Wann gilt man als Alkohol süchtig?
Ist eine ernste gemeinte Frage da ich mir ganz ehrlich nicht mehr sicher bin ob ich das im Griff habe. Bin auch in Therapie und je nach dem will ich mich auch behandeln lassen mit dem Alkohol.
Ich trinke 3-2 mal jeden Tag Sekt in der Schule; am wochende trinke ich viel, vor allem immer 1-2 Flaschen Sekt. Es ist super schwer aufzuhören weil eben ich immer auf den Alkohol zurückgreifen muss.
Ich trinke sehr oft mit freunden, oft auch bis zum richtigen filmriss und trinke eigentlich bei jeder Gelegenheit. Auch oft alleine oder morgens- zum Beispiel in der Schule. Bin in der 11, männlich und 16 Jahre alt.
Hast du das schon mit deinem Therapeuten besprochen?
Ja- aber wir sind da bis jetzt nicht wirklich drauf eingegangen
4 Antworten
Hallo!
Es gibt zwei Fragen, mit denen du selbst testen kannst, ob du Alkoholiker bist. Erstens, trifft es zu, dass Du nicht gänzlich mit dem Trinken aufhören kannst? Wenn das zutrifft, hast du die geistige Besessenheit, die Obsession. Zweitens: Hast du keine rechte Kontrolle über die Menge, die Du trinkst? Wenn das zutrifft, dann hast Du die körperliche Allergie. Kannst Du diese beiden Fragen bejahen, dann bist Du wahrscheinlich Alkoholiker.
Wenn du dir trotzdem unsicher bist, dann geh mal zu einem Treffen der Anonymen Alkoholiker und höre, was diese Menschen von sich selbst berichten. Wenn du nicht verstehst, was sie berichten, dann missbrauchst du den Alkohol wohl 'nur'. Wenn du das Gefühl hast: "Die kennen mich und reden von mir!" dann wirst du dazugehören.
Nebenbei: Bevor der Körper mit 21 Jahren ausgereift ist, schadet Alkohol extrem. Es kann sogar zu Genveränderungen kommen.
Wann gilt man als Alkohol süchtig?
Es gibt keinen hundertprotzentig genauen Punkt wo man süchtig ist.
Ein Mensch ist kein Präzisionsuhrwerk.
Aller spätestens bei entzugserscheinungen ist die Sucht gesichert. Aber die Psychische abhängigkeit beginnt (jedenfalls bei Alkohol) weitaus früher als die körperliche.
Ob man also bereits abhängig ist oder "nur" zu viel Trinkt kann man selber daher niemals wirklich sicher sagen. Daher sollte man sich schlichtweg auf die Einschätzung der Fachleute verlassen
Hallo Elixsprs,
ich finde es gut, dass du dir Gedanken zu deinem Konsum machst.
Es gibt eine klare Definition von Abhängigkeit. Die Kriterien lauten:
CRAVING – Gesteigertes, fast unbezwingbares Verlangen nach Alkohol
VERMINDERTE KONTROLLFÄHIGKEIT – Beginn, Menge und Beendigung des Alkoholkonsums sind nicht mehr kontrollierbar
TOLERANZENTWICKLUNG – Zunehmend größere Menge wird vertragen und benötigt; nach langjähriger Abhängigkeit erfolgt Toleranzminderung
ENTZUGSSYMPTOME – Körperliche Symptome (z. B. Erbrechen, Übelkeit) oder psychische Symptome (Angst, innere Unruhe) bei Abfall des Alkoholspiegels; Verschwinden der Symptome bei Alkoholkonsum
EINENGUNG AUF SUBSTANZMISSBRAUCH – Anlegen von (heimlichen) Alkoholvorräten; Organisation des Tagesablaufs, sodass Alkoholkonsum möglich ist; fortschreitende Vernachlässigung anderer Interessen
KONSUM TROTZ SCHÄDLICHER FOLGEN – Fortsetzung des Alkoholkonsums, obwohl körperliche Schäden, negative soziale Folgen oder psychische Veränderungen wahrgenommen werden
Werden gleichzeitig mindestens drei dieser Merkmale während des letzten Jahres festgestellt, dann liegt eine Alkoholabhängigkeit gemäß ICD-10 vor.
(von https://www.bundesaerztekammer.de/themen/aerzte/public-health/suchtmedizin/alkohol)
Vielleicht erkennst du dich bei einigen Punkten wieder.
Wenn du dieses Thema angehen möchtest, kannst du dich an eine Suchtberatungsstelle wenden. Diese haben Schweigepflicht und beraten kostenlos. Hier findest du Beratungsstellen in deiner Nähe: https://www.dhs.de/service/suchthilfeverzeichnis/
Falls du jedoch lieber schreiben, statt persönlich vorbeikommen möchtest, kannst du dich auch an die digitale Beratungsstelle wenden: https://app.suchtberatung.digital/login (anonym und kostenlos) oder du schreibst uns im Privatchat.
Ich wünsche dir alles Gute für deinen weiteren Weg!
Liebe Grüße
Emina vom DigiStreet-Team der Drogenhilfe Schwaben gGmbH.
Wie du schon schreibst, schaffst du es nicht, darauf zu verzichten. Das klingt für mich schon nach Alkoholsucht.