Bedroht durch beschnittene Männer?

11 Antworten

Ich wurde in Kindesalter beschnitten, nein nicht aus religiösen Gründen, aus medizinischen, denn das gibt es auch und wird teilweise vergessen. Alle meine Partnerinnen kannten vor mir auch Männer mit Vorhaut, aber sie meinten ohne ist doch schöner. Aber jeder ist da anders. Ich habe mich als Kind deswegen auch geschämt, war der Einzige im Freundeskreis. Als ich dann im Schwimmbad gesehen hatte das es auch andere Kinder gibt, war es für mich normal. Es gibt auch Situationen da ist man froh wenn man keine mehr hat.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich habe mich selbst als Erwachsener beschneiden lassen und bin tatsächlich zufrieden damit. Ich verheimliche das auch hier nicht. Es war meine persönliche und freie Entscheidung, die ich als Erwachsener treffen konnte.

Ich habe mich hier deshalb noch nicht bedroht gefühlt. Natürlich gibt es konträre Auffassungen dazu.

Einerseits wird die Praxis der Beschneidung Minderjähriger kritisiert, was ich zu einem gewissen Teil auch verstehen kann, da es doch ein Eingriff in den Körper ist, den man bis zu einem gewissen Alter nicht begreifen und daher auch nicht wirklich einwilligen kann. Ich sehe das immer in einem Spannungsverhältnis zur Religionsfreiheit. Meine persönliche Auffassung ist, dass es unerträglich wäre, wenn Juden in Deutschland ihre Religion nicht mehr ausüben könnten, daher finde ich die geltende Regelung in Deutschland gut.

Andererseits gibt es schlicht Bashing von von Leuten, die über die Beschneidung an sich wenig Ahnung haben. Das sind aber sehr wenige Leute und ich fühle mich auch nicht bedroht von denen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – freiwillig mit 23 radikal beschnitten

Jost79  28.01.2025, 18:59
Meine persönliche Auffassung ist, dass es unerträglich wäre, wenn Juden in Deutschland ihre Religion nicht mehr ausüben könnten, daher finde ich die geltende Regelung in Deutschland gut.

Ja, ein Thema mit viel Spannung. Ich kann und will dir ausdrücklich nicht widersprechen, weil es wie eine Zwickmühle ist. Denn ist das Recht des Kindes auf Religionsfreiheit und das Recht auf körperliche Unversehrtheit nicht doch höher zu bewerten als die Religionsfreiheit der in dem Fall ja nicht selbst betroffenen Person? Ich bin hier vielleicht zu "gottlos" unterwegs, wenn ich die Rechte des Kindes im Grundgesetz stärker Werte. Deshalb bin ich persönlich gegen Kindsbeschneidung. Danke für deinen guten Beitrag.

Ich würde sagen, dass das für viele Männer ein sensibles Thema ist, weil es um ihr bestes Stück geht. Bei Fragen zur Penisgröße oder darüber wie dick er sein soll, werden Männer ähnlich emotional. Nur das dort alle lügen und behaupten sie hätten 20 cm in der Hose. Auch das ist aber ja irgendwo ein Schutzreflex.

Genau genommen sind Frauen da auch nicht anders. Wenn ein Mann z. B. große Brüste bevorzugt, heißt es auch oft "Mann ohne Hirn", oder "Porno beeinflusst". Oder wenn ein Mann schlanke Frauen mag, ist es "Fat Shaming".

Menschen scheinen recht empfindlich zu sein, wenn es um ihr Aussehen und konkret um ihre Intimstellen geht. Ich glaube das hat was damit zu tun, dass man die in der Regel ja nur zeigt, wenn man Sex mit jemandem hat. Beim Sex sind auch oft Gefühle für die andere Person im Spiel. Menschen fühlen sich in dem Bereich verwundbar, nackt, und verletzlich. Auch wenn gerade Männer so tun als sei das nicht so. Fairerweise muss man auch sagen, dass es dieses Abwehrverhalten auch von beschnittenen Männern geben kann, wenn Frauen unbeschnittene Männer bevorzugen, à la "Magst du etwa Käse?".

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Als Erwachsener beschnitten worden

Jost79  28.01.2025, 18:54

Ich glaube, es geht meistens viel mehr darum, wer warum beschnitten wurde. Eine Verherrlichung der Operation, vor allem am Kindern, polarisiert zu Recht. Um dein Beispiel aufzugreifen: wie wäre wohl die Diskussion, wenn es um die Operation an Mädchen zu Brustvergrößerung ginge? Präferenzen und Entscheidungen Erwachsener für sich selbst sind doch hoffentlich unstrittig.

Gentlef  28.01.2025, 19:49
@Jost79

Ja, natürlich. Beschneidung ist ein vielschichtiges Thema und umfasst auch kulturelle und ethische Fragestellungen. Das die medizinisch nicht notwendige Beschneidung von Kindern polarisiert, ist selbstverständlich. Aber bei der Frage ging es ja eher um sexuelle Präferenzen an Erwachsenen. Um da dein Beispiel aufzugreifen, es gibt schon auch Männer, die gemachte Brüste attraktiv finden und das auch sagen. Das heißt im Umkehrschluss nicht, dass man die Eingriffe an Minderjährigen gut findet.

Weil diese Personen einen Neid empfinden, es aber niemals zugeben würden

Naja, wer fragt, der kriegt halt ne Antwort. Und wenn jemand das Eine oder das Andere gut findet, dann sagt er das halt.

Problem ist, daß ein Beschnittener aus eigener Erfahrung weiß, wie sich das anfühlt, wurde er nach der Pubertät beschnitten, kennt er sogar beide Varianten und damit den direkten Vergleich.

Der Unbeschnittene weiß es halt nicht weil er es ja nicht kennt - maßt sich aber an, den Zustand, den er nicht kennt dennoch zu beurteilen.

und so verhärten sich da halt die Fronten.

Ich selbst kenne beide Varianten, weiß um die Vorzüge des Beschnittenseins, und wenn einer fragt, dann sag ich ihm das halt...

Und meine Beobachtung ist, daß Frauen auch die Vorzüge erst überhaupt kennen- und teils auch liebenlernen, wenn sie es mal probiert haben.

Aber letztlich ist es mir völlig egal, ob sich jemand beschneiden läßt oder nicht - er muß ja damit leben und nicht ich.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung