Bin ich schuldig?
Ich war 7 oder 8 denke ich. Wir waren zu Besuch bei Bekannten. Ich spielte mit deren Tochter, die im gleichen Alter war, vor dem Haus. Sue sagte zu mir, dass sie mir was sagen will und wir laut ihrem Stiefvater mit niemandem darüber reden darf. Er würde sie da unten immer anlangen. Sie bat mich aber damals auch, weil man ihr es verboten hat, mit niemandem darüber zu reden.
Kurz darauf zog diese Familie weg in einen weiter entfernten Stadtteil und der Kontakt allgemein brach ab. Diese Geschichte geriet für mich in Vergessrnheit. Viel später wurde mir diese Geschicht wueder bewusst. Seit dem fühke ich mich schuldig, dass ich damals keinem Erwachsenen davon erzählt habe.
Wie ich heute weiß, ist dieses Mädchen komplett abgestürzt. Später muss sie auf der straße gelebt haben und dort verlieren sich die Spuren. Ob sie heute noch lebt weiß ich nicht.
Mir fällt auch gerade ein, er sagte, wenn sie es jamemandem sagt, bringt er sie und ihre Mutter um. Vielleicht habe ich deshalb nichts gesagt. Keine Ahnung
4 Antworten
Nein, du warst selbst ein Kind und konntest in dem Alter noch gar nicht abschätzen, wie schlimm das war, was sie dir erzählt hat.
Da werden sich die Meinungen deutlich spalten, ich sage jedoch ganz klar — Nein.
Du warst noch in einem Alter wo man das vielleicht nicht ganz versteht oder weiß wie man mit solchen Informationen handeln sollte. Das Mädchen selbst hätte es auch anderen Erwachsenen sagen können. Mit 7-8 Jahren versteht man das noch nicht richtig was da eigentlich gerade passiert.
Ich bereite mich schon vor auf Hasskommentare unter diesem Post hier. :)
Es ist sehr verständlich, dass dich diese Erinnerung noch heute bewegt. Wichtig ist: Du warst damals ein Kind. Mit 7 oder 8 Jahren konntest du die Tragweite dieser Situation nicht erfassen und es war nicht deine Aufgabe, Verantwortung für das Verhalten eines Erwachsenen zu übernehmen. Schuld lag niemals bei dir, sondern bei dem Mann, der dem Mädchen Angst gemacht und es missbraucht hat.
Dass du geschwiegen hast, war kein Versagen, sondern eine ganz normale Reaktion eines Kindes auf Druck und Drohungen. Kinder glauben Erwachsenen und nehmen deren Worte sehr ernst. Wenn dir jemand sagt, dass er die Mutter und das Kind umbringt, dann erzeugt das eine massive Angst. Schweigen war für dich damals der einzig sichere Weg.
Dass du dich heute schuldig fühlst, zeigt vor allem deine Empathie und dein Mitgefühl. Es bedeutet, dass du das Leid der anderen siehst und dich innerlich fragst, ob du hättest helfen können. Aber die Verantwortung für ihr Schicksal trägst nicht du, sondern der Täter.
Vielleicht hilft es dir, diese Geschichte bewusst anders einzuordnen: Du warst ein Kind, das etwas erlebt hat, das zu groß war für seine Schultern. Das Einzige, was du heute tun kannst, ist, dir Mitgefühl für dein damaliges Ich zu geben.
Sei nicht hart zu dir. Dein Mitgefühl ist keine Schuld, sondern ein Zeichen, dass du ein feines Herz hast.
Vielleicht habe ich auch geschwiegen, weil ich selber einige Monate vorher selber fast sowas erlebt hätte und das damals selber verschwiegen habe. Aber ohne Drohungen des Erwachsenen. Dennoch hatte ich Angst. Irgendwie merkt man als Kind schon, dass da was nicht richtig ist
Dass es dir auch heute noch schlecht geht, wenn diese Erinnerungen hochkommen, zeigt, wie tief sie sich eingeprägt haben. Als Kind spürt man sehr genau, wenn etwas nicht stimmt, auch wenn man es noch nicht in Worte fassen kann. Gleichzeitig ist man in diesem Alter völlig abhängig von den Erwachsenen und versucht, irgendwie sicher zu bleiben. Schweigen war damals deine Art, dich zu schützen, auch wenn es sich heute für dich anders anfühlt.
Es ist verständlich, dass diese alten Gefühle jetzt noch einmal hochkommen. Dein Körper und deine Seele erinnern sich, auch wenn du heute längst erwachsen bist. Wichtig ist, dir bewusst zu machen: die Situation von damals ist vorbei, du bist nicht mehr das Kind von damals, sondern heute in einer Position, in der du dich selbst schützen kannst.
Manchmal hilft es, dem inneren Kind in dir rückwirkend Trost zu geben. Stell dir vor, du könntest deinem 7- oder 8-jährigen Ich heute sagen: „Du hast nichts falsch gemacht. Du hast getan, was du konntest, und es war genug.“ So kannst du Stück für Stück die Scham und die Schuldgefühle von der Verantwortung trennen, die nie bei dir lag.
Sei geduldig mit dir. Dass diese Gefühle auftauchen, ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Hinweis darauf, dass ein Teil von dir noch gesehen und beruhigt werden möchte.
Wenn es Dir weiterhin schlecht geht, wäre es vielleicht eine Überlegung professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Manchmal hilft es, diesen alten Gefühlen auf einer tieferen Ebene zu begegnen, als es rein mit Nachdenken möglich ist. In einer Hypnotherapie kannst du mit deinem „inneren Kind“ in Kontakt treten, also mit dem Anteil in dir, der damals die Angst und Hilflosigkeit erlebt hat. Dort geht es nicht darum, die Vergangenheit zu ändern, sondern darum, ihr heute Sicherheit und Trost zu geben. Allein dieses innere Bild – dass dein erwachsenes Ich an der Seite des Kindes steht – kann sehr heilsam wirken.
Auch eine systemische Aufstellung mit Figuren kann dir helfen, Klarheit zu gewinnen. Indem du die beteiligten Personen symbolisch aufstellst, wird oft sichtbar, wo die Last liegt und dass die Schuld nicht bei dir war, sondern beim Erwachsenen, der Macht missbraucht hat. Solche Bilder haben eine große Wirkung, weil sie nicht nur rational verstanden, sondern emotional erlebt werden.
Vielen Dank, leider grht es mir heyte aks Erwachsener, wenn diese Geschichte hoch kommt auch nach all den Jahren noch schlecht
Du bist definitiv nicht "schuldig". In deinem jungen Alter damals konntest du das noch nicht wirklich einordnen. Ausserdem sind solche Themen immer sehr schwer zum Ausdruck zu bringen für ein Kind. Später hast du es vielleicht lieber verdrängt. Dich trifft überhaupt keine Schuld!
Zustimmung, und glaub du hast die Community falsch eingeschätzt..