Kann es einem Unternehmer einer GmbH peinlich sein, wenn er nach seinem Abitur oder seinem Hauptschulabschluß gefragt wird?
LG
15 Stimmen
5 Antworten
Gerade Handwerker oder Menschen, die ihre Wurzeln im Handwerk haben, entscheiden sich oft gegen eine lange Regelschulzeit. Nach der Ausbildung hängen sie nicht selten noch einen Kaufmann an oder besuchen die Meisterschule. Da die nicht nur teuer, sondern auch schwer ist, können sie sehr stolz auf ihren Meisterbrief sein. Immerhin beneidet uns das Ausland um unsere duale Handwerksausbildung.
Versuche mal einen guten Handwerker zu finden. Die sind oft schwerer, als ein Rechtsanwalt oder Steuerberater zu bekommen. Und ihr Verdienst lässt sich durchaus sehen.
Nein - Schulabschlüsse oder überhaupt Abschlüsse zeigen zwar, dass man etwas kann - aber das kann man auch durch Taten zeigen. Bei einem gut laufenden Unternehmen ist der Abschluss irrelevant - und das weiss der Unternehmer auch.
Die Antwort ist für mich jein – und dafür gibt es fundierte Gründe.
Für Unternehmer mit Hauptschulabschluss kann die Frage nach dem Bildungsabschluss durchaus unangenehm sein. Dies liegt an der nachweislichen Stigmatisierung dieses Bildungswegs in der deutschen Gesellschaft. Studien belegen, dass Absolventen mit maximal Hauptschulabschluss auch nach erfolgreicher Berufsausbildung überdurchschnittlich häufig von Arbeitslosigkeit betroffen sind. Die Stigmatisierung geht so weit, dass manche Lehrkräfte ihren Hauptschülern vermitteln: "Du kannst nichts, du schaffst nichts!" – ein Phänomen, das durch Berichte von Betroffenen dokumentiert ist. Die negativen Zuschreibungen sind so gravierend, dass sogar die Abschaffung des Hauptschulabschlusses diskutiert wird, da er Jugendlichen schadet.
Die Unternehmensstatistiken verstärken dieses Bild: 58% der KMU-Gründer verfügen über einen Hochschulabschluss, während nur knapp ein Drittel der Deutschen insgesamt einen solchen Abschluss besitzt. Der wirtschaftliche Erfolg zeigt ebenfalls deutliche Unterschiede: Bei 88% der von Akademikern gegründeten Unternehmen liegt der Jahresumsatz über 50.000 Euro, während nur 7% der von Personen mit Berufsschulabschluss gegründeten KMUs Umsätze zwischen 500.000 und 1.000.000 Euro erreichen. Auch in Österreich haben 44% der Unternehmer mindestens die Matura (Abitur) und 20% sogar einen akademischen Abschluss.
Andererseits gibt es gute Gründe, warum die Frage nach dem Bildungsabschluss für Unternehmer nicht zwangsläufig peinlich sein muss. Es existieren prominente Beispiele wie Bill Gates (Microsoft) ohne Collegeabschluss und Richard Branson (Virgin Group), der nicht einmal die Schule beendet hat, die dennoch außerordentlich erfolgreich wurden. Experteneinschätzungen unterstreichen, dass für den unternehmerischen Erfolg Charaktereigenschaften und Mindset wichtiger sind als formale Bildung – besonders Durchsetzungsfähigkeit (61%), Geschäftstüchtigkeit (32%) und emotionale Intelligenz (19%).
Für Unternehmer, die bereits erfolgreich sind, kann ein Hauptschulabschluss sogar als Beweis besonderer Leistungsfähigkeit und Überwindung von Hindernissen gesehen werden. Sie haben bewiesen, dass sie trotz statistisch schlechterer Ausgangsbedingungen erfolgreich sein können.
Für Unternehmer mit Abitur ist die Frage hingegen selten problematisch, da dieser höchste deutsche Schulabschluss gesellschaftlich hoch angesehen ist und die beruflichen Perspektiven nachweislich verbessert. Die soziale Selektivität des deutschen Bildungssystems sorgt dafür, dass höhere Bildungsabschlüsse mit besseren Karrierechancen verbunden werden.
Die Bildungsdebatte in Deutschland bleibt komplex: Einerseits gilt Bildung als Schlüsselfaktor für sozialen Aufstieg, andererseits zeigen die Erfolgsgeschichten einzelner Unternehmer, dass formale Bildungsabschlüsse nicht alles sind. Dennoch prägen gesellschaftliche Vorurteile und statistische Realitäten die Wahrnehmung von Bildungsabschlüssen, was die Frage nach dem Schulabschluss für manche Unternehmer – besonders jene mit Hauptschulabschluss – durchaus zu einem unangenehmen Moment machen kann.
Somit hängt die Antwort stark vom individuellen Fall ab – vom persönlichen Werdegang des Unternehmers, dem bereits erreichten Erfolg und dem gesellschaftlichen Kontext, in dem die Frage gestellt wird.
Du hast das Thema so interessant umschrieben, dass ich eine Debatte darüber führen will haha
Von mir aber nur vollste zustimmung, der Abschluss sagt halt null aus. Das weiß eigentlich auch jeder außer denen die einen solchen haben weil sie vermutlich nicht eingestehen wollen dass es nichts besonderes ist.
Dem ein oder anderen wird es bestimmt unangenehm sein.
Die, die ich kenne und zb weder Ausbildung noch hohen Abschluss haben (vielleicht Real) denen ist es aber egal. Einem guten Unternehmer ist es auch egal, denn du musst durch viel viel unangenehmere Hindernisse gehen als sowas lächerliches. Wenn jemand Hauptschulabschluss aber 20 Mitarbeiter hat, denkst du, der lässt sich kränken von einem Vollzeitloser der 50k Vermögen hat (wenn überhaupt) dafür aber irgendwie 2x studiert und 3 Berufsabschlüsse? Die Leistung zählt immer mehr als irgendein Blatt Papier.
Können tut es das durchaus ... weil damit seine Kompetenz in Zweifel gezogen wird.
Diese ergibt sich aber nicht durch Schulabschlüsse.