Je mehr Liebe – desto klarer der Ausdruck Gottes durch dein Leben.
Das heißt: Ja, Gott kann durch dich „sprechen“, durch dein Wesen, durch dein Sein, durch deine Art zu handeln, zu lieben, zuzuhören, zu vergeben, zu dienen. Nicht unbedingt durch viele Worte – manchmal gerade durch Stille, durch Gegenwärtigkeit, durch echtes Mitgefühl.
So verstehe ich auch Jesu Worte:
„Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch.“ (Joh 15,4)
Wenn das Herz offen bleibt, wenn du dich immer wieder in diese Liebe hineinstellst, dann wird dein Leben selbst zur Botschaft. Und alles, was du tust, wird zum Ausdruck dieser Liebe.
Nicht weil du es so machst – sondern weil du es geschehen lässt.
Das ist keine Magie. Es ist Hingabe.
Und ja: Dann spricht Gott durch dich. Weil Gott Liebe ist. Und Liebe will sich mitteilen.
Sehr gute und wichtige Frage. Und ich glaube, genau an dieser Stelle trennt sich oft ein rein moralisches oder „pflichtgetriebenes“ Christsein von dem, vom Tun um etwas zu erreichen von dem, was die Mystik und auch die tiefste Botschaft des Evangeliums eigentlich sagen will.
Du schreibst: „Ist es richtig, Gott zu gehorchen und das Ego loszulassen, weil man das wahre Glück sucht?“
Meine Antwort wäre: Ja – aber dieses „Glück“ ist kein Haben, kein Ziel, das man erreichen will. Es ist vielmehr der natürliche Zustand, wenn das Ego still wird. Denn die Nähe zu Gott ist selbst das, was uns erfüllt – nicht als „Belohnung“, sondern als Wesen unseres Seins.
Das NT selbst spricht genau davon:
„Selig die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen.“ (Mt 5,8)
Das ist kein Lohn für gutes Benehmen, sondern die logische Folge davon, dass Herz und Blick frei geworden sind – frei von dem, was zwischen mir und Gott steht: dem Ego.
Oder auch bei Paulus:
„Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.“ (2 Kor 3,17)
Freiheit nicht als Belohnung – sondern als Sein, wenn das Ego nicht mehr der Herr ist.
Wenn ich also frage: Warum möchte ich das Ego loslassen? – dann ist die ehrlichste Antwort: Weil es mich unfrei macht. Weil es mich trennt. Weil es mich aus der Gegenwart Gottes herauszieht.
Der Unterschied ist:
Nicht das „ich will etwas bekommen“ steht im Zentrum, sondern das tiefe Verstehen:
Ich bin dafür gemacht, in dieser Liebe zu leben. Und wenn ich das nicht tue, bin ich nicht in meinem wahren Zuhause.
Die Liebe zu Gott wächst dann als Frucht aus dieser Erkenntnis.
„Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat.“ (1 Joh 4,19)
Es geht nicht um „muss“ oder „soll“ – sondern darum, dass das Herz erkennt:
In dieser Liebe ist mein Leben erst ganz.
Und aus dieser Freude, diesem Erfülltsein, folgt alles andere fast von selbst: Hingabe, Gehorsam, Mitgefühl, Dankbarkeit.
Darum auch Jesu Worte:
„Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten.“ (Joh 14,15)
Nicht: „Haltet meine Gebote, um Liebe zu verdienen.“
Sondern: Weil die Liebe da ist, wird auch der Weg klar.
Und diese Liebe wächst, wenn ich nicht aus Pflicht, sondern aus Berührtsein, aus Echtheit heraus lebe.
Mein Leitsatz für mein Leben ist hier bei: "Tue ALLES was du tust aus der Liebe und nicht aus dem Ego". Und das ist denke ich, auch das Geheimnis des gelebten Glaubens, aber auch die größte Herausforderung des Lebens.
Ok, aber Jesus hat die Liebe nur gepredigt und ist nicht Gott bloß weil Gott aus ihm gesprochen hat.
