Lesben werden mehr akzeptiert als schwule, weil Frauen von Natur aus etwas lesbisch sind. Stimmts?
Mädchen halten öfter Händchen, umarmen sich, manche küssen sich sogar und es gilt für die meisten als normal, Jungs sind aber gar nicht so. Man weiß unterbewusst irgendwo das Mädchen/Frauen irgendwo lesbisch/bi sind, es wird also als normal wahrgenommen.
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3 Antworten
Homofeindlichkeit kommt unter Männern häufiger vor als unter Frauen.
Homosexuelle Frauen werden zum einen deshalb weniger angefeindet, weil Zärtlichkeit unter Frauen deutlich weiter verbreitet ist, und daher meist nicht direkt als erotisch konnotiert wahrgenommen wird. Zum anderen aber auch deshalb, weil die Mehrheit der homofeindlichen Männer offenbar primär mit ihrem Penis denkt und daher in das primitive Denkmuster "zwei Frauen sind doppelt so geil wie eine Frau, aber zwei Männer sind nicht geil und somit bahhh wie eklig" verfällt.
Man beachte, dass nur gutaussehende homosexuelle Frauen mehr Akzeptanz genießen als homosexuelle Männer.
Die Neigung zu homoerotischen Abenteuern (sprich die Frage ob sie "irgendwie ein Bisschen bi" sind) ist bei Frauen nicht verbreiteter als bei Männern. Im Gegenteil Studien deuten sogar darauf hin, dass es genau umgekehrt ist. Männer haben diese Neigung wahrscheinlich sogar häufiger. Es passt nur nicht zum traditionellen Männerbild. Aber Frauen sind nicht "von Natur aus alle etwas lesbisch".
Die wilden Lesbenspiele sind eher so eine männliche Pornofantasie und weniger Realität. Da steht eher das Denken dahinter "wenn ich jetzt mitmache, dann habe ich gleich zwei heiße Schnecken" und nicht die Überlegung dass die Frauen womöglich garnicht wollen, dass da ein Mann mitmacht, sondern sie ganz gut ohne können.
Das das ganze gesellschaftlich mehr akzeptiert wird liegt eher daran, dass es kulturhistorisch weniger ernst genommen wird.
Weibliche Sexualität war lange Zeit nicht wirklich relevant. Homosexuelle Männer stellten in der öffentlichen Wahrnehmung lange das dominierende Männerbild in Frage. Das war eine sittliche Provokation. Wenn sich Frauen irgendwie anfassten, dann galt das einfach als zwar unschicklich aber letztlich unbedeutend. Das siehst Du sogar daran dass damals, als ausgelebte Homosexualität noch eine Straftat war, es nur um männliche Homosexualität ging. Sexualität wurde in der öffentlichen Debatte jahrhundertelang nur durch den heteronormativen starken Mann definiert.
Ich kann mich noch an Aussagen in meiner Verwandtschaft erinnern die haben bei lesbischen Sex abgewunken, gesagt "na lass sie ruhig mal machen. Das gibt sich wieder. Spätestens wenn sie das erste Mal von einem Mann ordentlich durchgebummst werden, werden sie wieder normal..."
Die Ansicht, dass sich weibliche Sexualität nicht nur durch den Mann definiert, sondern aus eigenen Bedürfnissen heraus kommt ist noch keine 100 Jahre alt. Erst seit dem beginnt man überhaupt lesbischen Sex wirklich ernst zu nehmen. Und gleichzeitig damals wurde Homosexualität immer mehr normalisiert und akzeptiert.
Ich glaube, die zwei Gründe dafür sind, dass zum einen heterosexuelle Männer lesbische Frauen sexualisieren und dass zum anderen viel der historischen Homophobie aus der Abneigung gegen Analverkehr entstanden ist. Oft stand nämlich nur dieser unter Strafe.