In welcher Erzählperspektive schreibt ihr am liebsten?
Erklärung der verschiedenen Erzählperspektiven:
https://www.literatur-welten.de/schreiben-lernen/71-erzaehlperspektiven
27 Stimmen
8 Antworten
Ich mag den personalen Erzähler, weil er für mich eine gesunde Mischung aus Distanz & Nähe zur Hauptfigur schafft. Während der Ich-Erzähler mir zu nah an der Hauptfigur ist, ist mir beim auktorialen Erzähler zu viel Distanz da.
Schreibe selbst und finde es echt gut mit wechseln die verschiedenen Gefühle auszudrücken. Aber Auktorialer Erzähler finde ich auch sehr praktisch
Beim Schreiben bevorzuge ich heute den personalen Erzähler.
Früher habe ich gern in der Ich-Perspektive geschrieben, fühle mich damit inzwischen aber nicht mehr ganz so wohl. Der personale Erzähler gibt mir mehr Raum, neutral und persönlich zu erzählen – je nachdem, was die Szene gerade braucht.
Ich kann mich also stilistisch freier ausdrücken als es beim Ich-Erzähler der Fall ist und trotzdem ähnlich nah an der Figur bleiben.
Liebe Grüße
Ich-Erzähler:
Ich starrte aufs Display. Nichts. Natürlich nicht. Wieso sollte sie schreiben? Ich war der Idiot.
Die Worte von vorhin hallten immer noch in meinem Kopf nach. "Dann geh doch!" -so verdammt klischeehaft. Und ich? Ich war tatsächlich gegangen. Großartig.
Die Wohnung war still. Aber nicht friedlich. Eher so, als würde die Stille mich auslachen.
Personaler Erzähler (neutral):
Nico starrte aufs Display. Keine Nachricht. Er atmete aus, langsam, fast lautlos.
Die Worte des Streits liefen wie in Endlosschleife durch seinen Kopf. „Dann geh doch.“
Er war tatsächlich gegangen - und nun saß er hier. Allein.
Personaler Erzähler (persönlicher):
Das Display blieb dunkel. Natürlich. Warum auch nicht? Als hätte sie ihm verziehen."Dann geh doch." Diese Worte fraßen sich immer wieder in seinen Kopf, kratzten an seinem Stolz, an diesem jämmerlichen Rest von Würde, den er noch mitgenommen hatte, als er wirklich ging.
Nun saß er hier. Auf diesem Sofa, das plötzlich viel zu groß wirkte. Die Stille war kein Trost. Sie war höhnisch.
Beim personalen Erzähler bin ich nicht zwingend abhängig von der Wahrnehmung der Figur, kann sie aber einfließen lassen, wenn ich das will. Das macht sie in meinen Augen deutlich flexibler als ich die Ich-Perspektive.
Mir fällt es schwer aus der Ich-Perspektive zu schreiben, ist mir auch zu nah am Charakter, dann kann man nur schreiben, was der Charakter auch weiß und sieht. Auktorial find ich im Comedy-Kotext am besten.
Ich kann es gar nicht sagen. Ich finde fast alles cool.
Was findest du am besten?
Verständlich.
Wechselnder Ich-Erzähler verwende ich am meisten, vorallem bei mehreren wichtigen Charakteren um ihre Gedanken und Gefühle auszudrücken und da ich ihnen sehr gerne (manchmal zu) lange Vorgeschichten gebe, die nur Stück für Stück 'in ihren Gedanken' enthüllt werden. Aber personale & auktoriale perspektiven finde ich auch sehr gut.
Kannst du ein Beispiel nennen, wo du in einer Szene mehr Freiheit hast, weil du den personalen Erzähler anstatt den ich Erzähler verwendest?