Was du sagst, ist eine Perspektive, die tatsächlich oft vertreten wird. Aber wenn du wirklich tief ins NT und auch in die mystische Auslegung der frühen Kirche blickst, dann wird deutlich:
Jesus ist nicht nur jemand, der die Liebe gepredigt hat – er ist nach dem NT der lebendige Ausdruck Gottes selbst.
„Wer mich sieht, sieht den Vater.“ (Joh 14,9)
„Ich und der Vater sind eins.“ (Joh 10,30)
Das bedeutet nicht, dass Jesus „Gott spielt“ – sondern dass in ihm die Trennung zwischen Gott und Mensch aufgehoben ist. In ihm ist das Ego vollkommen still geworden, da ist nur noch Sein, nur noch die Verbindung mit dem Ursprung selbst.
Die Mystiker sprechen genau davon, und auch Paulus sagt:
„In Christus wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig.“ (Kol 2,9)
Jesus sagt nicht nur: „Ich zeige euch den Weg.“
Er sagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ (Joh 14,6)
Nicht: „Ich kenne den Weg“ – sondern: „Ich bin es selbst.“
Das ist die Einladung: Nicht auf ein entferntes Ziel zu blicken, sondern in das eigene Herz zu schauen, dort wo das Ego still wird, und zu erkennen:
Gott ist da. Das Reich Gottes ist mitten unter euch. (Lk 17,21)
Und darum kann man auch sagen:
Nicht Jesus als „Mensch allein“ ist Gott – sondern in Jesus wird sichtbar, was es heißt, wenn der Mensch ganz in Gott ist und Gott ganz im Menschen. Und darin liegt das Geheimnis der Inkarnation.
Die christliche Mystik (z. B. Meister Eckhart) hat das immer wieder so beschrieben:
„Gott ist in der Mitte der Seele, und die Seele ist in Gott.“
Jesus zeigt nicht nur einen Weg – er ist das Offenbarwerden der Quelle in der Welt. Das Wort (Logos) wurde Fleisch.
Das ist kein „Dogma zum Auswendiglernen“ – das ist die Einladung, in uns selbst dieses Einssein zu suchen.
„Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir.“ (Gal 2,20)
Und genau das ist ja der tiefste Sinn dessen, was Jesus gezeigt und gelebt hat:
Er hat nicht einfach nur „gelehrt“ oder „gepredigt“, sondern er hat es uns vorgelebt, wie der Mensch mit Gott verbunden sein kann – nicht über Leistung, Moral oder Regelbefolgung, sondern über das Loslassen des Egos und das Hineinwachsen ins Sein.
Weil Jesus ohne Ego war, ohne dieses „Ich will groß sein, ich will etwas sein, ich will Recht haben“, war Gott vollkommen gegenwärtig in ihm.
„Ich und der Vater sind eins.“ (Joh 10,30)
Er war Gott, weil er vollkommen eins war mit dem Vater – nicht weil er als „Person“ Gott spielte, sondern weil in ihm keine Trennung mehr war.
Und genau diese Einheit ist nicht etwas, das nur „für Jesus“ gilt, sondern das ist seine Einladung an uns alle:
„An jenem Tag werdet ihr erkennen, dass ich in meinem Vater bin und ihr in mir und ich in euch.“
(Johannes 14,20)
Das ist kein theoretisches Konstrukt, das ist gelebte Mystik.
Wenn das Ego still wird, wenn das Haben-Wollen, das „ich will etwas sein“ schweigt, dann ist da Raum. Und dieser Raum ist das, worin Gott wirkt. Dann sind wir, wie Jesus es sagt, in ihm – und er ist in uns. Und so auch der Vater in uns.
Das ist das, was im NT immer wieder als das „Bleiben in Christus“ beschrieben wird:
„Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht in mir bleibt.“
(Johannes 15,4)
Es ist kein „Müssen“, kein „Verdienen“, sondern eine innere Ausrichtung:
Weniger Ich – mehr Sein.
Und in diesem Sein ist dann das Einssein mit Gott möglich – so wie Jesus es gelebt hat.
Das ist das, was er uns gezeigt hat:
Nicht „folgt mir blind als Person“, sondern:
„Seid wie ich – indem ihr eins seid mit dem, der euch das Leben gibt.“
Oder, wie Paulus es ausdrückt:
„Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir.“
(Galater 2,20)
Das ist keine Theorie, das ist der Weg zu innerer Freiheit und zur wahren Verbindung mit dem Ursprung allen Lebens.
Und es ist der Ruf, der auch uns gilt:
Lass das Ego los – und du wirst erkennen, dass das Reich Gottes mitten in dir ist.
(vgl. Lukas 17,21)
Herzliche Grüße – und danke nochmal für diese wichtige Frage!
Und das größte Missverständnis ist die Liebe an sich: Liebe ist nichts was man tut, sondern was man ist:
Liebe (nicht die romantische, sondern die echte) ist:
→ Annahme ohne Bedingungen
→ Sehen ohne Urteilen
→ Wohlwollen ohne Eigennutz
→ Präsenz im Jetzt, nicht im Haben, Wollen oder Vergleichen
→ Freiheit schenken, nicht festhalten
→ Kein Brauchen, sondern Sein
Das ist die Liebe, die Jesus gelebt und gezeigt hat. Das ist die Liebe, die aus dem Sein kommt – nicht aus dem Ego:
Somit: Liebe ist nichts was man nur mit Worten predigt, sondern in erster Linie IST, das geschieht nicht im denken sondern im Sein - ohne Ego.
Ok
Gott ist die absolute Liebe, die aber nicht funktioniert.
Jesus hat einen Fehler gemacht.
Es gehört Egoismus zur perfekten Liebe.
Das ist kein Egoismus sondern selbstliebe.
Dein Gedanke „Jesus hat einen Fehler gemacht“ und „zur perfekten Liebe gehört Egoismus“ zeigt genau, wie sehr wir in unserer Zeit oft ein völlig verdrehtes Bild von Liebe haben – weil wir Liebe verwechseln mit Bedürftigkeit, Haben-Wollen, Brauchen, Kontrolle.
Aber echte Liebe, die Liebe, von der Jesus spricht, ist kein Gefühl und auch kein Handel („Wenn du mir gibst, gebe ich dir“) – sondern sie ist ein Zustand des Seins, der genau nicht aus dem Ego kommt.
Deshalb sagt Paulus über diese Liebe (Agape):
„Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig.
Sie ereifert sich nicht, sie prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf.
Sie handelt nicht ungehörig, sucht nicht ihren Vorteil,
sie lässt sich nicht zum Zorn reizen, trägt das Böse nicht nach.
Sie freut sich nicht über das Unrecht, sondern freut sich an der Wahrheit.
Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand.“
(1. Korinther 13,4-7)
Das Gegenteil von Egoismus.
Der Versuch, Egoismus (also: „ich will haben, ich will bekommen, ich will mich absichern“) als „Selbstliebe“ zu rechtfertigen, ist eine der größten Selbsttäuschungen, die es gibt.
Jesus sagt:
„Wer sein Leben (griech. ψυχή, psyche = Ego, Eigenleben) festhalten will, wird es verlieren.
Wer es aber um meinetwillen loslässt, wird es finden.“
(Matthäus 16,25)
Das ist kein Aufruf zur Selbstverleugnung im destruktiven Sinn – sondern zur Loslösung vom Ego, vom Haben-Wollen, vom Sich-selbst-über-andere-erheben.
Selbstliebe (im wahren Sinn) bedeutet:
Sich selbst als das erkennen, was man ist – ohne Maske, ohne Leistung, ohne Angst, ohne Brauchen.
Das hat nichts mit Egoismus zu tun.
Egoismus will nehmen, weil innen Mangel ist.
Selbstliebe ist Fülle, die geben kann, weil sie sich als bereits vollständig erkennt.
Jesus selbst zeigt das am Kreuz – wo er nichts mehr „bekommt“, nichts mehr „erzwingt“, sondern alles loslässt:
„Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist.“ (Lukas 23,46)
Das ist kein Fehler.
Das ist die radikalste Form von Vertrauen, Freiheit und echter Liebe.
Darum sagt Jesus auch:
„Größere Liebe hat niemand als die, dass er sein Leben hingibt für seine Freunde.“
(Johannes 15,13)
Nicht weil er sich selbst hasst – sondern weil er so voller Liebe ist, dass er nicht am Ich festhalten muss, sondern frei schenken kann.
Das Ego denkt: „Wenn ich nichts nehme, gehe ich leer aus.“
Die Wahrheit ist:
Wer loslässt, bekommt erst dann wirklich die Fülle – weil er sich nicht mehr selbst im Weg steht.
Genau das ist auch das tiefe Geheimnis des Satzes.
„Ich und der Vater sind eins.“ (Johannes 10,30)
Einssein ist nur möglich, wenn das „Ich gegen Du“, das Haben-Wollen, das Ego wegfällt.
Perfekte Liebe funktioniert also gerade weil sie nicht auf Ego basiert.
Ego zerstört Liebe immer – weil es in der Angst lebt, zu kurz zu kommen.
Liebe aber lebt aus Vertrauen und Sein.
Deshalb auch der berühmte Satz von Johannes:
„Gott ist Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.“
(1. Johannes 4,16)
Nicht: „Gott ist Egoismus.“
Nicht: „Gott ist Haben.“
Sondern: Gott ist Liebe. Und Liebe IST.
Wer das wirklich erkannt hat, braucht das Ego nicht mehr.
Radikalität ist Extremismus.
Es gibt keine 100%ige Liebe!
Instinkt macht die Liebe perfekt.
Gott, der Schöpfer war absolute Liebe und darum existiert Gott nicht mehr in der absoluten Anfangsform.
Er wurde sofort zur Welt.
Darum kann kein Lebewesen Gott sein.
Gott lebt in den Lebewesen mehr oder weniger.
In mir ist er erwacht und entwickelt sich.
Ich entfalte mich dadurch.
Alles existiert.
Gott ist alles.
Nichts ist absolut und darum existiert es nicht.
Deine Gedanken zeigen ein ehrliches Suchen – aber auch, dass du Begriffe wie „Radikalität“, „Extremismus“, „Liebe“, „Instinkt“ und „Gott“ miteinander vermischst, ohne sie wirklich zu unterscheiden.
Radikalität kommt vom lateinischen radix = „Wurzel“. Es bedeutet: an die Wurzel gehen.
Das ist nicht Extremismus.
Extremismus kommt aus dem Ego, aus Angst, aus Wollen, aus Trennung.
Radikalität (im gesunden Sinne) heißt: zur Essenz kommen. Zur Wahrheit. Zum Ursprung. Ohne Masken. Ohne Ausweichen.
Liebe in ihrem tiefsten Sinn (Agape) ist eben nicht ein „Gefühl“, nicht Instinkt, nicht Sympathie, nicht Sexualität – sondern ein Zustand von Präsenz, Annahme, Wohlwollen, Nicht-Urteilen, Freiheit. Das ist es, was Paulus beschreibt in 1. Korinther 13. Das ist keine „50%-Liebe“. Das ist die Frucht dessen, wenn das Ego schweigt.
Dein Satz „es gibt keine 100%ige Liebe“ zeigt, dass du Liebe noch als etwas Äußeres siehst – als Leistung, als etwas, das „funktionieren“ muss.
Aber Liebe ist kein Mechanismus.
Liebe ist das, was bleibt, wenn alle Mechanismen, alles Haben-Wollen, aller Instinkt, aller Stolz und alles Ego schweigt.
„Die Liebe sucht nicht ihren Vorteil.“ (1. Korinther 13,5)
Das ist keine „unrealistische Ideologie“. Das ist das, was jeder Mensch in sich als tiefste Sehnsucht trägt.
