Mein Freund hat eine Pornosucht, was kann ich tun?

5 Antworten

Mein Freund hat eine Pornosucht

Gute Nachricht: Die gibt es gar nicht.

Schlechte Nachricht: Er wird an etwas leiden, und was das ist, hat offenbar bislang noch niemand ermittelt.

Für manche Männer ist "Pornosucht" eine bequeme Feststellung: Eine Sucht hat einen im Griff, jeder versteht, was gemeint ist, man trägt keine Verantwortung, sondern ist Opfer, und dann auch noch diese schlimme "Pornosucht", von der man allenthalben liest! Schlimm, schlimm, der Arme!

Ich weiß dafür ist ein Sexualtherapeut zuständig..

Ja. Und um einen bekannteren von ihnen zum Thema "Sexsucht", der ebenfalls erfundenen Schwester im Ungeiste der "Pornosucht", zu zitieren:

"Ultimately, what I and other sex therapists see is people who keep making sexual decisions whose consequences they regret. And they keep making those same decisions with the same regrettable consequences. That’s not an addiction–it’s a recognizable feature of being human, whether the decisions are about eating cookies, buying sweaters, staying up too late on a weeknight watching TV, or breaking a vow to meditate every day.

That is, repeatedly making sexual decisions whose consequences you regret does not make you a sex addict. It makes you a flawed person who needs to change—whether your relationship, your integrity, your church, your alcohol use, or your mental health problem.

How do I and other sex therapists treat this?

If we see untreated depression, anxiety, or other mental health problems, we treat that—often with a combination of therapy and medication. 

With everyone else, we do therapy. We help people, often quite substantially. 

When we’re done, they aren’t lifelong addicts in lifelong recovery. They’re adults who have a different view of themselves, who feel human, whose impulses aren’t so urgent, who make better decisions, who aren’t perfect—and who can accept that. Uncrippled by shame, they have more integrity, and are far more likely to keep their promises. They no longer see their sexuality as dangerous.

They’re cured. They’re not addicts anymore.

They never were."

irgendwelche Tipps..?

Das schwierige ist, einen guten Therapeuten zu finden, noch schwieriger, einen Termin zu bekommen.

Erste Anlaufstelle wäre natürlich der Hausarzt, der dann an einen Facharzt verweist.

Minimalanforderungen:

  • Der Therapeut sollte kein windiger Geschäftemacher sein, der explizit "Pornosucht" "behandelt", da die Krankenkasse dafür ggf. nicht aufkommt (weil es gar keine anerkannte Krankheit ist).
  • Auch ein Therapeut mit (stark) christlichem Hintergrund verbietet sich - die haben den Unsinn von der "Pornosucht" (wie auch "Sexsucht") erfunden, weil "normale" menschliche Sexualität nicht in deren Bild passt, wie Sexualität gefälligst zu sein habe.
  • Und da das neue ICD 11 (Liste aller Störungen und Krankheiten) bereits vor über einem Jahr in Kraft getreten ist (wo die zuständige Arbeitsgruppe der WHO die Forderung nach Aufnahme in den Katalog abgeweisen hat), sollte dies jedem Facharzt bzw. -ärztin bekannt sein.

PS:

Es ist schon mal gut, geht ihr so offen mit diesem Thema um.

Nur denke ich, darf es auch nicht ein Dauerbrenner sein, denn je mehr man darüber nachdenkt, redet, desto mehr kann dies eben auch zu einer Blockade führen.

Wenn es geht, versucht einfach mal das Thema Sex, für einen Monat aussen vor zu lassen. Einfach nur kuscheln ohne wirklich mehr zu wollen. Sich zu sagen, das ist gut so wie es grad ist und was sich daraus ergibt.

Halt einfach den mentalen Druck weg zu nehmen. Es muss nicht aber es darf natürlich zum Sex kommen. So wie man das grad spürt.

Und eben, wie du schon angesprochen hast, wäre sonst eine Sexualtherapie sicher nicht verkehrt.

Den PC vielleicht mal für ein Wochen wegnehmen und andere Highlights schaffen

Kiuendey  06.04.2023, 06:13

das würde ich machen, wärs mein Freund. Gegessen wird zuhause 😅

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Er sollte mal (einige sitzungen) zum psychotherapeuten. Denke er wurde als kind vergewaltigt. Wenn ein ereignis zu hart ist um damit klar zu kommen, vergisst es die betroffene person (bzw wird in save verschoben). Wenn man alt/stark genug ist um damit fertig zu werden fällt es winem wieder ein (oft braucht es einen anstoß).

Das würde auch pornosucht und impotenz erklären. Pornosucht, weil er versucht damit klar zu kommen und sich deshalb stets immer wieder mit dem thema beschäftigt (trauma eben).

Und impotenz, weil er das thema eigentlich gar nicht mag.

Woher ich das weiß:Hobby – Psychologie halt.
Artur712  06.04.2023, 04:53

Man muss nicht gleich teufel an wand malen. Kann auch sein dass er mit 10j öfters im internet was guckte. Und das zur gewohnheit wurde. Und nachdem er kind/jugendlich war hat er es beibehalten wie manche sachen die man eben lernt (morgens waschen,...).

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Das passiert bei Pornosucht, man stumpft ab. Da hilft nur Abstinenz. Das kann ein paar Wochen dauern, 3 bis 6 Monate. Das Gehirn erholt sich in diesem Zeitraum und normalisiert sich.

