Eure Meinung zu dem Szenario

4 Antworten

Ich fang mal mit 5 (generelle Meinung dazu) an.

Mir scheint dass beide über die Maßen viel zu tragen haben. So viel, dass das ältere Geschwisterkind aus Sorge dazu übergeht das Jüngere zu überwachen.

Für mich hat das etwas mit normaler, völlig nachvollziehbarer Sorge zu tun. Aber es deutet auch darauf hin, dass beide offenbar in der Familie völlig allein gelassen sind, da es eher Aufgabe der Eltern wäre für Schutz und Sicherheit der einzelnen Familienmitglieder zu sorgen. Da das offenbar nicht geht, ist es sozusagen die biologische Rolle des älteren Geschwisterkindes sich mit um das Jüngere zu kümmern.

  1. Das Durchsuchen des Zimmers finde ich in diesem Zusammenhang durchaus nachvollziehbar. Es ist dem älteren Geschwisterkind nicht zuzumuten, dass es tatenlos zusieht wie sich sein jüngeres Geschwisterkind aus Hilflosigkeit/Verzweiflung etwas antut.
  2. Ja, für mich ist die tiefe Sorge sehr verständlich, wenn auch unglaublich belastend.
  3. Auch die Standortabfrage finde ich o.k., da es hier um höhere Werte, nämlich die Bewahrung von Leben geht.
  4. Wenn das jüngere Kind nicht sagt, was es stört oder triggert, dann ist das ein Zeichen seines schweren Missbrauchtraumas (so fühlt sich das für mich an). Es macht mich betroffen, aber ich kann es ihm nicht anlasten, da es auf der ganzen Linie ein Opfer der Umstände war/ist. Jedes Kind reagiert anders, je nach Emfpindlichkeit u. Persönlichkeit. Ich habe das Gefühl, dass in eurer Familie etliches Traumatisierendes passiert ist. Darauf deuten diese Reaktionen hin.

Crosong236 
Beitragsersteller
 07.10.2024, 19:10

Naja, meinst du wirklich, es könnte an der Familie liegen?

Das jüngere hat halt durch falsche Freunde Erfahrungen mit Drogen und im Anschluss mit starken Mobbing gemacht

und das ältere war halt in einer sehr toxischen Beziehung und Formen von emotionale Missbrauch & sexueller Missbrauch da sie aber sehr stark emotional abhängig von diesem Partner war hat sie es erstmals gar nicht so schlimm wahrgenommen, aber nach Beendigung der Beziehung und nachdem sie es ihren Eltern erzählt hat, kam alles hoch.

Was ich halt auch weiß ist, dass das ältere mit den Eltern auch nicht über die Sorgen spricht. Einfach weil sie Angst hat. Die Eltern noch mehr zu belasten, da sie ja schon mit der jüngeren genug Sorgen haben.

was ich aber auch weiß, dass das ältere das gar nicht so zeigt, dass sie so viel Sorge um das jüngere hat beziehungsweise das jüngere und die Eltern halt generell gar nicht wissen dass das ältere das jüngere so überwacht/beschützt

Divanikima  07.10.2024, 19:20
@Crosong236

Ja, es fehlt offenbar die offene Kommunikation. Dass es in der Familie große Probleme gibt, ist ja offensichtlich. Da ist jeder gefragt. Wäre halt schon gut, wenn die Ältere den Mut hat sich mitzuteilen mit ihren Sorgen/Ängsten, da sie davon ja auch körperlich sehr krank werden kann...

Das mit den Drogen/Mobbing führe ich schon auch auf frühe Kindheitserfahrungen zurück. Nur wer kein stabiles Selbstwertgefühl aufbauen konnte, ist für Drogen bzw. Mobbing empfänglich. Vielleicht ist es aber auch so, dass schon die Eltern ungelöste Traumata mit sich herum schleppen, die dann natürlich auf die Kinder übergehen.

Emotionaler und sexueller Missbrauch in Beziehungen passieren auch nur dann, wenn die Person kein stabiles Selbstwertgefühl hat. Auch hier hat meist die frühe Kindheitserfahrung zu so einer Disposition geführt. Missbrauchserfahrungen wiederholen sich auch über Generationen.

Dass die Ältere die Eltern nicht mit ihren Themen belasten will, ist nachvollziehbar, aber sie ist ja in der Familie sowieso schon diejenige, die alles auf sich nimmt und ihr eigenes Leben hinten an stellt. Auf Dauer ist das sehr selbstschädigend.