Deine Aussage:
„Gott, der Schöpfer, war absolute Liebe und darum existiert er nicht mehr in der absoluten Anfangsform. Er wurde zur Welt.“
Auch das ist ein Denkfehler:
Gott ist nicht „verbraucht“ worden, indem er Schöpfung wurde. Das ist ein Bild aus dem Haben-Denken, aus der Vorstellung von begrenzten Ressourcen.
Gott ist Quelle. Die Quelle versiegt nicht, wenn sie gibt. Im Gegenteil.
Gott IST Sein – nicht etwas, das sich „aufbraucht“.
Wenn Gott Liebe ist (1 Joh 4,16), dann ist Gott immer und überall Gegenwart, Sein, Ursprung – nicht als „Teilchen“, sondern als die Bedingung von allem, was existiert.
Darum auch dein Satz:
„Alles existiert. Gott ist alles.“
Hier sagst du eigentlich schon das Richtige – aber vermischt es dann wieder mit der Vorstellung, dass Gott „verloren gegangen“ wäre. Aber das Sein selbst kann nicht verloren gehen, sonst wäre alles weg. Gott ist nicht „mehr“ oder „weniger“ in dir – Gott ist da, wenn du es zulässt, wenn dein Ego still wird.
Wenn du sagst:
„In mir ist er erwacht und entwickelt sich.“
Das ist Mystik, und da hast du sogar einen Punkt. Aber Vorsicht: Es ist nicht „dein“ Verdienst. Das Ego sagt: „Ich entwickle mich, ich mache das.“
Aber die Wahrheit ist: Die Gnade ist immer da – das Loslassen ist unsere Aufgabe, nicht das Machen.
Gott lebt in allem – ja. Aber nicht als „Instinkt“, sondern als das, was allem zugrunde liegt.
Darum auch Jesus:
„Das Reich Gottes ist mitten unter euch.“ (Lukas 17,21)
„Ich und der Vater sind eins.“ (Johannes 10,30)
Nicht „weil ich mich besonders entwickelt habe“, sondern weil in diesem Sein keine Trennung mehr ist.
Dein Satz:
„Nichts ist absolut und darum existiert es nicht.“
Das ist ein logischer Widerspruch in sich. Denn wenn „nichts absolut ist“, ist auch diese Aussage selbst nicht absolut. Du sagst damit eigentlich: „Es gibt keine Wahrheit.“ Aber damit behauptest du gleichzeitig eine Wahrheit. Das ist Selbstwiderlegung.
Die Wahrheit ist:
Was IST, ist.
Und das Sein selbst ist die Grundlage von allem, was existiert. Es braucht keine Zustimmung von uns.
Gott ist kein „Teil“ des Seienden – Gott ist das Sein selbst. Die Bedingung der Möglichkeit, dass irgendetwas ist.
Nicht ein Wesen, nicht ein Instinkt, nicht ein Gedanke – sondern Ursprung.
Das zu erkennen braucht:
Nicht mehr Wissen, sondern weniger Wollen.
Nicht mehr Leistung, sondern Loslassen.
Nicht: „Ich entwickle mich zur Liebe.“
Sondern: „Ich lasse das los, was mich von der Liebe trennt.“
Und das ist Ego.
Nur dann wird Liebe das, was sie wirklich ist:
Frei, weit, unendlich. Und da braucht es kein „mehr oder weniger“. Da IST sie einfach.
Bin ich radikal oder extremistisch, dann versuche ich das absolute zu erreichen.
Das ist nicht möglich.
Es ist sinnlos und zerstörerisch.
Da sprichst du etwas sehr Zentrales an – aber genau an dem Punkt liegt, glaube ich, auch dein Missverständnis:
Es ist nicht das „Radikal-Sein“ selbst, das zerstörerisch ist – es ist das Ego, das zerstört.
Wenn du „radikal“ als „an die Wurzel gehen“ verstehst, also zurück zur Essenz, dann ist das keine Zerstörung, sondern genau das Gegenteil: Heilung, Rückkehr zur Wahrheit.
Zerstörerisch ist nur das, was aus Angst, Wollen, Kampf, Abgrenzung kommt – und das ist immer Ego.
