Ist ein Coming-Out nötig und was haltet ihr davon? Frage auch an Heteros gerichtet

23 Antworten

Deine Frage kann man wohl nicht eindeutig beantworten, da ein Outing nunmal eine sehr intime und persönliche Sache ist. Generell würde ich sagen, dass man selbst das Outing wollen muss und sich nicht von anderen oder äußeren Umständen dazu "zwingen" lassen sollte. Oft ist es "befreiend", manchmal aber auch eher nachteilig - da sollte man dann ruhig mal den Grips einschalten und "klug" handeln (bzw. es eben lassen^^).

Die Frage ist eigentlich viel mehr, wann und wo (bei wem) du dich outen sollst... willst! In der Schule... eher weniger... im Beruf... muss auch nicht sein... im Freundeskreis... ja, normalerweise dann schon und auch bei Familie und Verwandtschaft eher ja. Aber auch bei "ja" gilt: der Zeitpunkt / die Situation sollte passen... also einem selbst vor allem, damit man sich möglichst wohl/gut dabei fühlt.

Von daher würde ich deine Frage nach dem "ist es besser..." eher mit nein oder bestenfalls mit "ja, aber..." beantworten. "Empfehlen" würde ich es dir (oder jedem anderen Homo- oder Bisexuellen) gegenüber Leuten, die dir wichtig sind und zu denen du ein offenes und ehrliches Vertrauensverhältnis hast und dann eben zu einem Zeitpunkt, den du persönlich für "den Richtigen" hältst. Aber natürlich kann man auch "ungeoutet" eine Beziehung führen - wenn beide das so für gut/richtig halten und es im Alltagsleben dann kein großartiges "Versteckspielen" gibt... warum nicht. Zumindest in der Anfangszeit würde ich es durchaus als "gangbaren Weg" sehen. Auf Dauer dann vlt. eher nicht so...

ein outing ergibt fuer mich erst dann einen sinn, wenn man eine beziehung eingeht. dann ist man es dem partner schuldig.

ansonsten geht deine sexualitaet niemanden was an. ich habe frueher, als ich mich noch als "bisexuell" bezeichnet haette (jetzt "bevorzuge" ich der einfachheit halber schwul, da ich in einer schwulen beziehung bin) mit verschiedenen menschen sexuelle kontakte gehabt und bin auch, wenn ich mit frauen geschlafen habe nicht rumgelaufen und hab' irgendwem erzaehlt "hallo, ich hatte gerade heterosexuellen verkehr".

hinzugehen und familie und bekanntenkreis mit einem dramatischen outing rappelig zu machen, halte ich fuer in jeder hinsicht kontraproduktiv. wer allerdings, wenn er sich fuer einen partner entschieden hat, nicht bereit ist, auch vor familie, freunden und von mir aus gott persoenlich dazu zu stehen, der ist ein feigling.

Hey :)

Also ich bin der Meinung das muss jeder für sich selbst entscheiden, da jeder Mensch anders ist, manche sind offen, andere eher introvertiert...

Bei mir war es aber von Vornherein klar dass ich dazu stehen werde, da ich wirklich wundervolle Menschen habe die hinter mir stehen, und mein Umfeld, obwohl eher ländlich, da kaum ein Problem mit hat.. Also auf jeden Fall die Leute aus meiner Stufe. Den meisten davon habe ich das nicht erzählt und ich war auch eigentlich zu dem Zeitpunkt noch nicht bereit dafür, aber eine Bisexuelle aus meiner Stufe hat es rumerzählt..

Naja wie auch immer, ich hab mir von Anfang an gedacht: ich will dass es als etwas völlig normales angesehen wird, und wie soll es das wenn sich niemand outet? Außerdem..wenn ich da nicht zu stehe ist das so als würde ich es selbst als etwas "Schlimmes" ansehen wofür man sich verstecken muss..und das will und kann ich nicht..