Vielleicht sollte eine gemeinsame Familientherapie angestrebt werden. An offenen und ehrlichen Gesprächen führt jedenfalls mMn kein Weg vorbei. Rücksichtnahme ist hier der falsche Weg, da sich dadurch nie was ändern kann.

Crosong236 
Beitragsersteller
 07.10.2024, 20:04
@Divanikima

Naja, die eine Person wollte zu den "coolen" gehören und hat sich deshalb mit Leuten umgeben, die rauchen und Drogen nehmen. Sie hat das mitgemacht, um dazuzugehören. Als ihren Eltern dann davon erzählt hat und der Kontakt abgebrochen wurde, begann das Mobbing.

Bei der Älteren war es wohl so, dass sie zu dem Zeitpunkt eine Sozialphobie hatte, weil die Symptome darauf hindeuten. Seitdem ihre Beziehung vorbei ist, hat sich das aber komplett verändert: Sie ist offener, mutiger und kommunikativer geworden und traut sich jetzt sogar, sich in der Schule zu melden.

Das Problem ist, dass die Stimmung in der Familie gerade ziemlich angespannt ist. Die (komplexe) PTBS (Bisher ist nur die PTBS diagnostiziert sehr wahrscheinlich, aber eine komplexe ist). Die Jüngere möchte wieder in eine Klinik, die aber 7 stunden weit von zu Hause weg ist. Die Eltern ermöglichen das ist aber sicher nicht einfach)

Was ich sicher weiß, ist, dass beide ihre Eltern sehr lieben. Zumindest von der Älteren weiß ich, dass sie sich an nichts Negatives in ihrer Kindheit erinnert, was ein Trauma ausgelöst haben könnte. Sie hängt sehr an ihren Eltern und hat starke Verlustängste und liebt sie über alles. Vor allem da sie auch sagen, wenn das ist, könnt ihr zu uns gehen nur trauen Sie sich halt einfach nicht

Divanikima  07.10.2024, 20:17
@Crosong236

o.k., dann scheint aber das Vertrauen zu den Eltern trotzdem nicht stark genug zu sein oder es gibt einfach keine Übung darin ehrlich und offen zu reden. Wenn die Beziehung grundsätzlich gut ist, spricht ja nichts dagegen sich langsam immer mehr mitzuteilen. Muss ja nicht gleich alles auf einmal sein.

Ein Klinikaufenthalt für die Jüngere wäre sicherlich sinnvoll, da sie da alleine wohl kaum so leicht raus kommt.

Dass die Ältere jetzt mutiger ist und sich in der Schule traut sich zu melden, finde ich sehr positiv. Das zeigt wie wichtig der Beziehungsabbruch war. So eine emotionale Abhängigkeit ist ja wie eine Gefangenschaft und der Missbrauch wirkt sich natürlich extrem schwächend auf das Selbstwertgefühl aus. Dann geht es ja jetzt schon aufwärts. Sie darf jetzt noch lernen sich zuzumuten und nicht nur andere, sondern auch sich selbst wichtig zu nehmen.

Crosong236 
Beitragsersteller
 08.10.2024, 02:31
@Divanikima

Die Beziehung innerhalb der Familie ist eigentlich super. Natürlich gibt es ab und zu Streit oder Meinungsverschiedenheiten, aber das gehört irgendwie dazu. Die Eltern sind sehr unterstützend, vor allem in schwierigen Zeiten, und versuchen, beiden Töchtern beizustehen. Zum Beispiel helfen sie der Älteren, indem sie für sie Arzttermine machen und sie begleiten, weil sie große Angst davor hat, das alleine zu regeln. Das finde ich sehr positiv.

Das Thema Klinik für die Jüngere ist auch so eine Sache. Die Eltern sind da etwas skeptisch, weil sie bereits einmal in einer Klinik war, was nicht viel gebracht hat. Sie hat dort noch krassere Fälle von Essstörungen gesehen, die sie zusätzlich getriggert haben. Daher sind die Eltern eher für eine Tagesklinik, bei der sie abends nach Hause kommt, statt sie wieder in eine komplett geschlossene Klinik zu schicken. Sie wollen vermeiden, dass das Gleiche passiert wie beim letzten Mal, und ich kann ihre Bedenken da auch nachvollziehen.