Das Ego will etwas „erreichen“, will „besser sein“, „absolute Reinheit herstellen“, „kontrollieren“, „siegen“. Und das führt tatsächlich in Gewalt, Fanatismus und Extremismus.
Aber das, was aus dem Sein heraus geschieht, hat überhaupt keinen Grund zu zerstören – weil es nichts beweisen muss, nichts erreichen muss, nichts verbessern muss.
Das Sein urteilt nicht. Es drängt sich nicht auf. Es kämpft nicht. Es IST.
Darum meine Frage an dich:
Wie sollte aus einem Zustand von wahrer Liebe, Gegenwärtigkeit, Frieden und Nicht-Urteilen jemals Zerstörung entstehen können?
Das ist schlicht unmöglich. Zerstörung kommt nicht aus dem Sein – sie kommt aus dem Ego.
Wenn jemand also „radikal zerstörerisch“ ist, dann ist er nicht radikal im eigentlichen Sinn (zur Wurzel gehend), sondern extremistisch – also angetrieben vom Ego, das für seine Ideale kämpft.
Wirkliche Radikalität im Geist heißt:
- Zurück zur Wurzel des Lebens: zum Sein selbst.
- Alle Masken fallen lassen.
- Alle Ideale, Kämpfe, Meinungen loslassen.
- Einfach sein, ohne Wollen.
Da gibt es keinen Platz für Gewalt. Weil nichts „erreicht“ werden muss. Weil das, was ist, schon genügt.
Radikal im echten Sinn zu sein bedeutet also:
Alles loszulassen, was zwischen dir und dem Sein steht.
Und wenn das Ego fällt, bleibt nur noch das, was immer schon war:
Liebe. Präsenz. Frieden.
Das ist die radikalste Form, die es gibt – und sie ist völlig gewaltlos.
Und vielleicht ist es an der Stelle auch wichtig, noch einmal wirklich zu benennen, was das Sein überhaupt ist – weil das oft so abstrakt klingt.
Sein heißt:
Da sein. Wach sein. Nicht im Kopf, nicht im Wollen, nicht in der Angst – sondern einfach präsent.
Ohne Maske, ohne Rolle, ohne „ich sollte“, „ich müsste“, „ich will sein wie…“.
Sein ist:
Sehen, ohne zu urteilen.
Fühlen, ohne festzuhalten.
Dasein, ohne sich beweisen zu müssen.
Wenn du einem Menschen wirklich begegnest, ohne ihn innerlich zu bewerten, ohne ihn zu „deuten“, ohne ihn zu „sortieren“, dann bist du im Sein.
Wenn du in einen Sonnenuntergang schaust, ohne ihn einordnen zu müssen, sondern einfach da bist – dann bist du im Sein.
Sein urteilt nicht.
Sein vergleicht nicht.
Sein kämpft nicht.
Sein ist einfach.
Und genau darin liegt die größte Kraft – nicht als „Leistung“, sondern als reine Gegenwärtigkeit.
Es ist das, was bleibt, wenn das Ego schweigt.
Dann wird das Herz weit. Dann entsteht Raum. Dann erkennst du dich selbst und den anderen – nicht als „besser“ oder „schlechter“, sondern einfach als das, was da ist.
Liebe ist in diesem Sinne kein Gefühl, sondern der Zustand, wenn du vollkommen anwesend bist, wenn du einfach siehst, ohne Urteil, ohne Anspruch, ohne Angst.
Deshalb kann aus diesem Sein heraus niemals Zerstörung kommen.
Denn Zerstörung braucht ein Urteil: „Das ist schlecht“, „das muss weg“, „das ist falsch“.
Das Sein aber sagt einfach: „Da.“
Das Sein ist die völlige Annahme von dem, was ist – ohne dabei gleichgültig zu sein.
Sondern mit offenem Herzen. Mit Klarheit. Mit Mitgefühl.
Wenn du wirklich im Sein bist, fällt alles andere weg:
Kein Brauchen. Kein Verteidigen. Kein Gewinnen-Müssen. Kein Rechtfertigen.
