Kaiserschnitt Vollnarkose?

5 Antworten

Das Krankenhaus darf (aber muss nicht) deine Wünsche ablehnen.

Die am Telefon meinten aber schon eigentlich machen sie keine geplanten Kaiserschnitte.

Ja, es gibt Kliniken, die Wert legen auf eine niedrige Kaiserschnittrate und die tatsächlich nur in Ausnahmefällen primäre Sectios durchführen. Da solltest du dir eventuell ein anderes Krankenhaus suchen für die Geburt.

 darf ein Krankenhaus mit den Kaiserschnitt mit Vollnarkose verweigern ?

Ja. Kein Krankenhaus und kein Geburtshelfer MUSS einen Kaiserschnitt durchführen.

Aus eigener Erfahrung kann ich dir aber sagen, dass eine Spinalanästhesie viel weniger dramatisch ist, als man sich das vorher so vorstellt. Ich dachte nämlich vorher auch "oh mein Gott, die stechen in mein Rückenmark, wärs nicht besser, die legen mich einfach komplett schlafen".

Ich hatte einen geplanten Kaiserschnitt aus medizinischen Gründen, mit Spinalanästhesie.

Du brauchst vor der Spinalanästhesie wirklich keine Angst zu haben. Die Einstichstelle wird vorher betäubt und du wirst maximal einen leichten Druck spüren. Das Gefühl danach ist durchaus nicht unangenehm. Die Beine werden schwer und warm, so wie nach einem guten Glas Wein.

Es wird auch nicht mit der OP angefangen, solange du noch etwas spürst. Das wird wirklich genau überprüft. Und keine Sorge, du bekommst nur sehr wenig mit vom eigentlichen Geschehen. Vielleicht ein kurzes Ruckeln oder so. Nach meiner persönlichen Erfahrung ist das aber sehr viel weniger schlimm als zB eine Wurzelbehandlung beim Zahnarzt - wo man ja auch keinen Schmerz spürt, aber alles mitbekommt.

In der Regel wird jemand (zB deine Begleitperson oder auch der Anästhesist) versuchen, sich mit dir zu unterhalten, um dich abzulenken und auch um zu überprüfen, ob es dir weiterhin gut geht. Wenn dir schlecht wird vom Narkosemittel, sag einfach was und du bekommst sofort ein Mittel dagegen gespritzt.

Das schöne, wenn man während der OP wach ist: Wenn mit dem Kind alles in Ordnung ist, bekommt man es in den allermeisten Krankenhäusern direkt auf die Brust gelegt zum Bonden. Man hört den ersten Schrei und kann sein Kind dann direkt begrüßen. Diesen Moment, als der Kleine mir auf die Brust gelegt wurde und ich ihm zum ersten Mal in die Augen sehen konnte direkt nach der Geburt, das war etwas ganz besonderes.

Im übrigen kann ich einen Kaiserschnitt aufgrund der krassen Schmerzen danach nicht unbedingt empfehlen, aber die OP selbst und die Narkose waren wirklich nicht schlimm.

Wenn du eine bestimmte Operationsart möchtest und die das nächstgelegene Krankenhaus das nicht durchführen möchte, musst du eben so lange suchen, bis du ggf. eine Selbstzahlerklinik für die Geburt findest.

In jedem einzelnen Fall wählt der Anästhesist das Narkoseverfahren, das für den Patienten und die geplante Operation den größten Nutzen und das geringste Risiko beinhaltet. Das wird mit der werdenden Mutter aber in aller Ruhe vorher besprochen.

Bei einem geplanten Kaiserschnitt wird überwiegend eine Regionalanästhesie (Teilnarkose - PDA oder Spinale) eingesetzt. Denn dann kann eine Begleitperson mit in den OP, die Frau kann die Geburt ihres Kindes bewusst wahrnehmen und gleich mit ihm bonden.

Nach einer Operation unter Vollnarkose benötigten die Frauen früher Schmerzmittel als nach einer Regionalanästhesie, da die bei einer Vollnarkose eingesetzten Betäubungsmittel schneller ihre Wirkung verlieren als eine Teilnarkose.

Bei den häufigsten unerwünschten Wirkungen für das Kind (Anpassungsstörungen oder Atembeschwerden) zeigen sich keine wesentlichen Unterschiede zwischen den Narkosemethoden.

Eine Vollnarkose lässt sich schnell einleiten und wird daher in der Regel nur bei Notfall-Kaiserschnitten eingesetzt.

Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für einen Kaiserschnitt, wenn er medizinisch notwendig ist (als eine absolute oder relative Indikation vorliegt).

Die Operation ist immer dann zwingend notwendig, wenn die Gesundheit von Mutter und Kind bedroht ist. Bei der Mehrzahl der Kaiserschnitte wäre eine natürliche Geburt zwar grundsätzlich möglich, stellt jedoch ein Risiko für Mutter und Kind dar.

Eine Besonderheit stellt der Kaiserschnitt auf Wunsch dar. Er wird geplant zu einem bestimmten Termin durchgeführt, obwohl keine medizinische Notwendigkeit besteht. Der Eingriff und auch andere daraus entstehende Kosten werden daher nicht von der gesetzlichen Krankenversicherung gezahlt.

Ob bei dir eine Indikation gegeben ist, wird mit dir beim Geburtsplanungsgespräch besprochen.

Aber in der Praxis "findet" fast jede Klinik eine "medizinische" Notwendigkeit (und damit die Abrechnungsmöglichkeit mit der Kasse), allein um die Patientin als Kundin zu binden, in dem Wissen: "Wenn wir es nicht machen, macht es die nächste Klinik".

In Fällen, bei denen eine medizinische Indikation für einen Kaiserschnitt völlig fehlt, darf der Geburtshelfer dem Kaiserschnittwunsch der Mutter entsprechen, er ist jedoch nicht dazu verpflichtet.

Eine primäre Sectio sollte laut DGGG (Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe) nicht unbegründet vor 39+0 SSW durchgeführt werden.

Schau auch gerne mal meinen Beitrag hier:

https://www.gutefrage.net/frage/geburt-per-kaiserschnitt-oder-natuerlich#answer-412264015

Alles Gute für dich und eine gesunde Schwangerschaft!

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich bin seit fast 40 Jahren Hebamme

Lola089 
Fragesteller
 31.08.2021, 09:49

Vielen Dank

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Ja, selbstverständlich kann das Krankenhaus das verweigern. Insbesondere dann, wenn es für dich und/oder das Kind zu gefährlich ist.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Mediziner in der Nähe 😅