Bei der Älteren ist das Problem, dass sie überhaupt kein Selbstwertgefühl hat. Wenn jemand sie beleidigt, würde sie das einfach glauben, weil sie genauso über sich denkt. Sie kann das momentan nicht ändern. Gleichzeitig ist sie sehr auf die Nähe ihrer Eltern angewiesen. Wenn sie das Gefühl hat, nicht genug Zuwendung zu bekommen, fühlt sie sich sofort traurig, einsam und unsicher. Sie holt sich zum Beispiel jeden Abend einen Gute-Nacht-Kuss von ihren Eltern, weil sie das braucht, um gut schlafen zu können – auch wenn sie schon etwas älter ist. Das zeigt aber, wie stark ihre Bindung zu den Eltern eigentlich ist. vermute ich zumindest.

Divanikima  09.10.2024, 17:39
@Crosong236

ja, das mit der Klinik kann ich verstehen.

Was die Problematik der Älteren angeht: mir kommt es so vor als ob sie eine Verantwortung für die Familie trägt, die eigentlich die Eltern tragen müssten. Sie will die Eltern schonen, ist gleichzeitig emotional total von ihnen abhängig. Ihre starken Verlustängste hängen mit einer unsicheren Bindung zusammen. Vielleicht war die Mutter in der frühesten Kindheit nicht zuverlässig für sie da? Dass sie gar kein Selbstwertgefühl hat, hat mMn ebenfalls etwas mit den Eltern zu tun (entweder haben die selbst kein echtes Selbstwertgefühl, was sie weitergeben konnten oder es gab irgendeine Art von Missbrauch/Vernachlässigung in der Familie, evt. auch durch Außenstehende). ...ist die Ältere in Therapie? Wenn ja wie läuft das?

. Findet ihr es okay, dass das ältere nach Hinweisen im Zimmer sucht?

Ja

2. Ist die tiefe Sorge um das jüngere verständlich?

Ja

3. Ist es in Ordnung, den Standort zu „stalken“?

Ja

4. Was haltet ihr davon, dass das jüngere nie sagt, was es stört oder triggert?

Kommt bei Psychischen Krankheiten oft vor.

5. Eure generelle Meinung dazu?

Verständlich das der ältere den jüngeren beschützen will.

Erstens: nein, jeder hat seine Privatsphäre und das jüngere würde sich auf Dauer nicht wohl fühlen.

Zweitens: natürlich ist es verständlich das man sich Sorgen macht wenn jemand Suizid Gedanken hegt. Und überhaupt, woher weiß das ältere es überhaupt? Sowas ist nichts das man einfach sagen kann.

Drittens: ist es nicht, auch wenn es um ihre eigene Sicherheit ist fühlt sich das jüngere beobachtet und auf Dauer nicht wohl. Es ist jedoch natürlich das das ältere dies tut, um das Leben des jüngeres zu schützen.

Viertens: das ist doch selbstverständlich, wer in Si einer nee Lage steckt, ist es doch normal sich so aufzuführen und niemanden etwas zu sagen. Das habe ich früher auch nicht getan und tue es auch heute nicht.

Fünftens: ich kann aus Erfahrung sagen, wie schwer es ist mit diesen Gedanken und gefühlen jeden einzelnen Tag weiterzuleben. Deshalb kann ich mich gut mit den Gefühlen des jüngeren nachvollziehen. Jedoch wenn dies so weitergeht fürchte ich hält das jüngere nicht lange aus und fühlt sich bedrängt und unter Druck gesetzt, während die Suizid Gedanken immer gr9ßer werden. (Natürlich nur wenn das jüngere das alles herausfinden sollte).

Liebe Grüße 🌸

1. Nein.

2. Ja.

3. Ja (wenn abgesprochen).

4. Ist für alle Beteilgten schlecht.

5. Mir tut das ältere Geschwisterteil unheimlich leid. Er/Sie hat selbst anscheinend genug Probleme und bürdet sich auch noch die Last des jüngeren Geschwisterteils auf. Meine Schwester und ich haben z.B. ein unheimlich starkes Band und teilen Freude und Sorge. Als unser jüngster Bruder gestorben ist, haben wir noch mehr erkannt, wie wichtig der Zusammenhalt ist. Und wann immer es einer von uns schlecht geht, wissen wir, die andere ist für sie da.