Die Liste der Entzugserscheinungen sind lang. Aber es wird schon nach einer Woche eigentlich deutlich besser. Es kann und wird vermutlich zu einer temporären flatline kommen.

In der Jugend ist der Trieb recht stark. Wenn er auf die 30 zugeht wird es ihm vielleicht leichter fallen.

bwhoch2  06.04.2023, 09:33
Wenn er auf die 30 zugeht wird es ihm vielleicht leichter fallen.

Das ist ein Irrglaube. Er geht doch jetzt schon auf die 20 zu. Und wie will man die Abstinenz kontrollieren? Ich glaube, ohne professionelle Hilfe geht es nicht.

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diem235er  06.04.2023, 09:45
@bwhoch2

Also mit 25 sollte er aus der Pubertät draußen sein. Das ist doch ein riesen Vorteil.

Eine therapeutische Begleitung ist sicher sinnvoll, wenn es zu schwer fällt.

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bwhoch2  06.04.2023, 10:15
@diem235er

Also mit 25 sollte er aus der Pubertät draußen sein

  1. Nicht sicher und
  2. ist Pornosucht nicht etwas, das an der Pubertät hängt. Ist es eine Sucht, dann ist es eine Erkrankung, die nicht einfach vergeht.
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diem235er  06.04.2023, 10:39
@bwhoch2

Schreib doch deinen eigenen Beitrag. Du scheinst dich auszukennen.

1. Deshalb sag ich ja auf die 30 zu.

2. Ja, sagt schon der Name, dass es eine Sucht ist. Offiziell wird das allerdings als zwanghaft Sexualverhalten im icd diagnostiziert. Und im dsm ist es noch gar nicht aufgenommen.

Seltsam fand ich nur, dass als Kriterium nicht der neurologische Zusammenhang argumentiert wird. Es geht doch letztendlich um das Dopaminsystem.

Würde es als Sucht gelten, dann dürfte die Krankenkasse die Therapie zahlen. Das ist der Grund warum man hier so peinlich genau die Kriterien formuliert. Für Studien fehlen meist die Vergleichsgruppen.

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Libertinaerer  06.04.2023, 13:51
@diem235er
Ja, sagt schon der Name, dass es eine Sucht ist.

Und bei Mozartkugeln ist ja auch Mozart drin. Das sagt ja schon der Name. 🤦‍♂️

Die Pornografie kann nichts dafür, dass es Gestörte gibt, die etwas als "Sucht" bezeichnen, was halt keine ist. 🤷‍♂️

Offiziell wird das allerdings als zwanghaft Sexualverhalten im icd diagnostiziert.

? Weil es keine "Pornosucht" gibt. Eine Zwangstörung ist keine Sucht, sondern, Überraschung!, eine "Zwangsstörung". Deswegen nennen wir es ja z.B. auch "Handwaschzwang" und nicht "Handwaschsucht", wenn jemand an dieser Zwangsstörung leidet.

Und: So wie Händewaschen nicht ursächlich ist für einen Handwaschzwang, so ist Pornokonsum nicht ursächlich für zwanghaftes sexuelles Verhalten (CSBD).

Und im dsm ist es noch gar nicht aufgenommen.

Könnte einem zu denken geben.

Seltsam fand ich nur, dass als Kriterium nicht der neurologische Zusammenhang argumentiert wird. Es geht doch letztendlich um das Dopaminsystem.

Nein, das ist schlicht Unsinn. Stetig verbreiteter Unsinn von Leuten, die sich nicht damit auskennen, es aber toll finden, den Unsinn weiter zu verbreiten ... 🙄

Würde es als Sucht gelten, dann dürfte die Krankenkasse die Therapie zahlen.

Es gibt keinen Grund, dass die Krankenkassen für eine erfundene Krankheit zahlen sollten, die es nicht gibt.

Übersteigertes Sexualverhalten (was immer das sein soll - da hat ein Sexualtherapeut sicher eine andere Auffassung, als z.B. der Papst) ist ein Symptom (von vielen möglichen). Da muss man dann die Ursache ermitteln, und (von den vielen möglichen) behandelt man dann die erkrankung, die für das Symptom ursächlich ist.

Das zahlt auch die Krankenkassr, weil typische Ursachen absolut gängige Krankheiten sind (vorneweg: Depressionen).

Aber das betrifft einen minimalen Prozentsatz aller Pornokonsumenten.
Das, was Hinz und Kunz gemeinhin (und gerne selbstdiagnostiziert) "Pornosucht" nennen, ist noch nicht einmal pathologisch, sondern einfach ein anerzogen gestörtes Verhältnis zur Sexualität (siehe US-Evangelikale).

Das ist der Grund warum man hier so peinlich genau die Kriterien formuliert.

Der Grund ist, dass man besser nicht glaubt, was irgendwelche durchgeknallten US-Evangelikale oder windige Geschäftemacher der Selbstoptimierungsbranche tagein, tagaus so behaupten, ohne jede wissenschaftliche Evidenz und entgegen der Fachleute und deren Verbände.

Für Studien fehlen meist die Vergleichsgruppen.

? Studien gibt es. Nur keine, die zeigen, dass Pornokonsum süchtig machen würde. Schon bemerkenswert bei so vielen Konsumenten ...

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