Meine Freundin allerdings (seit knapp 3 Monaten :) ) die bis zu mir dachte hetero zu sein, will noch warten bis wir das öffentlich zeigen und das versteh ich auch voll :) Als es für mich noch so neu war hatte ich auch Angst davor.. Naja früher oder später wird das schon, ich lasse ihr die Zeit die sie braucht..:)

Ich steh da aber wenn mich wer direkt fragt ob ich nen Freund hab dazu und sage: nein ich hab ne Freundin, dann kommen eventuell ein paar überraschte Blicke aber tja ;)

Ich bin wer ich bin und dazu steh ich mittlerweile :)

So allgemein formuliert fällt es mir schwer, die Frage zu beantworten, weil ich das lieber nach Situationen beurteilen möchte, als ganz allgemein, aber ich versuche es mal.

Würde ich ein Outing grundsätzlich immer empfehlen? Ganz klar: Nein. Ich würde ein Outing dann empfehlen, wenn man bereit dazu ist. Und selbst dann würde ich kein Outing in der Schule/am Arbeitsplatz empfehlen und auch kein generelles Outing(wie zum Beispiel auf Facebook). Aus persönlicher Erfahrung und auch aus der Erfahrung von Freunden und Bekannten weiß ich, das es auch in der heutigen Zeit noch viele Menschen gibt, die (aus Unwissenheit/Dummheit/ohne Nachzudenken) homophoben Mist verbreiten und auch nicht vor Mobbing halt machen und meistens gar nicht merken, was sie den 'Betroffenen' damit antun. Auch in der heutigen Zeit gibt es noch so viele unangemesse Reaktionen auf Outings, so macht die Mutter eines guten Freundes von mir ihm immer Vorwürfe, seit er sich als schwul geoutet hat, das ich einfach vorsichtig sein würde.

Generell gilt: Die sexuelle Orientierung ist Privatsache, das geht erst einmal niemanden etwas an. Nicht den Arbeitskollegen, nicht die Frau an der Kasse im Supermarkt, nicht die Mitschülerin. Das man sich allerdings guten Freunden/der Familie gegenüber outet, ist durchaus nachvollziehbar und sicherlich auch sehr sinnvoll. Den ersten bekommen es die Leute sowieso mit, wenn man dann mal einen gleichgeschlechtlichen Partner hat, und zweitens muss man dann (als Lebse) keine "oh mein Gott findest du den auch so heiß?" und "warum hast du noch keinen Freund?" Gespräche über sich ergehen lassen ;-) Gegenüber solchen Personen (also Freunde, Familie) würde ich ein Outing schon empfehlen, es sei denn, die Familiemitglieder sind mir als sehr homophob aufgefallen. Dann würde ich es (bei Eltern) erst einmal lassen, bis ich ausgezogen bin und bei Freunden findet dann eben die natürliche Selektion statt & die Freunde, die einen nicht so akzeptieren wie man ist fallen automatisch weg. Kann auch sehr nützlich sein.

Ja, man kann auch ungeoutet jemanden kennen lernen. Nur vor der Person, auf die man steht, sollte man sich dann irgendwann schon outen beziehungsweise die Gefühle gestehen, sonst kann das ja gar nichts werden. Aber kennen lernen kann man immer Menschen und wenn man Glück hat, verliebt man sich dann auch in jemanden, der sich auch in einen verliebt hat :-) Und natürlich kann man auch ungeoutet eine Beziehung führen. Ob das einen auf Dauer glücklich macht sei mal so dahin gestellt, man muss sich halt in der Öffentlichkeit aufführen, als wäre man kein Paar & kann nur zu Hause/unter Eingeweihten wie ein Paar auftreten. Manchen Menschen geht das ziemlich an die Nieren & die kommen damit nicht klar, andere haben mit diesem Versteckspiel überhaupt keine Probleme. Das muss dann individuell entschieden werden.

Vorteile sind, das man leichter andere Homosexuelle kennen lernen kann. Zum Beispuel in Clubs, Bars, Restaurants, Jugendzentren ect, da man da nicht rein gehen wird, wenn man sich überhaupt nicht outen will oder wenn deine Freunde Homosexuelle kennen lernen, kann es sein, dass sie wollen, dass du die auch kennen lernst, gerade wenn sie wissen, dass du auch homosexuell bist. Außerdem fühlst du dich generell vielleicht etwas freier, weil du offen leben kannst & kein Versteckspiel spielen musst.