Nur Dasein.
Und das ist die größte Freiheit, die es gibt.
Radikalität und Extremismus sind das Resultat eines zutiefst egoistischen Wesen.
Dann nenn mir bitte ein einziges Beispiel, wo radikales Sein – also echtes, tiefes Leben in Gegenwärtigkeit, in Nicht-Urteilen, in Annahme, in Liebe – jemals zu Zerstörung geführt hat.
Wenn du schreibst dass es immer dazu führt, müssten jetzt eine Hand voll Beispiele kommen.
Ich meine wirkliches Sein, nicht Ego, nicht Fanatismus, nicht Ideologie, nicht „für eine Sache kämpfen“ – sondern das, was übrig bleibt, wenn all das Ego wegfällt.
Wenn du ehrlich hinschaust, wirst du merken:
Es gibt kein einziges Beispiel dafür.
Denn Zerstörung, Gewalt, Hass, Kampf – all das braucht immer ein Ego.
Ein Urteil, ein „ich will“, ein „du sollst“, ein „ich gegen dich“.
Das Sein aber urteilt nicht.
Es kämpft nicht.
Es will nichts „durchsetzen“.
Es ist einfach da – offen, klar, annehmend.
Zerstörung ist niemals das Ergebnis von Sein.
Sie ist immer das Ergebnis von Ego.
Deshalb ist deine Aussage eigentlich der beste Beweis dafür, dass du selbst das Ego noch mit dem Sein verwechselst.
Das Ego ist es, das radikal im negativen Sinne wird – weil es etwas „beweisen“, „durchsetzen“, „kontrollieren“ will.
Das Sein hat das alles nicht nötig.
Die ehrlichste Frage, die du dir stellen kannst, ist also nicht, ob Radikalität zerstörerisch ist –
sondern:
Wer in dir will eigentlich kämpfen? Dein Ego – oder dein Sein?
Wenn du das erkennst, ändert sich die ganze Sicht.
Ja. Gott spricht durch alle als alle, wenn man es denn so bezeichnen möchte.
Dabei muss Gott aber keine seperate Entität sein, sondern wäre mehr die Summe aller Entitäten.
Genauso wie ein Organismus ein sich selbst organisierendes Prinzip ohne direkten Herrscher ist (das Gehirn ist ebenso unerlässlich wie die Leber), könnte es nicht sein, dass sich dieses "sich-selbst-organisierende-Prinzip" nicht bis hoch in die Unendlichkeit streckt?
Siehe Ähnlichkeiten zu neuronalen Pfaden, Straßen, Venen und Flüssen.
Demnach wäre Gott kein separates Wesen welches die Welt von außerhalb steuert, sondern mehr eine Art universelles Prinzip welches die Welt von innen lenkt.
Ausschließen kann man das nicht ganz
Es kann auch einfach sein, dass du einen Knacks hast.
Hallo kaempferdersonne,
ist man eins mit Gott, so ist man auch Liebe, denn wir können Gott als "höchstes" als Liebe abstrahieren. Es ist ja die Einheit, die sich aus der Liebe per se ergibt.
Sind wir Liebe, denken, fühlen, handeln und sprechen wir aus Liebe heraus - und so spricht dann Gott aus uns.
Mit vielen lieben Grüßen
EarthCitizen
Hey, finde deine Beiträge sehr interessant und gut geschrieben. Wollte fragen, ob es richtig ist, entsprechend Gott zu gehorchen und sein Ego loszulassen, weil man eben frei sein und in seiner Nähe leben möchte, also das wahre Glück sucht? Unter Christen ist es ja eher gängig, dass man sagt, nein, das ist ein Nebeneffekt, aber deine Motivation sollte Dankbarkeit und Liebe zu ihm sein. Weil er alles für dich gemacht hat, kannst du nicht anders, als es auch für ihn zutun. Und das scheint auch der Tonus der Briefe im NT zu sein...Wäre dankbar für eine bibelfundierte Antwort 🙏