Nachtteile sind eventuelle negative Reaktionen, Getratsche, Verluste von sogenannten Freunden ect.

Ich persönlich vertrete folgende Haltung: Ich habe mich all meinen engen Freunden gegenüber geoutet, gegenüber dem größten Teil meiner Familie und gegenüber allen Personen, die mir wichtig sind und für Menschen, für die das eine Bedeutung haben könnte, wie vor Jungs/Männern die auf mich stehen damit sie sich keine Hoffnungen mehr machen, vor meiner Psychologin, meiner Frauenärztin ect, aber das betrachte ich nicht wirklich als Outing. Außerdem oute ich mich jedes Mal wenn ich mein Jugendzentrum betrete sozusagen wieder neu, wenn Leute da sind, die ich noch nicht kenne, aber die outen sich ja auch gleichzeitig vor mir. Das zähle ich auch nicht als wirkliches Outing, ebenso wenig wie in Communities für Homosexuelle. Sonst habe ich mir vor niemanden geoutet. Wenn mich aber jemand ganz direkt fragt, was auch schon vorgekommen ist, dann gebe ich eine ehrliche Antwort. Ich verstecke mich also nicht, aber ich gehe damit auch nicht hausieren, wenn du verstehst.

Ich hoffe, das hat deine Fragen jetzt einigermaßen beantwortet und ich habe nicht total am Thema vorbei geschrieben. Mit allgemein gestellten Fragen tue ich mich immer ein bisschen schwer.

slimatnight  22.07.2013, 13:12

Das wichtigste in diesem Beitrag war das Wort "Privatsache".

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Lichtkurier  18.08.2013, 21:35
@slimatnight

Hahahaha..........deshalb outet sie sich ja auch jeden Tag aufs neue, bei ihr unbekannten Leuten. Was für ein ätzendes Leben..........

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CharlieLoveU  21.04.2014, 19:25
@Lichtkurier

Wenn ich das "sie" in deinem Kommentar war, Lichtkurier, dann hast du irgendetwas falsch verstanden. Ich oute mich vor mir fremden Menschen in meinem Jugendzentrum, das aber ganz automatisch, weil jeder davon ausgeht, dass die Mehrheit der Jugendlichen dort homosexuell ist. Das ist immerhin die Zielgruppe, an die sich das Jugendzentrum hauptsächlich richtet. Und sonst komme ich nur in die Situation, mich vor fremden Menschen zu outen, wenn ich mit meiner Freundin in der Öffentlichkeit Händchen halte oder sie küsse. Das empfinde ich allerdings nicht als "ätzendes Leben", sondern als sehr angenehm, weil ich mich nicht verstecken muss.

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Naja irgendwann geschieht ein "Coming-Out" sowieso, spätestens wenn man als homosexuelle Person eine gleichgeschlechtliche Partnerschaft eingeht. Man kann das nicht ewig vor den Leuten verheimlichen und das ist, meiner Meinung nach, heutzutage auch überhaupt nicht mehr notwendig. Ich selbst hatte kein richtiges Coming-Out. Das lief nebenher und war eigentlich ein schleichender Prozess. Irgendwann habe ich eben Frauen angeschleppt und dann war die Sache klar. Man sollte da kein großes Thema draus machen, denn umso natürlicher man selbst damit umgeht, umso verständnisvoller und normaler reagiert meist auch das Umfeld.

SimbaSchatz  18.07.2013, 10:20

Zusatz: Man muss aber auch ganz klar unterscheiden, wo man den Leuten von seiner sexuellen Neigung erzählen kann und wo nicht. Ich unterscheide hier Arbeitsplatz/Bekannte/Freunde/Familie. Die Familie erfährt es sowieso früher oder später, Freunde vermutlich auch. Bekannte geht es meistens nichts an und beim Arbeitsplatz wäre ich vorsichtig.

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